Was ist denn hier passiert? Kürzlich hat die Migros Genossenschaft Zürich (GMZ) ihr ausländisches Fitness-Angebot verkauft. Wer zum ersten Mal von den Aciso Fitness-Studios hört: Die Gruppe ist mit einem Umsatz von 400 Millionen Euro der zweitgrösste Player im europaweiten Fitnessgeschäft.
2012 wurde das Geschäft mit den ausländischen Fitness-Studios gestartet. Nun hat es die Migros per 1. Januar rückwirkend an den Finanzinvestor Lafayette Mittelstand Capital verkauft, wie die «Handelszeitung» (HZ) schreibt.
In Deutschland, Österreich und Belgien konnte sich die Migros mit Premium-Fitness-Zentren wie Elements und den Franchising-Konzepten Injoy und FT-Club zu einem Giganten im europäischen Fitness-Markt etablieren.
Verkaufssumme unbekannt
Nicht nur der Verkauf selber hat die Migros bisher verschwiegen, sondern auch über die Verkaufssumme wurde «Stillschweigen vereinbart», wie Migros-Sprecherin Gabriela Ursprung der Zeitung mitteilte.
Der Hauptgrund für den Verkauf des Gym-Giganten: Corona. Die Pandemie habe zu einem starken Umbruch in der Fitness-Welt geführt, sagt die Sprecherin. So musste die Aciso-Mutter Migros Zürich mit Darlehen und Forderungsverzichten im tiefen zweistelligen Millionenbereich aushelfen.
Neben der Corona-Pandemie schreibt die Zeitung noch von einem anderen Grund, der die Finanzmisere bei Aciso ausgelöst hat. Fitness-Fachleute glauben, dass die Migros mit ihren Premium-Clubs namens Elements einen Fehler gemacht hatte.
60 Prozent Rabatt wegen Wette
Denn die Luxus-Gyms litten lange unter einer Wette, die Neukunden zum Halbfinale der Fussball-WM 2014 angeboten wurde. Die Handelszeitung schreibt: «Vor dem Spiel Brasilien gegen Deutschland stellte Elements Neukunden einen Preisnachlass von zehn Prozent für eine allfällige deutsche Tor-Differenz in Aussicht. Als die Deutschen Brasilien mit 7:1 zertrümmerten, erbleichten die Säckelmeister des Unternehmens: Sie mussten 60 Prozent Rabatt gewähren.»
Dieses Fiasko zog viele Kunden an, die sich ein Premium-Abo gar nicht leisten konnten. Nachdem die Aktion vorüber war, sprangen die Neukunden reihenweise ab. Davon erholte sich die teure Club-Kette nur schwer.
Fokus auf Schweizer Geschäft
Die Migros Zürich beteuert, der Verkauf des europäischen Fitness-Geschäfts habe keinen Einfluss auf das Fitness-Angebot in der Schweiz. Man könne sich sogar noch mehr auf den Heimmarkt konzentrieren.
Hierzulande spielt die Genossenschaft mit den beiden Marken Fitnesspark und Activ-Fitness ganz vorne mit. Die Migros führt schweizweit 116 Activ-Fitness-Standorte und 16 Fitnessparks. Insgesamt zählen die beiden Fitness-Firmen 200'000 Mitglieder und 4300 Mitarbeiter.(mrl)