Corona scheint weit weg. Schon dreieinhalb Jahre ist es her, seit die Börsen im März 2020 infolge der Lockdowns abstürzten. Und doch ist Corona wieder nah. Die Corona-Untervariante BA.2.86, auch Pirola genannt, wird derzeit beobachtet und könnte auch wieder zu einer Erkrankungswelle führen. Aber Lockdowns oder Börsenabstürze sind kaum mehr zu befürchten.
Das ruft Börsianer aber wieder in Erinnerung: Wer am 16. März 2020 oder ein paar Wochen danach Schweizer Aktien gekauft hat, kann sich heute über satte Kursgewinne freuen. Diese fünf Schweizer Aktien haben seit dem Corona-Tiefpunkt bis heute die grössten Kurssprünge gemacht.
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Fünfter Platz: Aryzta
Die Aktie des Backwarenkonzerns Aryzta hat seit Mitte März 2020 um 252 Prozent zugelegt. Damit gehört das Unternehmen aus Schlieren ZH zu den grössten Kursgewinnern in dieser Zeit.
Die bekanntesten Produkte von Aryzta sind etwa die Hiestand-Gipfeli oder die McDonald's-Brötchen für die Schweiz. Alleine seit Jahresbeginn hat die Aktie des Backwarenkonzerns 25 Prozent an Wert gewonnen. Anfang Mai erreichte die Aktie zeitweise den höchsten Stand seit fast fünf Jahren und ist seitdem leicht gefallen.
Im Geschäftsjahr 2021/22 (es endet jeweils Ende Juli) gelang es dem einstigen Krisenunternehmen Aryzta erstmals seit mehreren Jahren wieder, den Umsatz zu steigern. Das Unternehmen, das heuer zum sechsten Quartal in Folge zweistellig zugelegt hat, hat damit den Turnaround geschafft und die Corona-Krise definitiv hinter sich gelassen. Ein wichtiger Meilenstein war auch der Verkauf der Nordamerika-Geschäftes 2021.
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Aryzta rechnet 2025 mit Umsätzen von mehr als 2 Milliarden Euro und einer EBITDA-Marge von über 14,5 Prozent. Das wären rund 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Analysten schätzen, dass sich Aryzta als Marktführer zu einem Cashflow-Compounder mit hoher Wertschöpfung für die Aktionäre verwandelt. Eine Herausforderung werden wohl indes die hohen Rohstoffkosten bleiben.
Im Durchschnitt sehen Analysten für die Aktie ein Aufwärtspotenzial von knapp 30 Prozent vom heutigen Stand. Die Marktposition spricht für den Backwarenkonzern.
Vierter Platz: Swissquote
Die Onlinebank Swissquote schrammt knapp vorbei am Podest für die grössten Kursgewinner seit dem Lockdown. Die Aktie ist in dreieinhalb Jahren um 284 Prozent gestiegen.
Der Online-Broker war einer der Profiteure der Corona-Krise, weil die Leute wegen des Lockdowns zu Hause mehr Zeit vor den Computern verbrachten und sich so mehr für die Börsen interessierten, die sich nach März 2020 stark erholten. Dieser Boom hat sich gelegt, heute profitiert die Bank dafür aber von den gestiegenen Zinsen.
Im ersten Halbjahr 2023 ging der Grossteil des Wachstums denn auch auf nicht-transaktionsbasierte Erträge wie Nettozinsertrag und Depotgebühren zurück. Die Handelsaktivitäten auf der Plattform sind noch immer deutlich tiefer als zu Spitzenzeiten.
Mitte Juli erreichte die Aktie beinahe den Rekordwert von Ende 2021, seither gab sie aber 16 Prozent nach. Analysten hatten sich etwas mehr erhofft von den Halbjahreszahlen, insbesondere bei den Kundenvermögen und dem Kommissionsgeschäft.
Analysten sieht die Aktien der Onlinebank im Schnitt bei 220 Franken, was einer Steigerung von rund 29 Prozent vom derzeitigen Niveau und einem Rekord entspräche.
Dritter Platz: Meier Tobler
Auf dem dritten Platz landet der Klimatechnikspezialist Meier Tobler. Das Unternehmen konnte den Kurswert seit dem Lockdown mehr als verdreifachen (+332 Prozent).
Meier Tobler profitiert seit letztem Jahr von der erhöhten Nachfrage nach Wärmepumpen. Bei der Heizungssanierung trumpfen diese als ökologische Alternative auf.
Der Titel stieg von 15 Franken Anfang 2022 bis auf fast 55 Franken im Juli 2023. Obwohl die Firma Ende Juli gute Halbjahreszahlen vorgelegt hatte, rutschte der Kurs ab. Grund ist der Ausblick auf die sich abschwächende Baukonjunktur. Seit rund fünf Wochen bewegt sich der Titel nun stabil auf dem abgeschwächten Niveau.
