Heute präsentiert die PUK ihren Bericht zum CS-Niedergang
Die Ermittler, die Angeklagten, die grossen Abwesenden

Die Protagonisten der CS-PUK: Das Ermittlerteam aus 14 Parlamentariern, die Chefs der Bundesbehörden, die auf der Anklagebank sitzen, und die grossen Abwesenden, die Verantwortlichen bei der Credit Suisse.
Publiziert: 20.12.2024 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2024 um 22:12 Uhr
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Haben die Bundesbehörden versagt und beim Untergang der Credit Suisse zu lange zugeschaut?
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • PUK untersucht Credit-Suisse-Untergang. Bundesrat, SNB und Finma auf der Anklagebank
  • Too-big-to-fail-Regulierung versagte bei CS-Krise und muss überprüft werden
  • 14-köpfige Untersuchungskommission mit Parlamentariern ermittelt seit über einem Jahr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Wenn eine PUK – parlamentarische Untersuchungskommission – eingesetzt wird, dann muss in der Schweiz Gravierendes vorgefallen sein. Das gilt auch für den Untergang der Credit Suisse, der am 19. März 2023 nicht nur den Finanzplatz, sondern das ganze Land in eine Schockstarre versetzte.

Die PUK-Ermittler

Entsprechend gross sind die Erwartungen an die 14-köpfige Untersuchungskommission, welche die Bundesversammlung am 8. Juni 2023 eingesetzt hat.

Unter der Führung der Freiburgerin Isabelle Chassot (59, Die Mitte) hatten Parlamentarierinnen und Parlamentarier nun über ein Jahr Zeit, Licht ins Dunkel der Vorgänge zu bringen, die in der Notübernahme der CS durch die UBS gipfelten. Chassot zur Seite steht als Vizepräsidentin die St. Galler Nationalrätin Franziska Ryser (33, Grüne). Daneben ermittelten sechs Mitglieder des Ständerates: Andrea Caroni (44, FDP/AR), Maya Graf (62, Grüne/BL), Daniel Jositsch (59, SP/ZH), Matthias Michel (61, FDP/ZG), Werner Salzmann (62, SVP/BE) und Heidi Z'graggen (58, Die Mitte/UR). Ebenfalls zum Ermittlerteam gehörten die Nationalräte Beat Flach (59, GLP/AG), Alfred Heer (63, SVP/ZH), Thomas Matter (58, SVP/ZH), Leo Müller (66, Die Mitte/LU), Roger Nordmann (51, SP/VD) und Daniela Schneeberger (57, FDP/BL).

Alles politische Schwergewichte mit langjähriger Erfahrung in Bundesbern. Es ist ihnen zuzutrauen, dass sie es schaffen, die Schwachstellen in der Zusammenarbeit und Geschäftsführung der verschiedenen Bundes- und Aufsichtsbehörden aufzudecken. Denn nur das ist der Auftrag der PUK.

Die Anklagebank

Damit ist auch die «Anklagebank» definiert: Auf dieser sitzen vor allem der Bundesrat, die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht (Finma). Das Augenmerk der Ermittler gilt einerseits dem institutionellen Versagen dieser Behörden, aber auch der Frage, ob die obersten Verantwortlichen alles getan haben, um den Untergang der CS zu verhindern. Deshalb wird die PUK ganz besonders beim ehemaligen Finanzminister Ueli Maurer (74), seiner Nachfolgerin Karin Keller-Sutter (60), dem damals verantwortlichen SNB-Präsidenten Thomas Jordan (61) sowie der Finma-Präsidentin Marlene Amstad (56) hinschauen.

Auf der Anklagebank, um bei dem Bild zu bleiben, sitzt auch die Too-big-to-fail-Regulierung (TBTF). Eigens für den Fall einer Grossbank in Schieflage entwickelt, hat es die Schweiz in der falschen Sicherheit gelassen, dass auch eine Grossbank so abgewickelt werden kann, dass es zu keinem Erdbeben auf den Finanzmärkten und zu keinen gravierenden Behinderungen der Schweizer Wirtschaft, etwa im Zahlungsverkehr, kommt. Die PUK muss Klarheit darüber schaffen, wieso TBTF bei der CS nicht zur Anwendung kam und wo hier nachgebessert werden müsste.

Insider-Bericht zum Untergang der CS

Es war ein Hochseilakt, den die Schweizer Behörden in jenen vier schicksalhaften Tagen vor einem Jahr vollbringen mussten: Der grösste Zusammenschluss in der Bankenwelt seit der Finanzkrise. Was geschah in diesen dramatischen 96 Stunden wirklich? Wie konnte die Credit Suisse in eine derartig epochale Schieflage geraten – ausgerechnet die Bank, die als eine der wenigen globalen Geldhäuser gestärkt aus der Finanzkrise gekommen war? Bilanz-Chefredaktor Dirk Schütz liefert mit diesem Buch ein erschütterndes Zeitdokument.
Alles dazu im Buch.

Es war ein Hochseilakt, den die Schweizer Behörden in jenen vier schicksalhaften Tagen vor einem Jahr vollbringen mussten: Der grösste Zusammenschluss in der Bankenwelt seit der Finanzkrise. Was geschah in diesen dramatischen 96 Stunden wirklich? Wie konnte die Credit Suisse in eine derartig epochale Schieflage geraten – ausgerechnet die Bank, die als eine der wenigen globalen Geldhäuser gestärkt aus der Finanzkrise gekommen war? Bilanz-Chefredaktor Dirk Schütz liefert mit diesem Buch ein erschütterndes Zeitdokument.
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Die grossen Abwesenden

Nichts zu befürchten haben dagegen die Verantwortlichen der Credit Suisse. Die PUK ist ein politisches Gremium, ohne die Möglichkeit, auf die Privatwirtschaft durchzugreifen. Zwar mussten offenbar die beiden ehemaligen Präsidenten der CS, Urs Rohner (65) und Axel Lehmann (65), bei der PUK antraben, ebenso die CEOs Thomas Gottstein(60) und Ulrich Körner (62). Ob noch weitere CS-Verantwortliche in den Mangel genommen worden sind, ist offen.

Dabei wäre gerade die Sicht der zweiten und dritten Führungsetage spannend, um vielleicht besser zu begreifen, warum die Bank allerspätestens seit Herbst 2022 sehenden Auges in den Untergang gerast ist – und die ganze Schweiz dabei zugeschaut hat.

Der Autor erinnert sich an ein Mittagessen mit der Kommunikationsspitze der Bank im Spätsommer 2022, als er in einem schicken Zürcher Restaurant bekniet wurde, doch nicht immer so negativ über die CS zu schreiben. Wussten sie es tatsächlich nicht besser, oder haben sie einfach den Kopf in den Sand gesteckt, weil es eh schon zu spät war?

«Was bei der CS passiert ist, darf sich nicht wiederholen»
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Karin Keller-Sutter (60):«Was bei CS passiert ist, darf sich nicht wiederholen»
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