Auf einen Blick
Egal, ob als Wachmacher am Morgen oder als Genuss nach dem Mittagessen: Bei vielen gehört Kaffee fix zum Alltag. Doch der Rohstoff hat sich letztes Jahr deutlich verteuert. Vor allem seit November ist der Kaffeepreis nochmals deutlich nach oben geschnellt.
Blick erklärt dir, weshalb der Rohstoff immer teurer wird – und was das für die Preise im Detailhandel bedeutet.
Warum ist der Rohstoffpreis gestiegen?
Wegen des Wetters kam es gleich mehrmals zu Ernteeinbussen beim Kaffee: «Es gab eine Dürre in Vietnam, die die diesjährige Ernte geschmälert hat», erklärt Lambert Koers (67), Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Kaffee Schweiz. Auch in Brasilien, wo 40 Prozent des weltweiten Kaffees angebaut wird, gab es Ende letzten Jahres zu wenig Niederschlag. Gleichzeitig steigt der weltweite Konsum – inzwischen sind auch die Chinesen auf den Kaffeegeschmack gekommen. Mit über 1,4 Milliarden Einwohnern schlummert im Reich der Mitte ein riesiges Potenzial für den schwarzen Muntermacher. Die Folge: Das Kaffeeangebot ist knapp, und das lässt den Rohstoffpreis hochschnellen.
Wird der Kaffee jetzt im Detailhandel teurer?
«Der Einzelhandel, hauptsächlich Röster, müsste sicherlich die Verkaufspreise anpassen», so Koers im Gespräch mit Blick. Bei einzelnen Produkten haben sich die Preise im Verkauf bereits erhöht. Das bestätigen die grossen Detailhändler Migros und Coop, aber auch die Discounter Denner, Lidl und Aldi.
Bei Coop steigen die Preise beispielsweise bei den Espresso-Bohnen von Prix Garantie um 35 Rappen auf 6.85 Franken. Grösser ist der Anstieg beim gemahlenen Lungo-Kaffee von Naturaplan: Der Preis steigt von 8.70 auf 9.50 Franken. Die Packung Espresso-Kapseln von La Mocca Havelaar wird 15 Rappen teurer.
Die Migros erhöht die Preise von Kaffeeprodukten um 5 bis 10 Prozent. Beispielsweise beim Bohnenkaffee von Chicco d'Oro: 1 Kilo kostet jetzt 17.95 Franken – 1 Franken mehr.
Bei Denner sind zum Teil Produkte der Eigenmarke teurer geworden: Die Kapseln Nero Café au lait oder Nero Espresso sind jeweils um 10 Rappen teurer geworden, wie Recherchen zeigen. Bei Denner liegen die Preisanstiege zwischen 8 und 30 Prozent. Beim Discounter Aldi sind unter anderem die Kaffeekapseln von Mövenpick teurer geworden: neu 4.29 Franken statt 3.99.
Was kostet mehr: Kapsel oder Bohnenkaffee?
Die Preise ziehen bei Bohnenkaffee deutlich stärker an als bei Kaffeekapseln. Das liegt daran, dass bei Kapseln der Anteil Kaffee vergleichsweise kleiner ist als bei Bohnenkaffee. Trotzdem bleibt eine Tasse gemahlener Kaffee im Schnitt günstiger: «Der Tassenpreis eines Kapselkaffees ist im Verhältnis zu Mahlkaffee höher», so Koers.
Werden kalte Kaffeegetränke teurer?
Gemäss Coop und Denner bleiben dagegen die Preise für kalte Kaffeegetränke wie «Emmi Caffè Latte» vorerst gleich. «Da der Kaffee-Anteil verhältnismässig gering ist, konnte das bis jetzt abgefedert werden», so Denner. Preisanpassungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Steigen die Preise weiter?
«Die Rohstoffpreise sind sehr volatil, dadurch sind sowohl Preisanstiege als auch -senkungen jederzeit möglich», so ein Mediensprecher von Denner. Coop prüfe die Preisforderungen seitens Lieferanten genau und gebe diese nur weiter, wenn es «absolut unvermeidbar» sei. Auch bei Aldi können Preiserhöhungen in Zukunft nicht ausgeschlossen werden.
Wie verändert sich der Konsum?
«Herr und Frau Schweizer sind sehr traditionell und werden auch dann ihren Kaffee trinken, wenn die Preise noch mehr steigen», so Koers. Das bestätigen auch die Detailhändler und Discounter. «Bei Kaffee ist die Preiselastizität eher gering. Preisschwankungen haben nur einen geringen Einfluss auf den Konsum des beliebten Heissgetränks», so der Denner-Mediensprecher. Bei Lidl wird vermehrt auf Eigenmarken ausgewichen, die günstiger sind.