Als Krisengewinnler sehen sich die wenigsten gerne. Und doch gibt es Branchen und Wirtschaftszweige, die vom Ausbruch der Pandemie profitiert haben. Selbst innerhalb einer Branche sind nicht alle gleich betroffen – kann doch das gleiche Handwerk mal golden, mal eher ein Verlustgeschäft sein.
«Ich habe mit zwei Produzenten von Taschen aus Leder gesprochen», erzählt Jan-Egbert Sturm (51), Direktor der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. «Der eine hat seine Taschen vor allem an Touristen an den Flughäfen verkauft. Sein Geschäft ist zusammen mit den Passagierzahlen eingebrochen.» Der andere Produzent habe auf Fahrradtaschen gesetzt und deshalb vom Veloboom profitiert, so Sturm.
Ähnliches lässt sich auch in der arg gebeutelten Tourismusbranche beobachten. Zwar sind die Hotelübernachtungen letztes Jahr um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen, vor allem in den Städten und den international bekannten Feriendestinationen in den Bergen. Andererseits haben in den letzten Wochen kleinere Schweizer Wintersportorte mit ihren Angeboten gar nicht so schlecht abgeschnitten.
Corona leitet Gelder um
Die grossen Corona-Verlierer sind das Gastgewerbe, die Reisebüros, die Airlines sowie der ganze Event- und Kulturbereich. Zu den Gewinnern gehören dagegen die Pharmabranche oder auch die Finanzindustrie. Ebenso die IT-Branche, die mit Hard- und Software dafür gesorgt hat, dass im Homeoffice mehr oder minder reibungslos gearbeitet werden konnte.
Corona hat Geldströme umgeleitet. «Wir haben auf Reisen und Restaurantbesuche verzichten müssen», sagt Sturm. «Mit diesem Geld haben wir uns im Supermarkt etwas Gutes gegönnt.» Und haben so die Food-Abteilungen des Detailhandels zu weiteren Gewinnern gemacht.
Profiteur Staat
In der Krise hat der Staat seine Notwendigkeit unter Beweis gestellt und mit seinen Ausgaben für Tests oder Impfungen auch den Konsum gestützt. «Die Krise hat uns den Wert von funktionierenden öffentlichen Institutionen vor Augen geführt – im Gesundheitssystem, bei den Sozialsystemen oder in der Verwaltung», sagt Franziska Fischer (28), Ökonomin bei der Credit Suisse. «Daher könnte in Zukunft der Wille zum Ausbau dieser Bereiche durchaus steigen.»