Drastische Massnahme kostet 1,8 Millionen Franken
Walliser Skigebiet verkürzt den längsten Sessellift

Die Aletsch Bahnen verkürzen den Talegga-Sessellift auf der Fiescheralp um 500 Meter. Drei Masten wurden abgebrochen. Auch die Skipiste wird kürzer. Grund dafür ist der auftauende Permafrost. Diese drastische Massnahme kostet 1,8 Millionen Franken.
Publiziert: 07.11.2024 um 17:05 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2024 um 19:32 Uhr
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Die Bergstation des Talegga-Sessellift auf der Fiescheralp wurde versetzt.
Foto: PD

Auf einen Blick

  • Am Fusse des Eggishorns wurde die Bergstation des Sessellifts verschoben
  • Der auftauende Permafrost hat das ganze Gebiet ins Rutschen gebracht
  • Masten des Lifts drohten zu kippen
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Es ist eine heftige Massnahme: Die Aletsch Bahnen verkürzen den Talegga-Sessellift auf der Fiescheralp VS. Die Fahrt mit dem modernen 6-er-Sessellift – er wurde erst 2010 für 20 Millionen Franken gebaut – endet diese Saison 500 Meter früher als sonst. Der oberste Teil der Anlage unterhalb des Eggishorns (2926 m.ü.M.) wurde abgebrochen, schreibt der «Walliser Bote». Und weiter unten wieder aufgebaut.

Für Ski-Fans des Aletsch-Gebiets ist das eine traurige Nachricht. Und für die Betreiber eine kostspielige Massnahme, welche die Bahnen 1,8 Millionen Franken kostet.

Nötig wurde sie, weil der auftauende Permafrost des Blockgletschers das Gebiet um die obersten Masten der Bahn in Bewegung bringt. Dieser wanderte in den letzten Jahren mit 20 bis 50 Zentimetern – Tendenz steigend. Das hat eine Analyse des Schnee- und Lawinenforschungsinstituts Davos GR gezeigt.

Masten haben sich gedreht

Besonders stark ist die Bewegung rund um die obersten drei Stützen der Bahn. Sie rutschen nicht nur, sie drehen sich auch und verändern den Neigungswinkel. Die Stabilität der Anlage längerfristig nicht gesichert. Der Aufwand wurde immer grösser, um die Bahn noch betreiben zu können. Deshalb haben die Bahnen die Handbremse gezogen.

Jetzt sind die obersten Stützen der Bahn weg. Die Masten wurden mit einem Helikopter weggeflogen. Die Bergstation am Fusse des Eggishorn wurde gezügelt. Sie steht neu auf 2562 statt auf 2724 Metern über Meer. Das hat auch Folgen für die Skipiste. Diese ist ab sofort 600 Meter kürzer. «Der Entscheid, diesen Sessellift zu verkürzen, ist uns natürlich schwergefallen», sagt Valentin König, CEO der Aletsch Bahnen. Man habe sich von verschiedenen Experten beraten lassen. «Schlussendlich ist es eine Lösung der Vernunft. Und es ist eine Lösung, die nachhaltig ist.»

«Komplett falsch eingeschätzt»

Die Verkürzung sorgte auf dem politischen Parkett für Kritik. So meldete sich Aaron Heinzmann, Präsident der Oberwalliser Grünen, zu Wort. «Bei der Planung dieses Sessellifts wurde der Blockgletscher und das damit verbundene mögliche Schmelzen des Permafrosts entweder komplett falsch eingeschätzt oder willentlich ignoriert», wirft er dem Verantwortlichen im «Walliser Boten» vor. Und fügt an: «Die Klimakrise ist nicht erst seit gestern eine Realität.»

CEO Valentin König hat für diese Kritik wenig Verständnis. Er sagt zu Blick: «Den damaligen Verantwortlichen kann man keinen Vorwurf machen. Sie haben sich von externen Fachleuten beraten lassen und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.» Die Bewegungen des Blockgletschers seien jetzt doppelt so stark wie bei der Projektierung der Anlage angenommen. Das habe keiner voraussehen können.

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