Es klingt wie ein verzweifelter Hilferuf: Gemeinsam fordern die Schweizer Lebensmittelhändler die Kunden dazu auf, von Hamsterkäufen abzusehen. In einem Inserat, das am Montag im BLICK erschienen ist, halten die Detailhändler fest, dass die Landesversorgung nachhaltig gesichert sei und genug Lebensmittel und Bedarfsgüter für alle verfügbar seien.
Das bestätigt auch die Landesregierung. Es sei nicht nötig, Notvorräte anzulegen, betonte Bundesrat Alain Berset (47) am Montag vor den Medien mehrmals.
Die Grossisten versichern, eng mit den Bundesbehörden und den Zulieferern zusammenzuarbeiten, sie würden die Geschäfte noch häufiger beliefern, um sicherzustellen, dass die Gestelle schnell nachgefüllt werden können. «Hamsterkäufe sind absolut unnötig», heisst es. Geschaltet wurde das Inserat von allen namhaften Lebensmittelhändlern der Schweiz darunter Coop, Migros, Aldi, Lidl, Spar, Denner, Manor und Volg.
Ruhe bewahren
Auch nach dem von Bundesrat angeordneten Lockdown appellieren die Detailhändler, Ruhe zu bewahren. In einer Aldi-Filiale in Aesch BL wurden Kunden nur noch dosiert in den Laden gelassen, der Rest musste draussen warten. «In vereinzelten Filialen im Tessin und im Kanton Basel-Landschaft haben wir Sicherheitsleute im Einsatz, die anlässlich des sehr starken Kundenandrangs die Anzahl der Kunden regulieren», bestätigt Aldi-Sprecher Philippe Vetterli auf Anfrage.
Es werde in Kürze zusätzlich noch Kundenhinweise zur Beachtung des Mindestabstands in den Aldi-Filialen geben, so Vetterli weiter. Derzeit gelte hierfür die Faustregel von vier Quadratmetern pro Kunde, weshalb die maximale Anzahl Kunden je nach Filialgrösse variiere.
Alle Filialen geöffnet
«Sollten in den nächsten Stunden oder Tagen weitere Massnahmen notwendig werden, so werden wir diese ebenfalls in enger Abstimmung mit offiziellen Stellen prüfen und umsetzen», sagt Vetterli weiter und betont: «Alle unsere über 200 Filialen in der Schweiz haben derzeit ohne einschneidende Einschränkungen weiterhin geöffnet.»
Coop teilt auf Anfrage mit, dass alle Geschäfte, die keine Lebensmittel verkauften, geschlossen würden. «Unsere Lebensmittelgeschäfte sowie Apotheken bleiben weiterhin geöffnet», sagt Sprecherin Rebecca Veiga. Die Verfügbarkeit der Ware sei sichergestellt.
Wichtige Frage bleibt unbeantwortet
Zur Frage, wie viele Kunden sich gleichzeitig in einer Filiale aufhalten dürfen, wollte sich der Detailhändler nicht konkret äussern: «Wir sind im Austausch mit den Behörden und werden die Vorgaben umsetzen», sagt Veiga. Doch auch der Bundesrat hielt sich bei diesem wichtigen Thema bedeckt.
Entsprechend hielt die Landesregierung die Detailhändler lediglich an, die Anzahl der Kunden – wenn möglich – zu begrenzen. Alle von BLICK angefragten Grossisten teilen mit, dass sie ein sogenanntes «Tröpfchensystem» in Erwägung ziehen.
Ansonsten gilt: «An unseren Kassen haben wir Plakate aufgestellt, die auf das Social Distancing und auf die Möglichkeit der Kartenzahlung hinweisen», sagt Veiga. «Zudem wurden am Boden vor den Kassen auffällige Abstandslinien angebracht.»
Genügend Lebensmittel vorhanden
Lidl teilt mit, dass die Sicherheit in den Filialen des deutschen Discounters jederzeit gewährleistet sei. «Wir halten uns strikte an die Vorgaben der Behörden», sagt Sprecherin Corina Milz. Es sei sortimentsübergreifend genügend Ware vorhanden.
Die Migros lässt verlauten, dass die Lebensmittelläden wie gewohnt offen bleiben. «Wir besorgen täglich Nachschub. Unsere Mitarbeitenden danken es den Kundinnen und Kunden, dass sie die Abstands- und Hygieneregeln des BAG strikte befolgen», sagt Sprecher Marcel Schlatter.
Migros montiert Plexiglasscheiben
Zum Schutz des Kassenpersonals in den Migros-Filialen montiert der Grossverteiler in den nächsten Tagen Plexiglasscheiben an den Kassen. Um den Empfehlungen des «Social Distancing» gerecht zu werden, appelliert Migros auch an die Solidarität der Kundinnen und Kunden.
Alle 100'000 Mitarbeitenden der Migros-Gruppe seien mit Desinfektionsmitteln ausgerüstet worden. Dazu würden die Hygienerichtlinien des Bundesamtes für Gesundheit strikte eingehalten, betont Schlatter.
Die Einhaltung dieser Regeln und eine regelmässige, herkömmliche Flächenreinigung böten einen wirksamen Schutz vor einer Übertragung von Mensch zu Mensch. Auch «begrüssen wir es, wenn Kundinnen und Kunden statt mit Bargeld ihre Einkäufe mit Karten bezahlen», so Schlatter weiter.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.
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