Debatte um Migration
Wohlstand in der Schweiz wegen Zuwanderungsstrom im Rückgang

Vor wenigen Tagen wurden die neuen Zahlen zum Bevölkerungswachstum bekannt. Die 9-Millionen-Marke ist fast geknackt. Gleichzeitig haben wir einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts pro Kopf. Die starke Zuwanderung drückt folglich den Wohlstand im Land laut Berechnungen.
Publiziert: 25.08.2024 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2024 um 15:43 Uhr
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Die Bevölkerung in der Schweiz wächst – vornehmlich durch Zuwanderung.
Foto: Pius Koller

Die Schweiz erlebt einen Bevölkerungsboom! Im Jahr 2023 ist die Einwohnerzahl so stark gestiegen wie seit den 1960er-Jahren nicht mehr. Laut den definitiven Zahlen des Bundesamtes für Statistik lebten am 31. Dezember 2023 insgesamt 8'962'300 Menschen in der Schweiz – ein Plus von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Soweit die Zahlen des Bundesamts für Statistik, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. 

In erster Linie geht das Wachstum auf das Konto der Zuwanderung. Was die Migrationsdebatte zusätzlich befeuern dürfe: Gemessen am Bevölkerungswachstum ist der Wohlstand in der Schweiz gesunken, schreibt die «Sonntagszeitung». Das Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf sei um 0,4 Prozent zurückgegangen.

Die Berechnung begründete die Zeitung folgendermassen: Die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz sei um 1,7 Prozent gewachsen. Doch gleichzeitig habe das um die Inflation bereinigte, reale BIP um 1,3 Prozent zugenommen in diesem Zeitraum. Das BIP pro Kopf sei erstmals in einer konjunkturell günstigen Phase geschrumpft. «Das BIP pro Person ist der eigentliche Wohlstandsindikator», sagt Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten, der Zeitung. «Wenn es schrumpft, bedeutet das nichts anderes, als dass sich der durchschnittliche Wohlstand der Menschen in der Schweiz verringert hat.»

Wohnungsmangel, Zersiedelung, Dichtestress

Klar ist: In der Vergangenheit gibt es immer wieder einen BIP-Rückgang pro Kopf. Allerdings nur in Krisen und Rezessionen. Heute aber läuft es konjunkturell nicht schlecht. Die Schweiz steckt weder in einer tiefgreifenden Krise noch in einer Rezession. «Wir müssen uns wohl daran gewöhnen, dass dies bei anhaltend hoher Migration auch in guten Zeiten vorkommt», sagt Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaft an der Fachhochschule Olten.

Die Folgen: Der Wohnungsmangel wird zunehmend zu einem Problem. Es droht eine Zersiedelung. Der Dichtestress macht die Bevölkerung krank. 

Vergangenes Jahr fehlten noch 37’700 Menschen bis zur 9-Millionen-Schweiz. Laut vorläufiger BFS-Zahlen wurde die Zahl auch im ersten Quartal 2024 noch nicht erreicht. Der Trend zu weiterem Bevölkerungswachstum durch die Einwanderung getrieben dürfte anhalten. Bis zur politisch aufgeladenen 10-Millionen-Schweiz dauert es derweil laut BFS-Referenzszenario noch knapp zwei Jahrzehnte. Die Hypothesen für dieses Szenario wurden jedoch bereits vor fünf Jahren erstellt. «Da sind weder die Pandemie noch der Krieg in der Ukraine berücksichtigt», sagt Johanna Probst von der Sektion Demografie und Migration des BFS, zu Blick.

Laut Ökonom Binswanger sich die Schweiz fragen, ob es sinnvoll sei, «ein Wachstum anzustreben, welches Probleme verursacht, ohne den Wohlstand zu steigern».

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