Elektroautos haben gerade einen schweren Stand. So brachen in Deutschland in diesem Jahr die Verkäufe ein, nachdem die Regierung die Kaufprämie strich. Und in den USA müssen Hersteller wie Tesla mit Kampfpreisen auf Kundenjagd gehen und Tausende Stellen streichen, wie an diesem Montag bekannt wurde.
Auch an der Börse gehört Elektroautopionier Tesla bisher zu den grossen Verlierern des Jahres. Seit Jahresbeginn ging es für die Aktie um über 30 Prozent runter, während der S&P 500, der Index der 500 grössten Unternehmen der USA, um 8 Prozent zulegte. Doch die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten bleiben offenbar von diesem «Elektro-Winter» weitgehend unbeeindruckt, wie die Zahlen von Auto Schweiz beweisen.
Mehr Elektroautos als im Vorjahr verkauft
10’424 Elektroautos wurden hierzulande in den ersten drei Monaten 2024 verkauft. Das sind 1,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und entspricht einem Marktanteil von 18,2 Prozent. Zum Vergleich: Der Verkauf von Benzinern ohne Hybridantrieb ging in diesem Jahr um fast 15 Prozent auf noch 18’306 Autos zurück.
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Insgesamt erreichten die alternativen Antriebe einen Marktanteil von 58,4 Prozent (33'441 von insgesamt 57'224 neuen Fahrzeugen). Zu den alternativen Antrieben gehören Autos mit Hybrid-, Elektro-, Gas- oder Wasserstoffantrieb, wobei die Hybridfahrzeuge ohne externe Lademöglichkeit am meisten zulegen. Mit 17'677 Fahrzeugen (+8,8 Prozent) sind sie den Benzinern inzwischen dicht auf den Fersen.
«First Mover» haben sich schon ein E-Auto zugelegt
Doch auch die leichte Zunahme bei den reinen Stromern ist mit Blick aufs Ausland nicht selbstverständlich. So gingen die E-Autoverkäufe in Deutschland im März beispielsweise im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent zurück.
Zufrieden zeigt man sich beim Autohändler Amag. «2023 war im Bereich der batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge ein sehr erfolgreiches Jahr für die Amag Gruppe, wir haben unsere Verkäufe stark gesteigert und einen Marktanteil von über 35 Prozent erreicht», sagt Sprecherin Marie-Therese Zell gegenüber Blick. «Es stimmt, dass die Kurve nun etwas abflacht, aber dies liegt vor allem daran, dass die sogenannten ‹First Mover› sich schon ein E-Auto zugelegt haben.»
Jetzt gelte es die Kundinnen und Kunden zu erreichen, die der Elektromobilität noch etwas kritisch gegenüberstehen, so Zell. Für die aktuell kritische Stimmung gegenüber den Elektroautos sieht sie mehrere Gründe. Die Preispolitik spiele dabei ebenso eine Rolle wie die Ladeinfrastruktur.
Gerade im Bezug auf Zweiteres seien die Voraussetzungen in der Schweiz nicht eben einfach: Die Schweiz sei ein Land der Mieterinnen und Mieter, und für diese Gruppe sei es meist nicht einfach, eine Ladelösung im eigenen Haus zu erhalten. Wohl deshalb boomen Hybride ohne Stecker in der Schweiz gerade so. Mit ihnen lässt sich Benzin sparen, ohne die Reichweiten- und Ladeprobleme der Stromer zu haben.
Polestar und Aiways als absolute Nischenprodukte
Die Kritik, Elektroautos seien viel teurer als Benziner, kann Zell nicht bestätigten. «In Bezug auf die Gesamtbetriebskosten sind Elektroautos auf dem gleichen Niveau wie Autos mit Verbrennungsmotor», sagt die Amag-Sprecherin. Zudem werde in den kommenden Jahren auch der Kaufpreis niedriger sein als der eines vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor.
Bei den Marken legte vor allem Tesla enorm zu. Von allen Herstellern, die mehr als 1000 Autos verkauften, verzeichneten die Amerikaner den stärksten Zuwachs. Tesla konnte den Absatz mehr als verdoppeln von 1562 Fahrzeugen im Vorjahreszeitraum auf 3264 im Jahr 2024. Es ist anzunehmen, dass die Preissenkungen zumindest in der Schweiz deutlich Wirkung zeigten.
Der im Zusammenhang mit den Elektroautos oft befürchtete Siegeszug der chinesischen Hersteller ist dagegen hierzulande bisher ausgeblieben. Die einzigen beiden chinesischen Marken, die in der Statistik von Auto Schweiz überhaupt Einzug gefunden haben, bleiben absoluten Nischenprodukte. Polestar konnte die Verkäufe von 26 auf 30 Fahrzeuge steigern und Aiways von 5 auf 11.