Die Fülle an Angeboten auf Vermittlungsseiten wie Booking.com ist verlockend. Auf solchen Buchungsplattformen ist aber auch Vorsicht geboten – sie gelten nämlich als gefundene Nische für Betrüger.
Das musste Anja W.* (27) aus Hamburg am eigenen Leib erfahren. Als sie kürzlich ihre Reise plant, erlebt sie ihr blaues Wunder. Das berichtet der «Spiegel». Im Juni dieses Jahres bucht sie eine Unterkunft im kroatischen Zadar – 600 Euro für drei Nächte.
Wenige Tage nach der Reservation meldet sich der vermeintliche Gastgeber via Whatsapp bei ihr. Er behauptet, dass etwas bei der Buchung schiefgelaufen sei und sie ihre Kreditkartendaten erneut bestätigen soll.
Plötzlich wurde sie bedroht
Zu diesem Zeitpunkt ahnt Weber noch nicht, dass dahinter eine fiese Betrugsmasche steckt. Bis dahin gibt es auch keinen Anlass, den vermeintlichen Gastgeber zu hinterfragen. Nicht nur sein Englisch ist einwandfrei – auch sämtliche Buchungsdaten sind korrekt. Hinzu kommt, dass die Nachricht wenig später in ihrem offiziellen Booking.com-Chat landet.
Darin ist ein Link enthalten, in dem sie aufgefordert wird, den Betrag für das Apartment erneut zu überweisen. «Die Website sah sehr offiziell aus», sagt Weber gegenüber dem Magazin. Weber zögert also nicht und gibt ihre Kreditkartendaten ein.
Erst als sie die Zahlung veranlasst, wird sie stutzig. Das Konto, auf das sie das Geld hätte zahlen sollen, sei ihr komisch vorgekommen. «Dann habe ich abgebrochen.» Der vermeintliche Gastgeber sieht daraufhin rot.
Auf einmal ist er auch gar nicht mehr so freundlich, sondern wird immer fordernder. Schliesslich droht er damit, die Buchung zu stornieren, wenn das Geld nicht bis am Abend auf ihrem Konto ist.
«Es war ein Schock»
Verzweifelt wendet sich Weber an den Kundenservice. Dort bestätigt man ihr, was sie bereits befürchtet hatte: Sie war Opfer eines Betrugs geworden. «Es war ein Schock, dass eine fremde Person auf meine kompletten Daten zugreifen konnte», sagt sie.
Weber ist kein Einzelfall. Wie unter anderem Erfahrungsberichte auf Reddit zeigen, sollen Gauner die Plattform in den vergangenen Monaten immer wieder für ihre kriminellen Machenschaften missbraucht haben.
Doch wie funktioniert die fiese Betrugsmasche genau? Statt mittels Hackerangriff verschaffen sich die Gauner mittels Phishingattacken gegen Hotelangestellte Zugang zu den Booking.com-Daten der Hotels – und kontaktieren so ihre Opfer. Da die Kriminellen über den offiziellen Zugang verfügen, wirken ihre Nachrichten nicht nur täuschend echt, sondern landen gar im offiziellen Booking.com-Chat.
Booking.com zieht sich aus der Verantwortung
Obwohl man sich bei der Vermittlungswebsite des Problems bewusst ist, weist Booking.com die Schuld von sich. Dank einer Software würden viele Betrugsversuche bereits im Vorfeld herausgefiltert werden. Zudem würde man die Partner ständig mit Sicherheitshinweisen versorgen. Den Hotelbetreibern reicht das jedoch nicht aus. Sie fühlen sich im Stich gelassen und verlangen entsprechende Sicherheitsstandards.
Um sich vor solch fiesen Attacken zu schützen, raten Verbraucherschützer, nur innerhalb der Booking.com-App zu buchen oder die Unterkunft direkt an der Rezeption zu zahlen. (dzc)
*Name geändert