Dank Öl-Importen aus Russland
Saudis machen mit Europa-Sanktionen kräftig Kohle

Mit Saudi-Arabien hat ausgerechnet einer der grössten Öl-Produzenten weltweit die Importe des schwarzen Golds aus Russland massiv erhöht. Es will die durch westliche Sanktionen in die Höhe geschossenen Energiepreise ausnutzen.
Publiziert: 19.07.2022 um 16:53 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2022 um 18:26 Uhr
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Saudi-Arabien hat im zweiten Quartal des Jahres die Menge an importierten Öl aus Russland verdoppelt.
Foto: AFP

In der Schweiz hat man derzeit Angst vor einer Energiekrise. Der Krieg in der Ukraine treibt die Preise für Öl und Gas in die Höhe. Erste Branchen-Insider warnen vor einem kalten Winter – sogar von Energie-Rationierungen ist in Europa die Rede.

Europas Leid, Saudi-Arabiens Freud. Das Reich von König Salman (86) profitiert von den westlichen Sanktionen gegen Russland.

Russisches Öl zur Stromerzeugung

Denn mit dem sechsten Sanktionspaket hat die EU beschlossen, bis Ende Jahr kein Öl mehr aus Russland zu beziehen. Zumindest auf dem Seeweg, über die Pipelines (rund zehn Prozent des importierten Öls aus Russland) sprudelt das Schwarze Gold weiterhin Richtung Westeuropa. Deswegen sieht sich Russland gezwungen, sein Öl mit deutlichen Preisnachlässen zu verkaufen.

Die Chance für die Saudis. Denn vor allem im Sommer steigt bei ihnen mit Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius der Strombedarf zur Kühlung. Darum hat Saudi-Arabien im zweiten Quartal dieses Jahres den Import von russischem Heizöl mehr als verdoppelt, wie «Reuters» berichtet. Die eingeführte Menge stieg von 320'000 auf 647'000 Tonnen.

Geldregen dank höheren Preisen

Eigentlich hätte Saudi-Arabien die Importe aus Russland gar nicht nötig. Schliesslich holt das Land 12 Millionen Barrel Rohöl pro Tag aus dem Boden – und ist damit der zweitgrösste Erdölproduzent der Welt hinter den USA. Erst kürzlich kündigte Kronprinz Mohammed bin Salman (36) nach dem Besuch von US-Präsident Joe Biden (79) an, die Fördermenge um eine weitere Million Barrel Rohöl pro Tag steigern zu wollen.

Warum also die Importe aus Russland? Die Raffination von Öl gilt als extrem energieaufwendig. Darum kauft Saudi-Arabien bereits raffiniertes Öl, das direkt für die Stromproduktion eingesetzt werden kann, bei den Russen ein. Der Nebeneffekt: Deutlich mehr des eigenen Rohöls kann für den Export bereitgestellt werden. Mit den momentan hohen Rohöl-Preisen ein Bombengeschäft.

Die Schweiz ist von der Saudi-Strategie nicht betroffen. Sie importierte den Grossteil ihres Erdöls 2021 aus den USA, Libyen und Kasachstan. (ste)

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