CS-Boss putzt Fragesteller an Finanzkonferenz runter
«Dumme Fragen sollte man nicht beantworten»

Die Grossbank Credit Suisse ist unter Druck, allen voran CEO Thomas Gottstein. Der musste an einer Investorenkonferenz am Donnerstag sich auch Fragen zu Übernahmespekulationen gefallen lassen, denen er mit barschen Worten entgegnete.
Publiziert: 10.06.2022 um 09:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2022 um 09:54 Uhr
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Die Grossbank Credit Suisse ist unter Druck, ...
Foto: Nathalie Taiana

Investorenkonferenz von Goldman Sachs, gestern in Rom, Italien: Credit-Suisse-Boss Thomas Gottstein (58) wird zur Gewinnwarnung befragt, die die Grossbank diese Woche ausgegeben hatte. Die CS hat im zweiten Quartal einen Verlust eingefahren, wie schon in den beiden Quartalen zuvor. Eine Frage zu viel stellten Investoren offenbar dann zu Übernahmegerüchten um seine Bank, die am Mittwoch aufflammten.

«Wir kommentieren Marktgerüchte nie», antwortet der Credit-Suisse-Boss auf die Frage, was dran sei an den Übernahmespekulationen durch den US-Finanzkonzern State Street. Barsch schiebt Gottstein nach: Bereits sein Vater habe ihn gelehrt, dass man «dumme Frage nicht beantworten» solle.

Die Nerven liegen in der CS-Chefetage offenbar blank: Finanzmedien fragen sich, wie lange sich Gottstein auf seinem Posten noch halten kann, dann die Verlustserie und jetzt die Übernahmegerüchte, die der Finanzblog «Inside Paradeplatz» am Mittwochnachmittag befeuerte.

Dieser hatte unter Berufung auf eine Quelle geschrieben, dass der State Street ein Übernahmeangebot für die angeschlagene zweitgrösste Schweizer Bank hinter der UBS erwäge und 9 Franken pro CS-Aktie biete. Daraufhin schoss der CS-Aktienkurs, der wegen der Verlustwarnung auf 6.20 Franken in die Tiefe rauschte auf zeitweise mehr als 7 Franken hoch.

State Street dementiert Übernahmespekulation

Tatsächlich ist wohl nichts dran an den Spekulationen über einen Milliarden-Deal durch State Street. «Die anhaltenden Marktgerüchte entbehren jeder Grundlage», so der Finanzkonzern in einer Stellungnahme, wie die Agentur Bloomberg schreibt. «Obwohl wir seit langem die Politik verfolgen, solche Spekulationen nicht zu kommentieren, sind wir der Meinung, dass eine Reaktion auf diese Berichte in diesem Fall gerechtfertigt ist», heisst es. Man fokussiere sich auf die laufende Milliarden-Übernahme des Fondsdienstleistungsgeschäfts von Brown Brothers Harriman.

Dieses Dementis versetzte der CS-Aktie wiederum einen Schlag: Die Aktie fiel und notiert am Freitagmorgen nach Börsenöffnung bei 6.30 Franken.

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Im Markt unter den Analysten werden diese Übernahmegerüchte skeptisch betrachtet. Vielmehr heisst es, dass die CS erstmal ihre Probleme lösen und das Vertrauen der Stakeholder zurückgewinnen müsse. Gottstein selbst nennt das laufende Jahr ein «Übergangsjahr». Die Investment Bank seiner CS sei zwar nun weniger kapitalintensiv, sie sei aber auch weniger diversifiziert als die entsprechenden Abteilungen vieler ihrer Konkurrenten. Gottstein: «Wir erleben deshalb auch höhere Schwankungen.»

Gottstein zeigte sich zudem überzeugt, dass die CS mittlerweile ihre Risikokultur deutlich gestärkt hat. Die Grossbank war im vergangenen Jahr von den Debakeln um den milliardenteuren Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds schwer erschüttert worden. (uro/SDA)


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