Die Schweizer Christbäume werden knapp
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Wegen Hagel und Corona:Die Schweizer Christbäume werden knapp

«Die Tannen werden knapp»
Schweizer Christbäume sind so gefragt wie nie

Wer dieses Jahr einen Tannenbaum in die Stube stellt, will einen aus der Schweiz. Die Tannen von Produzent Paul Wälchli gehen weg wie warme Brötli. Auf seinem Hof stehen 1500 Bäume auf Lager – selbst das könnte für diese Saison knapp werden.
Publiziert: 20.12.2021 um 00:54 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2021 um 09:33 Uhr
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«Mit 1500 Tannen haben wir dieses Jahr tendenziell zu wenige Bäume zum Verkauf», so Paul Wälchli (65).
Foto: Blick
Karin Frautschi und Darija Knezevic

Frischer Tannenduft und knirschender Schnee unter den Füssen: Für Tannenbaumproduzenten Paul Wälchli (65) aus Oschwand BE gehört das zum Alltag. Mit seiner Familie produziert Wälchli seit über 35 Jahren Christbäume. Verkauft werden sie direkt ab Hof in Wäckerschwend BE, in Tenero TI und in Lindenholz BE.

Die Maxime dieses Jahr: Die Schweizer Familien möchten Schweizer Tannen in ihren Stuben. «Wenn der Kunde die Wahl hat zwischen einem Schweizer Baum oder einem aus dem Ausland importierten, wählt er immer den Schweizer Baum», weiss Wälchli. Die steigende Nachfrage merkt auch er: «Mit 1500 Tannen haben wir dieses Jahr tendenziell zu wenige Bäume zum Verkauf.»

«Eine Tanne aus der Region»

Die Stammkunden Regina Leone (60) und ihr Partner Rolf Guggenbach (81) kaufen ihre Tanne schon das dritte Jahr auf dem Hof in Oschwand: «Vor ein paar Jahren sind wir per Zufall hier vorbeigefahren. Meine Frau wollte damals unbedingt einen Baum aus der Region», sagt Guggenbach.

Regionale Bäume werden beliebter. Mitverantwortlich dafür ist Corona. «Die Leute, die früher über die Festtage in die Ferien auf die Malediven flogen, bleiben jetzt zu Hause und wollen einen schönen und grossen Baum in der Stube haben», sagt Wälchli. Deshalb verkauft er seit letztem Jahr seine Bäume zusätzlich über einen eigenen Onlineshop. Mit den meisten Verkäufen rechnete Wälchli am Wochenende.

Totalausfall wegen Hagel und Unwetter

Knapp sind Schweizer Christbäume auch wegen der Unwetter im Sommer. Im Frühjahr hagelte es öfter. «Die Unwetter haben unsere Produzenten teils stark getroffen», sagt Philipp Gut (60), Geschäftsführer der IG Suisse Christbaum. Etwa fünf Prozent der Ernte ging kaputt. «Produzenten im Seeland und in der Region rund um den Bielersee berichten sogar von Totalausfällen», berichtet Gut.

Jede zweite Tanne hat ausländische Wurzeln

Laut der IG Suisse Christbaum stehen an Heiligabend rund 1,5 Millionen Christbäume in Schweizer Stuben. Für diese weihnachtliche Tradition geben wir jährlich 50 Millionen Franken aus. Fast die Hälfte der Christbäume verkaufen die Produzenten direkt ab Hof oder auf einem Christbaummarkt. 30 Prozent finden über den Grossverteiler ein neues Zuhause und 25 Prozent über Fachmärkte und Gartencenter. Jeder dritte Weihnachtsbaum ist eine Nordmanntanne, die beliebteste Sorte unter den Christbäumen. 40 bis 45 Prozent aller Tannen werden in der Schweiz auf einer Fläche von 600 Hektaren produziert. Die Restlichen kommen vorwiegend aus Dänemark und Deutschland.

