Dieser Sparplan tut Deutschland so richtig weh! Volkswagen will drei Autofabriken schliessen. Und Zehntausende Jobs streichen. So sollen die Kosten um 10 Milliarden Euro gesenkt werden. Die verbleibenden Werke sollen geschrumpft werden. Heisst: Ganze Schichten werden abgebaut und Fertigungslinien stillgelegt, um Überkapazitäten abzubauen. Weiter sollen die Löhne der 120'000 Angestellten in Deutschland, die ihren Job nicht verlieren, um bis zu 10 Prozent gekürzt werden.
Das Volkswagen-Management will zudem ganze Abteilungen und Bereiche ins Ausland auslagern. Diese Pläne wurden der Belegschaft am Montag vom Betriebsrat präsentiert. «Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher», sagte Betriebsrätin Daniela Cavallo vor schockierten Arbeitern im Stammwerk in Wolfsburg (D). Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück (D), das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte.
«Das lassen wir uns nicht bieten»
Die Wogen unter den Beschäftigten gehen hoch. In Zwickau (D) – in der Fabrik für E-Autos soll eine Fertigungslinie gestrichen werden – versammelten sich Tausende zu einer Kundgebung. Der Tenor: «Das lassen wir uns nicht bieten!» Sie machten am Werkstor ihrem Ärger Luft. «Diese Abwärtsspirale werden wir nicht mitmachen», sagte der örtliche Betriebsrat Uwe Kunstmann. Er kündigte unter grossem Applaus an, dass die VW-Arbeiter ab Dezember alle Fabriken in Deutschland lahmlegen werden – VW droht ein heisser Winter!
Stunden nach der Bekanntgabe der Sparpläne hat sich Kanzler Olaf Scholz (66) eingeschaltet. Die Bundesregierung forderte den VW-Konzern auf, Jobs zu erhalten. Man müsse noch abwarten, was Volkswagen selbst dazu erklärt, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Die Haltung von Scholz dazu sei aber klar – «nämlich, dass mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen». Es gehe darum, Arbeitsplätze zu erhalten und zu sichern.
VW hatte Anfang September angekündigt, Werksschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger auszuschliessen – und damit ein Tabu gebrochen. Vor allem die Kernmarke VW bereitet dem Management Sorgen. Die wachsenden Überkapazitäten in Europa werden zum Problem. Im Normalbetrieb könnten die Fabriken 500'000 Fahrzeuge mehr herstellen, als derzeit verkauft werden.
«Zukunftsinvestitionen nicht leisten»
Europas grösster Autobauer wollte die neusten Sparmassnahmen nicht bestätigen. Man halte sich an den Grundsatz, darüber zunächst intern mit der Arbeitnehmerseite zu sprechen. Zugleich bekräftigte der Konzern aber die jüngst verschärften Sparpläne für die schwächende Kernmarke VW.
«Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm», sagte Personalvorstand Gunnar Kilian. Dann wird er deutlich: «Ohne umfassende Massnahmen zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit werden wir uns wesentliche Zukunftsinvestitionen nicht leisten können.»