Der Auftrag war klar: Ein 25-jähriger Pilot und eine 61-jährige Pilotin sollten einen fabrikneuen Pilatus PC-12 von Kalifornien nach Australien überführen. Mit Zwischenhalt auf Hawaii. Die Insel erreichten sie aber nicht. Wegen eines Motorschadens mussten sie das Flugzeug auf dem Pazifik notwassern.
Kurz darauf versank das Stück in den Fluten. Vor den Augen der beiden Piloten. In einer Rettungsinsel mussten sie 22 Stunden ausharren. Erst nach einer langen Nacht auf offenem Meer wurden sie von der Besatzung eines Frachtschiffs gerettet – 1600 Kilometer östlich von Hawaii.
Der Zwischenfall ereignete sich im November 2020. Am Freitag hat die US-Unfallforschungsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) den Abschlussbericht zum Vorfall veröffentlicht, wie das Aviatikportal Aerotelegraph.com berichtet.
Erster Flugversuch abgebrochen
Darin werden neue Details beschrieben. Im April 2020 wurde der Pilatus PC-12 von Stans aus in die USA geliefert. Dort stattet ihn eine Pilatus-Tochtergesellschaft mit zusätzlichen Tanks und Kraftstoffleitungen aus, wie dem Bericht zu entnehmen ist. Extra für den Überführungsflug nach Australien. Am 2. November musste ein erster Überführungsflug abgebrochen werden. Das neue System funktionierte nicht.
Beim zweiten Versuch am 6. November gab es erneut Probleme. Aus Angst, dass Luft in den Motor gelangen könnte, schalteten die Piloten das System aus. 20 Sekunden später ging der Motor aus – auf einer Höhe von 2430 Metern. Versuche, das Triebwerk wieder zu starten, scheiterten alle. Beim letzten Versuch gab es einen «einen lauten, katastrophalen Knall», wie es heisst.
Eis in den Tanks
Die Piloten entschieden sich für eine sofortige Notwasserung. Sie setzen einen Notruf ab. Und setzten mit ausgefahrenem Fahrwerk und voll ausgefahrenen Klappen auf dem Pazifik auf. Durch die Tür konnten sie den Pilatus PC-12 verlassen und in die Rettungsinsel springen. Dann sank das Flugzeug.
Die Fachleute des NTSB kommen zum Schluss, dass der Leistungsabfall des Triebwerks auf Luft in einer Kraftstoffleitung zurückzuführen ist. Zudem soll sich in den Tanks Eis gebildet haben, das den Treibstofffluss zum Triebwerk behinderte.
Eine abschliessende Klärung ist aber nicht möglich. «Da das Flugzeug auf See verloren ging und für eine Untersuchung nach dem Unfall nicht zur Verfügung stand, konnte die genaue Ursache des Treibstoffmangels nicht ermittelt werden», heisst es im Abschlussbericht zum Zwischenfall. (pbe)