Eine simple Massnahme mit grossen Folgen: Mit der Erhöhung der Limite für kontaktloses Bezahlen von 40 auf 80 Franken im April dieses Jahres haben die Schweizer Kartenherausgeber dem kontaktlosen Bezahlen mit Debit- und Kreditkarten einen deutlichen Schub gegeben.
75 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nutzen kontaktloses Bezahlen – vor einem Jahr waren es erst 60 Prozent, wie eine Umfrage des Vergleichdienstes Comparis zeigt.
Und nicht nur das: Bereits 7 Prozent der Bevölkerung zahlten inzwischen sogar meist mit dem Smartphone. Im Vorjahr seien es erst 2 Prozent gewesen. Vor dem Lockdown hätten noch 27 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche mit dem Handy bezahlt. Nun seien es bereits 32 Prozent.
Auch E-Banking legt zu
Umgekehrt sei die Nutzung von Bargeld eingebrochen. Vor den Corona-Massnahmen hätten 39 Prozent der Befragten täglich Münzen und Frankennoten gezückt. Seither hantierten nur noch 25 Prozent jeden Tag mit Cash.
Zu einem ähnlichen Resultat war am Mittwoch bereits eine Studie der Boston Consulting Group gekommen. Im ersten Monat nach dem Lockdown seien 41 Prozent weniger Bargeldzahlungen getätigt worden als im Vorjahr, lautete dort das Resultat. Dafür hätten Schweizer 16 Prozent häufiger mit der Kredit- oder Debitkarte bezahlt.
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Weitere 8 Prozent der Befragten dieser Studie gaben zudem an, während der Hochphase von Corona zum ersten Mal E-Banking benutzt zu haben. Gut ein Fünftel wolle zudem zukünftig weniger häufig oder gar nie mehr eine Bankfiliale aufzusuchen, hatte das Beratungsunternehmen geschrieben.
Skeptisch gegenüber digitalen Banken
Während sich Bankkunden in der Schweiz mit ihrem Zahlungsverhalten eher fortschrittlich zeigen, bleiben Sie bei der Wahl ihrer Bank lieber beim Bewährten. Im Bankenland Schweiz wird den traditionellen Finanzhäusern weit mehr Vertrauen entgegengebracht als ihren digitalen Pendants.
Laut der Umfrage der Boston Consulting Group wähnt mit 55 Prozent über die Hälfte der Befragten ihr Geld bei einer klassischen Bank am sichersten. Den Digitalbanken würden indes nur 18 Prozent vertrauen. Dies sei der niedrigste Wert unter den Befragten aller Länder.
Auch gegenüber digitalen Zahlungsmitteln sind die Bedenken – trotz der aktuellen Zunahme – nach wie vor gross. So haben gemäss Comparis zwei von drei Schweizern Sicherheitsbedenken bei Kartenverlust und 55 Prozent vertrauen nicht darauf, dass die Systeme technisch immer einwandfrei funktionieren.
Angst vor Überwachung
Auch lehne immer noch jede zweite Person die Idee einer kompletten Abschaffung des Bargelds ab. Viele befürchteten, der digitale Zahlungsverkehr werde zu stark überwacht, heisst es.
Die Online-Befragung von Comparis wurde gemäss den Angaben durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Juli 2020 unter 1011 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt. In der Studie der Boston Consulting Group wurden 11'600 Personen in 30 Ländern, davon 514 in der Schweiz, befragt.
Digitales Geld von der Zentralbank
Ralf Wintergerst, Chef des Münchner Banknotenherstellers Giesecke + Devrient, rechnet damit, dass es in absehbarer Zukunft von Zentralbanken ausgegebenes digitales Geld geben könnte. Damit bekämen private Kryptowährungen, wie der Bitcoin, staatliche Konkurrenz.
Technisch würde zum Beispiel ein digitaler Euro dem Bitcoin ähneln. Aber im Gegensatz zu der berühmten Kryptowährung stünde er unter Aufsicht einer Zentralbank. Digitale Währungen funktionieren auf Basis einer sogenannten Blockchain – also über eine Kette von Datenblöcken, die sich mit jeder Transaktion ausbaut. Ein solcher Euro würde dabei als digitale Einheit existieren und für Online-Geschäfte verfügbar sein.
Man bräuchte, wie beim Bitcoin, eine eigene Wallet, in der das digitale Geld abgelegt wird. Moderne Smartphone-Banken haben diese schon standardmässig an die Girokonten angedockt.
G+D-Chef Wintergerst sieht drei grosse Herausforderungen: die grundsätzliche Sicherheit einer digitalen Währung, der Schutz der Privatsphäre und das Risiko für das Bankensystem. (SDA/koh)
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