Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) nimmt verstärkt betrügerische Vergleichsplattformen ins Visier. Von diesen gebe es «etliche», darunter insbesondere fragwürdige Krankenkassen-Vergleichsplattformen.
Die SKS nimmt für sich in Anspruch, erfolgreich gegen die Plattformen priminfo.online und krankenkassenadmin.ch vorgegangen zu sein. Erstere gab sich den Namen des offiziellen Prämienrechners des Bundes, allerdings mit anderer Domain, und führte sogar unerlaubterweise die Finanzmarktaufsicht (Finma) mitsamt Logo als Partnerin auf. Zweitere gab sich als unabhängiges Vergleichsportal aus, bezweckte aber lediglich den Verkauf von Versicherungspolicen der Visana-Gruppe.
Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» hatte bereits im September mit einer Recherche den Stein ins Rollen gebracht. Die SKS drohte danach mit einer Strafanzeige. Inzwischen sind beide Plattformen aus dem Web verschwunden.
Laut Konsumentenschutz-Geschäftsleiterin Sara Stalder waren die beiden genannten Beispiele nur der Anfang: «Wir werden konsequent gegen Anbieter vorgehen, die unter dem Vorwand eines unabhängigen Prämienvergleichs Konsumentinnen und Konsumenten für eigene Verkaufszwecke in die Irre führen.»
Krankenkassen geben sich Persilschein
Solche Webseiten werden hauptsächlich wegen der hohen Provisionen betrieben, die Krankenkassen für die Versicherungsvermittlung bezahlen, schreibt die SKS. Erst kürzlich, im September 2023, hatten die Krankenkassenverbände Santésuisse und Curafutura mit der neuen «Branchenvereinbarung Vermittler» eine Obergrenze für Entschädigungen bei der Vermittlung von Krankenzusatzversicherungen aufgehoben. «Kurzfristige finanzielle Anreizsysteme können zu problematischen Situationen führen», analysierte darauf die Finma.
Zudem wurde laut der neuen Branchenvereinbarung die Möglichkeit abgeschafft, Versicherungen zu sanktionieren, die Verträge von externen Vermittlern annehmen, die dank aufdringlicher Telefonanrufe zustande gekommen sind.
Visana weist Schuld von sich
Das Portal krankenkassenadmin.ch beispielsweise wurde betrieben von der NextGen Technology AG, an der die Visana-Gruppe beteiligt ist. Die Plattform versuchte, den Eindruck zu erwecken, ein unabhängiges Vergleichsportal für Krankenkassenprämien des Bundes zu sein. Mit der Aussicht auf tiefe Prämien wurden Interessenten zur Herausgabe ihrer Daten animiert. Damit sollten sie Offerten erhalten, was offenbar nicht selten in unerwünschte Telefonanrufe mündete. Aus Sicht der SKS verstiess die Website damit gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG).
Was sagt die Visana dazu? Auf Anfrage von Blick erklärt ein Sprecher, man habe die von «Espresso» erhobenen Vorwürfe gegen das Portal intern geprüft und die NextGen Technology AG angewiesen, das Portal umgehend vom Markt zu nehmen. Dies sei entsprechend erfolgt. «Visana war im Betrieb des Portals nicht aktiv involviert», hält der Sprecher fest. Ebenso habe Visana zu keinem Zeitpunkt Daten missbraucht: «Externe Beraterinnen und Berater, die mit Visana zusammenarbeiten, werden verpflichtet, sich an strenge Qualitätsvorgaben zu halten und die Kundinnen und Kunden gemäss Qualitätsvorgaben transparent zu beraten.»
Die SKS will die Branche trotzdem im Auge behalten. Vor allem die Vermittlungsprovisionen müssen ihr zufolge begrenzt werden. Stalder schliesst: «Nur wegen dieses Fehlanreizes ist es besonders für dubiose Vermittler interessant, aggressive und täuschende Verkaufsmethoden anzuwenden.» Um nicht auf Betrüger hereinzufallen, hat die SKS einen Online-Ratgeber zusammengestellt.