Mit EU gibt sich weitere Grossmacht Stellung
Schweiz gerät bei Impfstoff-Zugang ins Abseits

Die Amerikaner haben sich schon Millionen Lieferungen von Corona-Impfstoffdosen gesichert. Jetzt schliessen auch die EU-Länder ihre Reihen, um ihre Verhandlungsposition bei den Pharmakonzernen zu stärken. Die Schweiz kämpft alleine auf weiter Flur.
Publiziert: 08.06.2020 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2020 um 18:26 Uhr
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Heiss begehrt: Alle wollen einen Corona-Impfstoff.
Foto: imago images

Noch ist nicht einmal sicher, ob der erste Impfstoff gegen Corona schon dieses Jahr auf den Markt kommt. Doch im Kampf gegen die Pandemie kann die Geschwindigkeit Leben retten, sagen sich die Amerikaner. Die USA-Regierung pumpt seit Februar Millionen in die Entwicklung von Impfstoff. Ganz nach Donald Trumps (73) Motto «America first» haben sich die Amerikaner schon die Lieferung des bisher versprechensten Impfstoffs der Firma Moderna gesichert.

Dass das US-Biotechunternehmens Moderna bis zu einer Milliarde Impfstoffdosen im Jahr produzieren kann, ist auch dank eines Deal mit dem Schweizer Pharmazulieferer Lonza für die nächsten zehn Jahre möglich. Die US-Regierung unterstützt Moderna bei der Impfstoffentwicklung mit 500 Millionen Dollar. Kurz nachdem die USA den Lonza-Vertrag unter Dach hatten, gab der französische Pharmakonzern Sanofi letzten Monat bekannt, man werde mit dem Sanofi-Impfstoff als Erstes die USA beliefern, weil diese auch am meisten für die Entwicklung aufgewendet hätten.

EU legt Zurückhaltung ab

In Europa brach ein Sturm der Entrüstung los über die Bevorzugung der USA. Nun legt die EU im Kampf um den Zugang zum Corona-Impfstoff einen Zacken zu. Mehrere europäische Staaten verbünden sich, um nicht leer auszugehen. Die EU-Kommission hat die 26 Mitgliederländer angefragt, ob sie in für sie mit den Pharmakonzernen Lieferverträge aushandeln kann. Details werden diesen Woche bekannt, wie Bloomberg berichtet.

Nun haben Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande bereits eine Verhandlungsallianz gegründet, wie am Wochenende bekannt wurde. Die Allianz sei bereits mit «mehreren Pharmakonzernen im Gespräch, um ausreichende Mengen für die EU und darüber hinaus zu sichern», schreibt «Die Welt». Die EU-Staaten fürchten im internationalen Wettkampf leer auszugehen.

Die Schweiz evaluiert

Die westlichen Grossmächte bündeln ihr Kräfte im Kampf um einen Impfstoff gegen Covid19. Dies obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer wieder sagt, es sei verboten einzelne Staaten bei Impfstoffliefreungen zu bevorzugen. Und die Schweiz? Das Innendepartement sowie das Verteidigungsdepartement haben den Auftrag, mit verschiedenen Herstellern zu verhandeln. Aber zuerst soll evaluiert werden, welche der vielen Kandidaten die Hoffnungsträger sind.

«Uns interessiert das Endprodukt. Wir brauchen einen fertigen Impfstoff, der die Menschen schützt. Ein blosser Bestandteil des Impfstoffs nützt uns nichts», sagte Gesundheitsminister Alain Berset. Die Grossmächte bringen sich in Stellung und sichern sich Impfstoffe mit Schweizer Inhalten, die Schweiz ist noch am Evaluieren. (gnc)


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