Dank Ende der Negativzinsen
Schweizer Banken hoffen nach Durststrecke wieder auf fette Jahre

Die Schweizer Banken haben sich im turbulenten Geschäftsjahr 2022 «bemerkenswert resilient» gezeigt, so eine EY-Studie. Aufgrund der Zinswende dürfte das Geschäft in den nächsten ein bis zwei Jahren eher verhalten laufen – danach aber umso mehr brummen.
Publiziert: 10.01.2023 um 12:32 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2023 um 13:43 Uhr
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Der Schweizer Bankenplatz ist fürs langfristige Geschäft so optimistisch wie noch nie.
Foto: Keystone

Thomas Jordan (59), Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), hat den Banken vergangenes Jahr ein Geschenk gemacht, als er die Ära der Negativzinsen beendete. Die Banken müssen nun kein Geld mehr dafür bezahlen, wenn sie ihre Reserven bei der Nationalbank parkieren.

Im «Bankenbarometer» des Beratungsunternehmens EY zeigt sich nun: Die Schweizer Banken sind dank der Abkehr von den Negativzinsen so optimistisch wie noch nie: 98 Prozent (Vorjahr 86 Prozent) erwarteten längerfristig – auf drei Jahre und mehr – eine positive Geschäftsentwicklung.

Der Wendepunkt ermögliche es den Banken wieder, die Marge in dem für sie zentralen Zinsdifferenzgeschäft nachhaltig zu verbessern. Das werde in der langen Frist zu vielen positiven Auswirkungen führen, wird EY-Partner Patrick Schwaller in der Mitteilung zitiert. Die Zinsmargen der hiesigen Bankinstitute waren zwischen 2008 und 2021 kontinuierlich gesunken.

Kurzfristig verhalten

Allerdings: Kurzfristig hat das Ende der Negativzinsen auch dämpfende Auswirkungen auf das Bankengeschäft. Der Wiederanstieg der Zinsen dürfte nicht zuletzt Folgen für das Kreditgeschäft haben: 31 Prozent der befragten Banken gingen nun kurzfristig von höheren Wertberichtigungen bei Wohnbaufinanzierungen aus – nach 12 Prozent im Vorjahr. Zudem rechneten 59 Prozent (Vorjahr 36 Prozent) mit einem deutlich höheren Risikovorsorgebedarf für KMU-Kredite. Insgesamt sei dies aber als «Normalisierung» zu werten, so die Autoren des EY-Bankenbarometers.

Bezüglich des kurzfristigen Ausblicks auf die nächsten ein bis zwei Geschäftsjahre fiel der «Optimismusbarometer» der Banken in der Folge auf noch 78 Prozent zurück, nach 87 Prozent im Vorjahr. Verhaltener zeigten sich vor allem auch Vermögensverwaltungsbanken, die unter der Börsenbaisse und dem damit verbundenen Rückgang der verwalteten Vermögen leiden.

Das Bankenbarometer kommt ausserdem zum Schluss, dass sich die Schweizer Banken im turbulenten Geschäftsjahr 2022 «bemerkenswert resilient» gezeigt hätten – trotz Ukraine-Krieg, hoher Inflation und dem Ende des Negativzinsregimes. Für die Studie befragte EY 100 Institute. Drei Viertel der Banken sahen für 2022 eine positive Gewinnentwicklung. Allerdings war dieser Anteil im Vorjahr mit 86 Prozent noch höher gewesen.

Globale Rezession befürchtet

Als wichtigsten Gefahrenherd für die Finanzbranche machten die Institute eine globale Rezession aus: Rund 57 Prozent äusserte Befürchtungen über einen Einbruch der Wirtschaft (Vorjahr: 26 Prozent). 23 Prozent nannten zudem eine Stagflation als Bedrohung. Auch das Thema geopolitischer Bedrohungen rückte in der Gefahrenliste weit nach oben.

Dagegen zeigten sich die Banken weniger beunruhigt bezüglich einer Immobilienmarktkrise als noch vor Jahresfrist – noch 23 Prozent sahen ein solches Szenario als eine Bedrohung an (Vorjahr: 45 Prozent).

Die Wachstumsabschwächung und die schwachen Finanzmärkte haben bei den Banken offenbar auch das Bewusstsein für die Themen Kostensenkung und Effizienzsteigerung geweckt – gut ein Drittel wollen dieses Thema priorisieren (Vor jahr: 19 Prozent). Den Fokus auf weiteres Wachstum legen aber noch immer 40 Prozent der befragten Banken (Vorjahr: 60 Prozent).

Kampf um Talente

Auch in der Bankbranche macht sich derweil der Fachkräftemangel deutlich bemerkbar. Entsprechend ist das Thema der Rekrutierung und der Entwicklung von Mitarbeitenden in der Prioritätenliste der befragten Banken deutlich nach oben gerutscht.

Im Kampf um Talente gehe es dabei nicht mehr um gute Bezahlung, wie auch die Banken realisiert hätten, sagte EY-Partnerin Isabelle Staiger: Gerade junge Mitarbeitende legten mehr Wert auf eine nachhaltige Unternehmenskultur. (SDA/sfa)

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