Eine schlanke Frau, die ihren Oberkörper nur mit der Hand bedeckt, steigt aus einem ausgepolsterten Fettanzug. Diese Werbung des Fitnessanbieters Activ Fitness sorgt zurzeit für viel Aufsehen. Es gibt auch eine Variante der Werbung mit einem männlichen Model.
Die Migros-Tochter führt schweizweit 116 Fitnessstudios und ist damit laut eigenen Angaben die grösste Fitness-Anbieterin im Land. Nun sieht sie sich in der Kritik, mit ihrer Werbung übergewichtige Körper zu stigmatisieren. Die Kampagne diskriminiere «dicke Körper», macht die frühere Activ-Fitness-Kundin, Sängerin und Aktivistin Brandy Butler (42) ihrem Ärger in einem Instagram-Beitrag Luft.
Butler fragt sich, warum es überhaupt Fettanzüge in der Werbung brauche. «Dicke Menschen existieren, es hat sie immer gegeben und es wird sie immer geben», schreibt die Aktivistin.
«Corona-Pfunde loswerden»
Activ Fitness teilt auf Blick-Anfrage mit, man nehme die Rückmeldung ernst. Sprecherin Silvia Talabér sagt: «Wir verstehen, dass sich einige Menschen – je nach Interpretation des Kampagnensujets – provoziert fühlen könnten.» Das Unternehmen stellt aber klar, dass es «nie die Absicht war, übergewichtige Menschen zu stigmatisieren».
Zur Wahl des Fettanzuges heisst es von Activ Fitness, dass die Bewerbung von Fitnessangeboten von einem Fokus auf den Körper geprägt sei. Sprecherin Talabér sagt: «Wir wollten damit zeigen, dass es an der Zeit ist, eine Last abzustreifen und mögliche Corona-Pfunde loszuwerden.» Mit dem gewählten Sujet habe Activ Fitness «keine einseitige Fokussierung auf vermeintliche Körperideale» legen wollen.
Mehr Rücksicht auf Körperformen
Gleichzeitig stellt sich Talabér auf den Standpunkt, dass es kein «gesundes» Übergewicht gebe. Die Body-Positivity-Bewegung sieht das anders. Sie setzt sich für die Abschaffung von in ihren Augen unrealistischen und diskriminierenden Schönheitsidealen ein. Dem kann Activ-Fitness-Sprecherin Talabér durchaus etwas abgewinnen, wie sie betont. «Die Body-Positivity-Bewegung macht einiges richtig.»
Dennoch: Activ Fitness werde in Werbekampagnen auch in Zukunft auf das Thema körperliche Fitness eingehen, «wobei wir bei künftigen Kampagnen noch mehr Rücksicht auf verschiedene Körperformen legen werden», sagt die Sprecherin.
Für Aktivistin Brandy Butler ist es aber zu spät für eine Versöhnung mit der Fitnesskette. Sie schreibt auf Instagram: «Ich bin jetzt Mitglied eines anderen Fitnessstudios, wo ich eine gesunde Beziehung zur Bewegung meines Körpers pflegen kann, ohne der Witz der Marketingabteilung zu sein.» (mrl)