Auf einen Blick
Jung, männlich, nach Feierabend im Internet: Jonas Konrad ist die Idealbesetzung einer Zielgruppe, die von dubiosen Coaches umworben, in Verträge gelockt und dann finanziell ausgeblutet wird. «Ich war wie hypnotisiert. Ich dachte ernsthaft, ich werde reich.»
Konrad fürchtet, aufgrund seiner damaligen Naivität stigmatisiert zu werden. Er erzählt seine Geschichte dem Beobachter darum unter Pseudonym.
Dicke Uhren, schnelle Autos
Konrad traf seinen «Coach» auf Instagram. Dicke Uhren, schnelle Autos, der Mann war offenbar reich. Der Coach sprach von «Mindset» und «Wachstumsstrategien». Und mit jedem Video, das Konrad schaute, war er überzeugter: Das will ich auch. Der Mentor versprach, ihm beim Reichwerden zu helfen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Konrads Geschichte steht sinnbildlich für eine wachsende Zahl von Opfern, die sich von falschen «Erfolgsgarantien» blenden lassen. In Internetforen wie Reddit oder bei Verbraucherdiensten kann man das nachlesen, viele warnen einander gegenseitig. Die Masche scheint oft ähnlich, und was alle schief gelaufenen Karrieren eint: Der Einstieg klang ganz einfach.
«Denk nicht nach, fang einfach an», sagte der Coach zu Konrad. Perfid: Die Opfer werden neben der Aussicht auf rasches Geld auch bei der Ehre gepackt. Denn der Aufruf, «einfach zu machen» und «nicht zu zögern», wird explizit mit einem Männlichkeitsbild verknüpft. Zugespitzt lautet das Motto: Du willst stark sein, mutig und aktiv? Dann klicke hier auf «Erfolg».
Wertlose Tipps für viel Geld
In einem Kennenlerngespräch, natürlich online, schwatzte der «Coach» seinem Klienten Konrad direkt einen Vertrag für einen virtuellen Kurs auf. 550 Franken monatlich für Zugriff auf alle Lerninhalte.
«Die Leistung war dann totaler Nonsens», sagt Konrad. Der Coach empfahl ihm zum Beispiel, Instagram-Accounts zu gründen und dort «virale Inhalte» zu posten, um Reichweite aufzubauen. «Aber zu welchem Thema denn?», fragte sich Konrad. Der Coach beantwortete keine Fragen, die Lerninhalte waren voraufgezeichnet.
Dann kamen die Rechnungen. 550 Franken, jeden Monat. Konrad wusste bereits: Das wird nichts. Seine Kündigungsschreiben wurden vom Zahlungsabwickler zunächst hartnäckig ignoriert.
Ein Anwalt entdeckt ein Schlupfloch
Hilfe bot schliesslich ein Anwalt, der ein Schlupfloch in Konrads Vertrag entdeckte. Für Onlinekurse gegen Bezahlung braucht es nach deutschem Recht, wo der Zahlungsabwickler sitzt, in der Regel eine staatliche Zulassung. Die war nicht vorhanden. Mehrere deutsche Gerichte in Hamburg oder Leipzig sprachen mittlerweile rechtskräftige Urteile zugunsten von Kunden, deren Vertragspartner ebenfalls keine Zulassung hatten.
Jonas Konrad kam mit einem blauen Auge davon. Er verlor 2000 Franken.