Corona verdrängt Münzen und Scheine
Politiker wollen das Bargeld retten

Das Bezahlen mit Bargeld befindet sich in der Schweiz auf dem Rückzug. Die Corona-Krise hat den Trend noch verschärft. Politiker rufen zur Rettung des Bargelds auf.
Publiziert: 25.05.2020 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2020 um 14:01 Uhr
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Wegen Corona ist das Bargeld in der Schweiz auf dem Rückzug.
Foto: Keystone

Bargeld hat zuletzt viel von seiner Attraktivität eingebüsst. Scheine und Münzen gelten als Virenschleudern. Wer sich aus dem Homeoffice wagt, findet immer seltener den Weg zum Bancomaten.

Zudem haben die Anbieter von Kredit- und Bezahlkarten die Limite für das kontaktlose Bezahlen ohne PIN-Eingabe kürzlich von 40 auf 80 Franken erhöht. Auch die Beliebtheit von Bezahl-Apps wie Twint hat während des Lockdowns stark zugenommen.

Geschäfte wollen kein Bargeld mehr

Selbst ältere Menschen, die bis anhin ihrem Hang zu Bargeld seltener abschwören wollten, beginnen umzudenken. «Wir wachsen bei den über 60-Jährigen derzeit doppelt so schnell wie im Durchschnitt. Seit dem Lockdown haben wir bei dieser Altersgruppe um 26 Prozent zugelegt», sagt Twint-Chef Markus Kilb im «Tages-Anzeiger».

Auch weisen immer mehr Geschäfte mehr oder minder nachdrücklich darauf hin, dass die Kunden – aus Hygienegründen – ihre Einkäufe oder ihre Konsumation doch bitte bargeldlos begleichen sollen. Wer unbedingt mit Bargeld bezahlen will, kann diesen Anspruch nicht wirklich durchsetzen. «Die verweigerte Annahme kann nicht bestraft werden», erklärt der Anwalt Martin Steiger (41) gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Politiker wollen Bargeld schützen

Corona also bedrängt das Bargeld, das schon vor der Krise auf dem Rückzug war. Deshalb gibt es nun Bemühungen aus der Politik, das Bargeld zu retten. Der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Ador (56) hat eine Motion eingereicht, die das Recht auf Barzahlung in der Bundesverfassung verankern will.

Das geht Konsumentenschützerin Prisca Birrer-Heimo (61) zwar etwas zu weit. Doch auch die SP-Nationalrätin kämpft für den Erhalt der Geldscheine und Noten – aus Gründen des Datenschutzes. «Ist nur noch der Einsatz von elektronischen Zahlungsmitteln möglich, lassen sich sämtliche Ausgaben einer Person lückenlos nachvollziehen. Wer dies nicht möchte, hat keine Ausweichmöglichkeit mehr», befürchtet Birrer Heimo.

Interessant: Auch in Schweden, das Land des bargeldlosen Bezahlens schlechthin, gibt es immer wieder Bestrebungen, das Bargeld zu schützen. Aus Datenschutzgründen, aber auch aus Sicherheitsüberlegungen. So hat etwa die schwedische Notenbank den Wert von Bargeld in Krisenzeiten herausgestrichen. Denn bei einem Stromausfall, bei einem Hacker-Angriff oder einem grossen Computer-Crash sei Bargeld unabdingbar, um den Handel und Konsum aufrechtzuerhalten. (koh)

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