Die UBS soll schon seit Wochen im Geheimen an einer Übernahme der Credit Suisse gearbeitet haben. Das berichtet zumindest das Finanzportal «Bloomberg» und beruft sich dabei auf Insider.
Auslöser sollen die gewaltigen Geldabflüsse bei der Credit Suisse in diesem Frühjahr gewesen sein. Ab Mitte März sind bei der CS erneut Dutzende Milliarden Franken an Kundenvermögen abgeflossen. Gemäss den Quellen hat UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (65) bereits deutlich früher ein Team von Spezialisten zusammengestellt, die einen möglichen CS-Deal vorbereitet haben.
Kaum geschlafen, nicht geduscht
Das Team bestand aus Experten seines ehemaligen Arbeitgebers Morgan Stanley sowie JP Morgan und der UBS. Alles war top-geheim. Als die CS am 15. März von der Schweizerischen Nationalbank eine Kreditlinie von bis zu 50 Milliarden Franken erhielt, musste Kelleher nur noch den Startknopf drücken. Er zog Teile des Teams in Zürich zusammen und liess die Expertinnen und Experten Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben.
Während der folgenden Verhandlungen mit der CS hätten die Übernahmespezialisten täglich nur drei Stunden geschlafen und aufs Duschen verzichtet.
«In keiner Weise ein einfaches Geschäft»
Der Ire Kelleher ist seit April 2022 Präsident der UBS und hat mit der Schweizer Bank Grosses vor. Er sieht in der CS-Übernahme enorme Chancen, die Bank in der internationalen Vermögensverwaltung noch weiter nach vorne zu bringen.
Kelleher ist ein erfahrener Mann, der sich mit Krisentransaktionen und der Umgestaltung von Grosskonzernen auskennt. Seit der Bekanntgabe der Übernahme am 19. März punktet er mit souveränen Auftritten. «Dies ist in keiner Weise ein einfaches Geschäft», betonte Kelleher am Mittwoch an der Jahreshauptversammlung der UBS in der St. Jakobshalle in Basel. Die Integration der CS werde mehrere Jahre dauern. «Mann kann nicht einfach Zahlen zusammenzählen. Sie müssen verstehen, dass die Integration der CS mit enormen Risiken verbunden ist», sagte Kelleher an die Aktionäre gerichtet. Und schob gleich hinterher. Er sei überzeugt, dass die UBS dieser Aufgabe gewachsen sei.
Machbarkeitsstudie lag in der Schublade
Kellehers Vorgänger Axel Weber (66) hatte für eine mögliche CS-Übernahme bereits vorgespurt. Gemäss «Bloomberg» hatte dieser bereits 2020 eine erste Machbarkeitsstudie für einen solchen Deal in Auftrag gegeben.
An der Pressekonferenz zur CS-Rettung durch die UBS betonten die Beteiligten noch die Schwierigkeiten einer solchen Blitz-Übernahme. Scheinbar war die UBS-Führung darauf jedoch deutlich besser vorbereitet, als sie damals durchblicken liess. (smt)