Mittel- bis langfristig sehen die Perspektiven jedoch gut aus: Die Energiewende wird weiter vorangetrieben und in der Schweiz werden noch knapp eine Million Gebäude mit fossilen Energien geheizt. Zudem verspricht sich Meier Tobler vom bald fertiggestellten neuen Dienstleistungszentrum deutliche operative Verbesserungen.
Im Schnitt sehen Analysten bei der Aktie wieder ein Aufwärtspotenzial von 22 Prozent auf 52 Franken.
Zweiter Platz: Dottikon
Knapp vor Meier Tobler hat es Dottikon auf den zweiten Platz geschafft. Die Aktien des Aargauer Chemieunternehmens sind seit März 2020 um 340 Prozent gestiegen.
Die Aktie des Unternehmens von Hauptaktionär und CEO Markus Blocher hat durch die Corona-Pandemie einen richtigen Ruck erfahren, wie andere Schweizer Pharmazulieferer auch. Von einem Stand von 50 Franken im März 2020 stieg die Aktie bis auf 370 Franken bloss eineinhalb Jahre später. Derzeit notiert der Titel wieder bei 220 Franken. Das ist aber noch immer das Doppelte des Aktienwerts von Anfang 2020.
Analysten der Zürcher Kantonalbank prognostizieren eine Vervierfachung des Umsatzes in den nächsten zehn Jahren. Das Chemieunternehmen sollte in Zukunft einerseits von der Produktionsrückverlagerung in den Westen und andererseits vom Trend hin zu injektierbaren Wirkstoffen profitieren.
Den Kursrückgang von fast 20 Prozent seit Mitte Juni nutzte der Anlagefonds «Saraselect» kürzlich zum Einstieg bei Dottikon. Etwas verunsichernd wirkte dagegen Blochers Versuch, den Streubesitz der Aktien deutlich zu erhöhen. Blocher konnte Mitte Juni schliesslich 2,4 Prozent der ausstehenden und zuvor privat gehaltenen Dottikon-Aktien bei Investoren platziert. Geplant war allerdings eine Platzierung von bis zu 7,6 Prozent der ausstehenden Aktien.
Im Schnitt sehen Analysten bei der Aktie kein Aufwärtspotenzial mehr. Das durchschnittliche Kursziel für Dottikon liegt mit 220,50 Franken beim aktuellen Wert der Aktie.
Erster Platz: Meyer Burger
Auf dem ersten Platz landet Meyer Burger. Das Solarunternehmen konnte den Aktienwert seit dem Lockdown mehr als vervierfachen (+418 Prozent).
Der rasante Anstieg der Aktie darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Meyer Burger eine äusserst leidvolle Gesichte hinter sich und enormen Aktionärswert verbrannt hat. Beweis dafür ist das Rekordhoch der Aktie von 5.90 Franken im Mai 2012. Seit dem Corona-Tiefstand erreichte die Aktie maximal noch einen Wert von 0.71 Franken (Ende Februar dieses Jahres).
Zuletzt ging es für die Aktie von Meyer Burger jedoch vor allem abwärts. Seit der Gewinnwarnung von Mitte Juli und dem Verzicht auf Gewinnprognosen für das Gesamtjahr hat der Solarhersteller mehr als 40 Prozent an Börsenwert verloren. Meyer Burger beklagt «fehlende faire Marktbedingungen» aufgrund des Überangebots von chinesischen Solarmodulen.
Es ist etwas, auf das jüngst auch der norwegische Rivale Norsun hingewiesen hat. Auch Norsun leidet darunter, dass chinesische Billiganbieter den europäischen Markt regelrecht mit Billigmodulen flutet. Eigenen Angaben zufolge ist man bei Norsun sogar gezwungen, die Produktion am Hauptsitz bis Ende Jahr auszusetzen, wie der cash Insider am Montag berichtete. Belastend wirken auch die höheren Zinssätze: Sie verlängern die benötigte Zeit, um die Gewinnschwelle neuer Investitionen für Solarinstallationen zu erreichen.
Wegen der China-Konkurrenz in Europa und der höheren staatlichen Förderung setzt Meyer Burger den Fokus verstärkt auf die USA und den dortigen Kapazitätsausbau: Man geht ab 2025 von erreichbaren EBITDA-Margen von 25 Prozent und mehr für das USA-Geschäft aus.
Das Gros der Analysten verspricht sich viel von dieser Neuausrichtung. Das durchschnittliche Kursziel ist mit 70 Rappen fast doppelt so hoch wie der aktuelle Aktienwert. Der Titel dürfte weiter von Volatilität geprägt bleiben - und bleibt ein riskantes Investment.