Der Winter macht sich auf den Stromrechnungen bemerkbar: Das Licht wird schon am späten Nachmittag angeknipst, der Fernseher läuft für lange Filmabende. «Eine Strommangellage ist neben der Pandemie die grösste Gefahr für die Versorgung der Schweiz», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin (61) jüngst in einer Videobotschaft.
Es muss einiges gleichzeitig schiefgehen, damit es in der Schweiz tatsächlich zu längeren Blackouts kommt. Klar ist aber: Es ist keine Selbstverständlichkeit mehr, dass immer und überall genügend Strom zur Verfügung steht.
Diese Sorgen hat auch Stromversorger Alpiq, vor allem während der knappen Wintermonate. Die Wasserkraftwerke kommen bei Schnee und Eis nicht in die Gänge, der wichtige Stromlieferant Wasser steht still. Dem soll in Zermatt ein neuer Stausee entgegenwirken. Alpiq bestätigt gegenüber der «Handelszeitung»: Ein entsprechendes Projekt sei mit der Kraftwerkbetreiberin Grande Dixence in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Zermatt VS in Planung. Die neue Energiequelle soll Sommerstrom produzieren, welcher bei Überschuss teuer exportiert wird.
Im Sommer liefern, im Winter importieren
Konzernleiterin Antje Kanngiesser (47) warb an einem Anlass in Zermatt bereits für den Stausee. Die Gletscherschmelze führe dazu, dass beim Gornergletscher ein natürlicher See entstehe, so Kanngiesser. Nun will Alpiq von der Schmelze profitieren: Liesse man bei diesem See eine Talsperre für einen Stausee errichten, ergäbe sich ein Speicherpotenzial von 640 Gigawattstunden Strom. Mit dieser Energie könne man 150'000 Haushalte mit Strom beliefern.
Interessant ist der neue Stausee, um das grosse Problem der Schweizer Stromversorgung zu bekämpfen. Im Winter herrscht Knappheit, die Schweiz importiert regelmässig Strom aus dem Ausland. Im Sommer hingegen wird überschüssiger Strom aus Schweizer Wasserkraft teuer verkauft. Und genau das wäre der Vorteil des Stausees in Zermatt: Die Sommermonate füllen die Kassen für die kalten und teuren Wintermonate.
E-Autos brauchen Strom
Dass der Strom knapp wird, hängt auch mit dem Atomausstieg zusammen. Die ganzjährigen Kraftwerke fallen in Zukunft weg. Doch die Energie wird dringend gebraucht, denn klimaschonende Alternativen, wie etwa E-Autos oder E-Velos, setzen auf Elektrizität. (knr)