Was sich nach einem schlechten Science-Fiction-Streifen anhört, könnte laut der IT-Security-Firma Fortinet zur Realität werden: Um ihre dunklen Geschäfte zu betreiben, könnten Hacker gar elektrische Zahnbürsten nutzen.
«Jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden ist, ist ein potenzielles Ziel – oder kann für einen Angriff missbraucht werden», sagt Stefan Züger von der Fortinet gegenüber «CH-Media».
Das Gerät ist dabei oft nicht das eigentliche Ziel – es wird in der Regel für eine sogenannte DDoS-Attacke benutzt. Dabei wird etwa eine Webseite eines Unternehmens von unzähligen gehackten Geräten gleichzeitig aufgerufen, bis sie zusammenbricht.
Normalerweise nutzen Hacker dafür Computer und Handys, doch auch Babyphones, Webkameras und eben elektrische Zahnbürsten können diesen Zweck erfüllen.
Drei Millionen Zahnbürsten
So gehts: Für moderne elektrische Zahnbürsten gibt es Apps, mit denen die Nutzerinnen etwa sehen, wie gut sie ihre Zähne putzen. Die Zahnbürsten sind dafür entweder per Bluetooth mit dem Handy verbunden, neue Modelle können direkt über das WLAN online gehen.
Sind diese Verbindungen unsicher, können Hacker auf der Zahnbürste Schadsoftware installieren – und ihr etwa den Befehl geben, eine bestimmte Webseite aufzurufen.
Machen das aber drei Millionen Zahnbürsten gleichzeitig, bricht die anvisierte Website zusammen und ist für mehrere Stunden lahmgelegt. Die Schäden gehen schnell in die Millionenhöhe – während wir uns nichtsahnend die Beisser schrubben. Gemäss Stefan Züger von Fortinet könnte sich dieser Fall so zutragen.*
Alles schützen, sonst wird man zum Opfer
Hacking ist ein Boom-Business. Das Bundesamt für Cybersicherheit (BASC) vermeldete letztes Jahr knapp 50'000 Cybervorfälle – 43 Prozent mehr als im Vorjahr! Weltweit registriert Fortinet 100 bis 200 Milliarden Events oder Angriffspunkte – und das pro Tag.
Züger und sein Team führten kürzlich zudem ein Experiment durch. Sie schlossen einen Computer ohne jeglichen Schutz ans Internet an. Nach nicht mal 20 Minuten war dieser von Viren befallen.
Gemäss Züger muss demnach alles geschützt werden: «Sonst wird man früher oder später zum Opfer – oder das eigene Gerät wird für Angriffe missbraucht.» Da stellt sich die Frage, ob es bald auch Virenschutzprogramme für elektrische Zahnbürsten geben wird.
*In einer früheren Fassung stand, dass sich dieser Fall bei einer Schweizer Firma wirklich so zugetragen hat. Fortinet hat das korrigiert: Es handelt sich dabei um ein hypothetisches Szenario. (kae)