Amis streichen 1300 Stellen bei Alstom
Jeder vierte muss gehen

Der Schock bei den Alstom-Mitarbeitern sitzt tief. Über 1000 Stellen werden gestrichen und die Arbeiter mussten das Ganze durch die Medien erfahren.
Publiziert: 13.01.2016 um 21:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2019 um 15:04 Uhr
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Die Alstom-Angestellten werden im Trafo in Baden AG über den Stellenabbau informiert.
Foto: Siggi Bucher
Von Michael Bolzli und Philipp Albrecht

Ein ganzer Kanton steht unter Schock. Der grösste Aargauer Arbeitgeber kündigte gestern eine Massenentlassung an. 1300 Jobs sind gefährdet. Damit muss ein Viertel der rund 5500 Alstom-Angestellten in den nächsten zwei Jahren um den Job zittern. Seit dem 1. November gehört die Energiesparte des französischen Industriekonzerns dem US-Riesen General Electric (GE). Jetzt greifen die Amis zur Sparkeule und wollen Doppelspurigkeiten ausmerzen.

Vor dem Kongresszentrum Trafo in Baden AG weht am Mittwochmittag ein rauher Wind. In Bussen werden die Mitarbeiter dorthin gefahren. Sie kommen aus Turgi, Oberentfelden, Birr und Dättwil. Die Stimmung ist gedrückt. Reden wollen die Wenigsten. «Ich habe aus den Medien vom Stellenabbau erfahren», knurrt ein junger Polymechaniker. Und das sei nicht das erste Mal, ergänzt sein Kollege. Drinnen werden sie schliesslich über die Massnahmen informiert.

Auch der Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann (59) hat erst kurz vor Mittag vom Job-Schock erfahren. Joseph Deiss (69), alt Bundesrat und Ex-Verwaltungsratspräsident von Alstom Schweiz, tauchte mit einem GE-Vertreter bei ihm im Büro auf und überbrachte die Hiobsbotschaft.

Hofmann ist schockiert: «Für uns ist das ein harter Schlag», sagt er zu BLICK. «1300 ist eine Riesenzahl. Das lässt sich nicht so einfach wegstecken.» Hofmann will nicht tatenlos zusehen: «Wir kämpfen dafür, diese Zahl noch zu verkleinern. Die Frage ist: Kann man den Abbau nicht mit Kurzarbeit oder anderen Modellen reduzieren?»

Mit einem Abbau musste Hofmann rechnen. Die GE-Verantwortlichen hatten im November Kürzungen angekündigt. Schliesslich gibt es zahlreiche Überschneidungen.

GE schluckte Alstoms Energiegeschäft letztes Jahr nach einem zähen Übernehmepoker. Auch Siemens wollte zuschlagen. Dann mischte sich Frankreichs Staatspräsident François Hollande (61) in die Verhandlungen ein. GE-Chef Jeffrey Immelt (59) versprach ihm, zahlreiche Arbeitsplätze nach Frankreich zu verschieben, falls seine Firma den Zuschlag erhalte. Das ist zwei Jahre her. In Baden begann das grosse Zittern.

Die Infoveranstaltung im Trafo ist unterdessen beendet. «Die haben bloss gesagt, was wir schon aus den Medien wussten», klagt ein Mitarbeiter. Konkrete Pläne seien nicht bekannt. Nur, dass «die Umbauphase erst begonnen hat». Wer mit einer Kündigung rechnen muss, bleibt offen. Auch ein Sozialplan existiert noch nicht. «Immerhin konnten wir Fragen stellen». Doch die meisten Antworten seien ungenügend gewesen. Zahlreiche Alstom-Leute hatten schon länger mit einem Kahlschlag gerechnet: «Die Stimmung war schon einige Zeit angespannt», sagt einer. «Ich wäre überrascht gewesen, wenn weniger als 1000 Stellen verloren gegangen wären.»

Auch Mark Büttikofer (55), Gemeindeammann der Alstom-Gemeinde Birr AG, hat einen Stellenabbau erwartet. Doch dass er so hoch ausfällt, überrascht ihn. «Wir müssen jetzt mit weniger Steuereinnahmen rechnen», sagt er nur.

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