Auf einen Blick
- Saudi-Arabien investiert massiv in die Zukunftsstrategie «Vision 2030»
- Neom, ein gigantisches Projekt, soll Millionen Touristen anziehen
- 21'000 Arbeiter starben bei Bauarbeiten
Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft fast aller Länder nachhaltig getroffen. Ein Land hat aber in den letzten Jahren vor allem mit massiven Investments und einer ambitionierten Zukunftsvision von sich reden gemacht: Saudi-Arabien.
Die bereits 2016 formulierte Zukunftsstrategie nennt sich «Vision 2030». Deren grundlegendes Ziel lautet: das Land aus der Abhängigkeit von Öl und Gas zu führen. Solange das Geld in diesem Sektor noch sprudelt, wird es in die Transformation des Landes investiert. Dieser Wandel umfasst sowohl die zunehmend diversifizierte Wirtschaft als auch die saudische Gesellschaft als Ganzes.
Die futuristische Touristenattraktion
Ein Teil davon ist Neom. So nennt sich das Gigaprojekt, welches im Nordwesten des Landes auf einer Fläche, die halb so gross ist wie die Schweiz, entsteht. Neom soll in Zukunft Millionen von Touristen in den Wüstenstaat locken.
Dafür investieren die Saudis 500 Milliarden Dollar. 200 Milliarden davon allein für «The Line» – eine nachhaltige Stadt, die 170 Kilometer lang und 200 Meter breit ist. Die Konstruktion soll zwischen zwei mit Spiegeln versehenen, 500 Meter hohen Wänden mitten in die Wüste gebaut werden.
Auf dem Weg zum futuristischen Mega-Projekt wählt das Königreich aber mittelalterliche Methoden. Bereits im Mai berichtete die «BBC», dass die saudischen Behörden es erlaubt hätten, Beduinen zu töten, welche für Neom zwangsumgesiedelt werden müssen.
Gemäss der Menschenrechtsorganisation «Amnesty International» sind 20'000 Menschen von der Umsiedlung betroffen – einige sollen bereits hingerichtet worden sein. Jetzt kommt eine noch tragischere Zahl ans Licht.
Britischer Fernsehsender enthüllt neue Todeszahlen
Eine Dokumentation des britischen Fernsehsenders ITV hat einen Bericht veröffentlicht, nach dem bei Bauarbeiten im Zuge der kompletten «Vision 2030» bereits 21'000 Arbeiter aus Nepal, Bangladesch und Indien ums Leben gekommen sind. Die Zahl passt zu bereits zuvor bekannten Werten.
In der ITV-Doku ist von unterirdischen Arbeitsbedingungen die Rede. Arbeiter erzählen, wie Löhne nicht ausbezahlt und sie wie Sklaven behandelt werden. «Wir arbeiten ununterbrochen», heisst es weiter. 16-Stunden-Schichten für zwei Wochen am Stück seien normal.
Die Reportage wurde verdeckt gefilmt. Der Schlafmangel führe zu zahlreichen Arbeitsunfällen. Die Verantwortlichen in Saudi-Arabien versprachen, die Vorwürfe zu prüfen.