Wettlauf um Corona-Impfstoff
EU-Staaten sichern sich 400 Millionen Dosen von AstraZeneca

Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande wollen für die EU die Versorgung mit einem Corona-Impfstoff sichern. Die vier Länder schlossen mit dem Pharmakonzern AstraZeneca einen entsprechenden Vertrag ab.
Publiziert: 13.06.2020 um 23:33 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2020 um 10:27 Uhr
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Heiss begehrt: Alle wollen einen Corona-Impfstoff.
Foto: imago images

Der Vertrag sieht vor, dass die vier EU-Staaten bis zu 400 Millionen Dosen eines in der Entwicklung befindlichen Impfstoffs bestellen können, wie das Unternehmen sowie die deutsche und die italienische Regierung am Samstag mitteilten.

Das Quartett steigt damit in das weltweite Rennen um Mittel gegen das Coronavirus ein, das nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität bereits mit mehr als 426'000 Todesfällen weltweit in Verbindung gebracht wird. «Viele Länder der Welt haben sich schon Impfstoffe gesichert, Europa noch nicht», unterstrich der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn.

Impfallianz hat Vorteile

Die vier Staaten hätten sich deshalb zu einer Impfallianz zusammengeschlossen, erklärten das deutsche Gesundheitsministerium und der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza. Sie seien mit mehreren Unternehmen im Gespräch, die an aussichtsreichen Impfstoffen forschten, hiess es.

Damit Impfstoffe sehr zügig nach einer möglichen Zulassung in diesem oder im nächsten Jahr in grosser Zahl verfügbar sind, müssten Produktionskapazitäten schon jetzt vertraglich gesichert werden.

Im nun geschlossenen Vertrag geht es um bis zu 400 Millionen Dosen des Impfstoffs, den AstraZeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt. Die ersten Dosen sollen bis Ende des Jahres erhältlich sein, kündigte Speranza auf Facebook an.

Aufbau einer Produktion in Europa

«Das Abkommen stellt sicher, dass Hunderte Millionen von Europäern Zugang zu dem Impfstoff der Universität Oxford haben, wenn er zugelassen wird», erklärte AstraZeneca-Chef Pascal Soriot. Man werde rasch eine Produktion in Europa aufbauen.

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bereits ähnliche Abkommen mit Grossbritannien, den USA und der internationalen Impfallianz Gavi geschlossen. Mit Indien gebe es einen Lizenzvertrag über die Produktion von einer Billion Impfdosen vor allem für Entwicklungs- und Schwellenländer.

Derzeit könne man zwei Billionen Dosen produzieren. Pascal gab zudem bekannt, dass China, Brasilien, Japan und Russland ebenfalls Interesse an einer Vereinbarung zur Versorgung mit einem möglichen Impfstoff bekundet hätten.

Fieberhafte Suche läuft heiss

Weltweit wird in mehreren Projekten fieberhaft an Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus geforscht. Die Universität Oxford hatte im Mai mitgeteilt, dass sie in die zweite Phase der Erprobung mit rund 10'000 Probanden einsteige. AstraZeneca wies darauf hin, dass der Erfolg der Impfstoff-Entwicklung nicht gesichert sei.

Als grösster Hoffnungsträger unter den potenziellen Corona-Medikamenten gilt derzeit das Mittel Remdesivir des US-Unternehmens Gilead. Der Biotechnologiekonzern erhielt bereits in den USA die Zulassung für die Verwendung von Remdesivir in Notfällen. Für die EU hat Gilead dies beantragt. Die Schweiz kämpft weiterhin allein auf weiter Flur. (SDA/uro)

Lonza an Bord bei US-Corona-Impfstoff-Firma

Täglich gibt es neue Meldungen über aussichtsreiche Corona-Impfstoffe. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind derzeit knapp 80 Corona-Impfstoffentwickler erfasst. Obwohl fieberhaft geforscht wird, rechnen Experten frühestens bis Anfang 2021 mit dem ersten breit einsetzbaren Impfstoff.

