Die zweifelhafte Rolle des alt Bundesrats bei Alstom
Drückeberger Deiss

Alt Bundesrat Joseph Deiss war Präsident von Alstom Schweiz. Die gehört heute der US-Firma General Electric. Welche Rolle der Ex-Magistrat nun innehält, ist unklar.
Publiziert: 16.01.2016 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2019 um 15:04 Uhr
«Man sollte jetzt nicht in Panik geraten.» – Joseph Deiss.
Foto: Keystone
Philipp Albrecht und Vinzenz Greiner

Es ist alt Bundesrat Joseph Deiss (69), der am Mittwoch die Hiobsbotschaft vom 1300-Stellen-Kahlschlag bei Alstom überbrachte. Aber nicht der betroffenen Belegschaft, sondern lediglich dem Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann (59).

Welche Rolle spielt Alstom-Schweiz-Präsident Deiss heute, da der Konzern zu General Electric (GE) gehört? Hofmann sagt BLICK dazu: «Joseph Deiss hat sich sehr engagiert.»

Von Gewerkschaftsseite heisst es, Deiss sei bei den Konsultationsverfahren mit den Sozialpartnern immer anwesend gewesen. Ausser am Mittwoch. «Das war für uns eine Überraschung», sagt Syna-Zentralsekretär Diego Frieden (31). Deiss – plötzlich ein Drückeberger? Tatsächlich: Im Betrieb sei der frühere Bundesrat «nicht präsent», hört man von Unia-Mitgliedern.

Das sagt die Gewerkschaft
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Alstom streicht 1300 Arbeitsplätze:Das sagt die Gewerkschaft

2012 wurde der Freiburger als Präsident in den Verwaltungsrat geholt. Das heisst: Vier- bis fünfmal pro Jahr kleine Entscheide über die Strategie abnicken. Einblick ins Tagesgeschäft? Null. «Ich muss die Aktivitäten von Alstom in der Schweiz fördern», sagte er einmal. Er mache alles, um diesem Auftrag nachzukommen.

Die 5500 Alstom-Arbeitsplätze im Aargau.
Foto: Blick

In vage Formulierungen flüchtet sich Deiss auch im Frühling 2014. Damals zeichnet sich ab, dass der US-Industriegigant General Electric die Energiesparte von Alstom kaufen würde. Bis zu 15'000 Stellen stehen auf dem Spiel – Zuliefererbetriebe eingerechnet. Als sich die Journalistenanfragen häufen, lädt Alstom in Zürich zu einem kuriosen Medien-Lunch. Dort rutscht Deiss im schlechtesten Sinne in die Bundesratsrolle: Schwammiges folgt auf Unkonkretes. Dann wird es ihm zu viel: «Man sollte jetzt nicht in Panik geraten», bricht es aus ihm heraus. Und er räumt ein: Bei GE habe er nie einen Gesprächstermin erhalten.

Jetzt steht Deiss beim Unternehmen auf der Lohnliste – der Rollenkonflikt geht weiter. Als Ex-Wirtschaftsminister liegt ihm der Werkplatz Schweiz weiterhin am Herzen. Gleichzeitig arbeitet er für einen US-Konzern.

Dies noch dazu in einer unklaren Position. Denn das Schweiz-Geschäft von GE Power ist nur noch eine GmbH. Deiss wird seit November als Geschäftsführer erwähnt. Die GE-Pressestelle in Frankfurt (D) will dazu nichts sagen. Die Funktion von Deiss sei noch nicht bestimmt, sagt GE-Kommunikationsberater Stefan Bannwart (53). Ein solcher Prozess könne bis zu zwei Jahre dauern. Trotz seiner Position habe Deiss aber keine operative Aufgabe. Deiss’ Rolle bleibt zweifelhaft.

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