Es ist die Frage, die beim Bewerbungsgespräch niemand mag: Welche Lohnvorstellung steht im Raum? Für Bewerbende unangenehm, weil sie mit ihrem Wunsch entweder viel zu hoch ansetzen oder aber nicht das Potenzial des zukünftigen Arbeitgebers ausnutzen. Für Firmen wiederum ein Graus, wenn ihre lohntechnischen Möglichkeiten nicht mit denen der ausgesuchten Person vereinbar sind.
Damit in dieser Diskussion Abhilfe geschaffen werden kann, gilt es, den Markt und die gängigen Löhne zu kennen. Doch Schweizer Firmen sind nach aussen in Bezug auf den Lohn noch immer verschwiegen – umso wichtiger sind transparente Lohndaten des Arbeitsmarkts.
Die Compensation-Beratungsfirma Kienbaum und die «Handelszeitung» werfen deshalb bereits zum 13. Mal einen Blick auf die Löhne der Spezialistinnen, Spezialisten und Fachkräfte.
Schweizer Firmen honorieren Fachkarrieren
In der Schweiz bevorzugen Unternehmen Bewerbende mit Fachwissen, der Begriff «Branchenkult» hat sich eingebürgert. Dieses Bild widerspiegelt auch der diesjährige Report. «Spezialisten und Spezialistinnen profitieren branchenübergreifend mit circa 1,8 Prozent am meisten von Gehaltserhöhungen», ordnet Tim Forrer, Director von Kienbaum, ein. «Viele Organisationen meinen es ernst mit dem Begriff ‹Fachkarriere›.»
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Den höchsten Fachlohn erhält ein Senior-Spezialist im Revisionsbereich, der seit fünf Jahren in seinem Gebiet arbeitet und sich entsprechend auskennt. Ein solcher Angestellter kostet die Firma rund 177'000 Franken. Auf den Revisionsspezialisten folgt im Lohnrang die Unternehmensentwicklerin. Eine Senior-Position ist hier 164’000 Franken wert, eine erfahrene Angestellte erhält 130'000 Franken und ein Junior bereits über 100'000 Franken Einstiegslohn.
Im Vergleich verdienen Angestellte in der Sachbearbeitung deutlich weniger. In Senior-Positionen wird hier selten die Marke von 100'000 Franken erreicht, die Löhne erfahrener Angestellter im Vertrieb, am Empfang oder auch im Finanzbereich bewegen sich im Bereich von 80'000 bis 90'000 Franken.
In Bezug auf die Branchen bezahlen die Banken die höchsten Spezialistinnenlöhne. Der Median liegt hier bei 142'000 Franken. Dicht auf den Fersen folgen die Versicherungen, die ihre Spezialisten mit 140'000 Franken entlohnen. Ebenfalls gesucht und gut bezahlt sind Chemie- und Pharmaexpertinnen, IT-Kenner und Beraterinnen. Sie alle freuen sich über Medianlöhne von mehr als 130'000 Franken.
Etwas abgeschlagen im Vergleich sind die Löhne im Bereich Holz- und Papierherstellung, in der Bauwirtschaft sowie im Bergbau. Auch die Bereiche Medien, Energieversorgung und Textilherstellung können mit den Branchenspitzenreitern immer weniger mithalten.
Regionale Unterschiede bleiben bestehen
Wie bei den Kaderlöhnen erwartet Forrer eigentlich auch bei den Spezialistenlöhnen, dass sich die Lohnspannen regional anpassen. Durch die heutigen Mobilitätsmöglichkeiten und flexible Arbeitszeitmodelle müsste eine Präsenz am Arbeitsplatz nicht mehr zwingend sein, die Löhne sollten sich gesamtschweizerisch annähern – doch das passiert laut Kienbaum nicht. Immerhin: «Immer mehr Firmen verzichten auf regionale Vergütungsbänder», so Forrer.
Deshalb zeigt sich auch dieses Jahr das klassische Bild bei den Fachkräften: Zürich und Basel bezahlen um rund 4 Prozent bessere Löhne als die anderen Kantone, während Spezialistinnen im Tessin knapp 9 Prozent weniger Lohn erhalten.
Ein grosser Unterschied besteht bei den Fachkräften im Vergleich zu Kaderpositionen: Sie fahren sehr selten einen Firmenwagen. Nur rund 5 Prozent dürfen einen solchen nutzen; je höher die Position in der Hierarchie angesiedelt ist, desto häufiger wird ein Firmenauto zur Verfügung gestellt – vorzugsweise ein Audi.
Gleichzeitig steigt die Wichtigkeit der nachhaltigen Mobilität an: Alternative Antriebe und Mobilitätsformen befinden sich auf dem Vormarsch, Carsharing erfreut sich wachsender Beliebtheit, E-Ladesäulen finden sich an immer mehr Firmenstandorten, und die Zuschüsse an ein ÖV-Abo sind bei über 40 Prozent der Firmen mittlerweile Bestandteil des Lohns.
Variable Vergütung vorhanden – aber nicht für alle
Die Höhe der variablen Vergütungen variiert zwischen knapp 10'000 Franken für Spezialisten und 4000 Franken für Sachbearbeiterinnen oder Fachkräfte. In jedem Fall beträgt die Festvergütung bei allen Kategorien mehr als 90 Prozent der Gesamtdirektvergütung, die variable Komponente ist damit markant geringer als auf Kaderstufe.
Entscheidend dafür, wer nun effektiv bald schon mehr Lohn bekommt und wer nicht, sind nach wie vor der eigene Leistungsausweis und die finanzielle Tragfähigkeit des Unternehmens. Zudem sind Firmen durch die Kenntnis der Lohnniveaus in vergleichbaren Positionen und Branchen gut gerüstet, um einschätzen zu können, welche Lohnvorstellungen ihre zukünftigen Talente mitbringen. Und Arbeitnehmende erhalten durch den Vergleich eine Vorstellung davon, welchen Marktwert ihr Fachwissen hat und was sie beim nächsten Bewerbungsgespräch oder bei der anstehenden Lohnrunde fordern können.