Bereits im März mit Tests an Menschen startete die US-Firma Moderna. Mit im Boot: der Schweizer Pharmazulieferer Lonza. Dieser gab letzte Woche eine Vereinbarung mit Moderna über die Produktion des Corona-Impfstoffs bekannt. Im Juli will die US-Tochter von Lonza erste Chargen herstellen. Die beiden Unternehmen planen gemeinsam die Produktion von bis zu einer Milliarde Dosen. Das treibt Lonza an der Börse in die Höhe. Die Aktie legte am Montag zu – in einem sonst rückläufigen Handel. Allerdings: Bislang hat noch kein Impfstoff, der auf der genbasierten Methode von Moderna entstanden ist, die Zulassung erhalten.

Briten liegen im Rennen vorne

Als sehr aussichtsreich gilt der Impfstoff eines Forschungsteams aus Oxford (Grossbritannien). Er trat vor zwei Wochen in die heikle klinische Testphase. Die Briten verwenden abgeschwächte harmlose Viren, die als Coronavirus verkleidet werden, sogenannte Vektoren, um im Körper eine Immunreaktion auszulösen. Dieselbe Methode nutzt Janssen Vaccines bei seinem Corona-Impfstoff. Die Methode hat sich bereits bei Ebola und HIV bewährt. Die US-Regierung gab im April bekannt, je knapp eine halbe Milliarde Dollar in die Entwicklung und Produktion der Corona-Impfstoffe von Janssen als auch von Moderna zu investieren.

Schon klinische Tests machen auch chinesische Forschungsgruppen. Ab Juni will zudem das Team von Martin Bachmann (52) von der Universität Bern und weiteren Unis sowie der Firma Saiba mit klinischen Test starten. Grünes Licht für Tests an Menschen hat vor zwei Wochen ausserdem das deutsche Unternehmen Biontech in Kooperation mit Pfizer erhalten.

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Täglich gibt es neue Meldungen über aussichtsreiche Corona-Impfstoffe. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind derzeit knapp 80 Corona-Impfstoffentwickler erfasst. Obwohl fieberhaft geforscht wird, rechnen Experten frühestens bis Anfang 2021 mit dem ersten breit einsetzbaren Impfstoff.

Bereits im März mit Tests an Menschen startete die US-Firma Moderna. Mit im Boot: der Schweizer Pharmazulieferer Lonza. Dieser gab letzte Woche eine Vereinbarung mit Moderna über die Produktion des Corona-Impfstoffs bekannt. Im Juli will die US-Tochter von Lonza erste Chargen herstellen. Die beiden Unternehmen planen gemeinsam die Produktion von bis zu einer Milliarde Dosen. Das treibt Lonza an der Börse in die Höhe. Die Aktie legte am Montag zu – in einem sonst rückläufigen Handel. Allerdings: Bislang hat noch kein Impfstoff, der auf der genbasierten Methode von Moderna entstanden ist, die Zulassung erhalten.

Briten liegen im Rennen vorne

Als sehr aussichtsreich gilt der Impfstoff eines Forschungsteams aus Oxford (Grossbritannien). Er trat vor zwei Wochen in die heikle klinische Testphase. Die Briten verwenden abgeschwächte harmlose Viren, die als Coronavirus verkleidet werden, sogenannte Vektoren, um im Körper eine Immunreaktion auszulösen. Dieselbe Methode nutzt Janssen Vaccines bei seinem Corona-Impfstoff. Die Methode hat sich bereits bei Ebola und HIV bewährt. Die US-Regierung gab im April bekannt, je knapp eine halbe Milliarde Dollar in die Entwicklung und Produktion der Corona-Impfstoffe von Janssen als auch von Moderna zu investieren.

Schon klinische Tests machen auch chinesische Forschungsgruppen. Ab Juni will zudem das Team von Martin Bachmann (52) von der Universität Bern und weiteren Unis sowie der Firma Saiba mit klinischen Test starten. Grünes Licht für Tests an Menschen hat vor zwei Wochen ausserdem das deutsche Unternehmen Biontech in Kooperation mit Pfizer erhalten.

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