Dänemark produziert auf 24'000 Hektaren über 12 Millionen Christbäume jährlich. Den Grossteil davon exportieren die Skandinavier in europäische Nachbarländer. Letztes Jahr importierte auch die Schweiz 260'000 Stück. «Das Klima und die flachen, nährstoffreichen Böden bieten hier gute Voraussetzungen für die Christbaum-Industrie», sagt Claus Jerram Christensen vom Dänischen Weihnachtsbaumverband. 2011 waren die Produzentenpreise für die Nordmanntannen sehr hoch. Die Dänen rochen den Braten und setzten die beliebten Tannen wie verrückt. Diese können jetzt gefällt werden. Und überfluten den europäischen Markt. Fabio Giger

Laut der IG Suisse Christbaum stehen an Heiligabend rund 1,5 Millionen Christbäume in Schweizer Stuben. Für diese weihnachtliche Tradition geben wir jährlich 50 Millionen Franken aus. Fast die Hälfte der Christbäume verkaufen die Produzenten direkt ab Hof oder auf einem Christbaummarkt. 30 Prozent finden über den Grossverteiler ein neues Zuhause und 25 Prozent über Fachmärkte und Gartencenter. Jeder dritte Weihnachtsbaum ist eine Nordmanntanne, die beliebteste Sorte unter den Christbäumen. 40 bis 45 Prozent aller Tannen werden in der Schweiz auf einer Fläche von 600 Hektaren produziert. Die Restlichen kommen vorwiegend aus Dänemark und Deutschland.

Dänemark produziert auf 24'000 Hektaren über 12 Millionen Christbäume jährlich. Den Grossteil davon exportieren die Skandinavier in europäische Nachbarländer. Letztes Jahr importierte auch die Schweiz 260'000 Stück. «Das Klima und die flachen, nährstoffreichen Böden bieten hier gute Voraussetzungen für die Christbaum-Industrie», sagt Claus Jerram Christensen vom Dänischen Weihnachtsbaumverband. 2011 waren die Produzentenpreise für die Nordmanntannen sehr hoch. Die Dänen rochen den Braten und setzten die beliebten Tannen wie verrückt. Diese können jetzt gefällt werden. Und überfluten den europäischen Markt. Fabio Giger

Detailhändler Coop, an den auch Bauer Wälchli liefert, hat offenbar vorgesorgt: «Wir verkaufen ausschliesslich Schweizer Weihnachtsbäume.» Trotz hoher Nachfrage habe man noch genügend Bäume an Lager.

Weniger Bäume im Angebot als geplant

Etwas anders sieht es bei der Migros aus: In «gewissen Regionen» sind weniger Schweizer Bäume im Angebot als geplant. «Einige unserer Produzenten mussten leider Hagelschäden verzeichnen», heisst es auf Anfrage von Blick. Neun von zehn Migros-Bäumen sind in der Schweiz gewachsen.

Wälchli blieb von den Unwettern verschont, weiss aber von betroffenen Kollegen: «Bäume mit Hageleinschlägen kann man versuchen zu retten, das ist aber mit einem enormen Aufwand verbunden.» Hagelschäden machen etwa 16 Jahre Arbeit kaputt, so Wälchli.

So bleibt der Weihnachtsbaum länger frisch

Viele stellen ihren Weihnachtsbaum schon Wochen vor dem 24. Dezember auf. Doch die warme Wohnungsluft führt bei den Tannen nach einer Weile zum Nadeln. Wenn man jedoch einige Tipps befolgt, bleibt der Baum länger grün und frisch.

Viele stellen ihren Weihnachtsbaum schon Wochen vor dem 24. Dezember auf. Doch die warme Wohnungsluft führt bei den Tannen nach einer Weile zum Nadeln. Wenn man jedoch einige Tipps befolgt, bleibt der Baum länger grün und frisch.

Für jede Stube ein passender Baum

Auf dem Familienbetrieb spannt man in den strengen Wintermonaten zusammen. Besonders Sohn Noel (24) ist für Wälchli eine grosse Stütze. Der gelernte Landmaschinenmechaniker übernimmt die schwere Arbeit. Beim Verkaufsstand bearbeitet er die Bäume mit Motorsäge und Bohrer. Sein Ziel: «Jeder soll mit einem passenden Baum nach Hause fahren und diesen fixfertig aufstellen können.» Nur schmücken muss man den Christbaum dann noch selber.

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