«Nur gute Einkaufszentren haben Überlebenschancen»
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Coop-Chef Philipp Wyss:«Nur gute Einkaufszentren haben Überlebenschancen»

Coop-Chef Philipp Wyss (57) mit einer Kampfansage an die Konkurrenz
«Mit Prix Garantie ist Coop günstiger als Denner und Migros»

Coop-Chef Philipp Wyss konnte mit dem Grossverteiler einen hohen Gewinn machen. Was er damit vorhat und wie er die Konkurrenten auf Distanz halten will, sagt Wyss im Blick-Interview.
Publiziert: 14.02.2023 um 19:17 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2023 um 08:39 Uhr
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Philipp Wyss, seit Mai 2021 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Coop-Gruppe, konnte ein gutes Resultat für das Geschäftsjahr 2022 präsentieren.
Foto: STEFAN BOHRER

Das vergangene Wochenende hat Coop-CEO Philipp Wyss (57) auf der Berninapasshöhe verbracht. Der passionierte Sportler hat sich dort im Kiteskiing versucht. Ordentlich Wind in den Segeln hat nicht nur der Chef, sondern auch sein Unternehmen: Coop kann ein gutes Verkaufsjahr 2022 verzeichnen, legte in fast allen Sparten zu und machte einen hohen Gewinn. Doch nun gibts Gegenwind.

Blick: Herr Wyss, die Inflation in der Schweiz zieht seit Jahresbeginn stärker an, Coop hat bereits weitere Preiserhöhungen angekündigt. Welche Produkte oder Produktgruppen werden teurer?
Philipp Wyss: Ich rechne in diesem Jahr mit einer Verteuerung von rund 1,4 Prozent. Die Inflation im Sortiment der Coop-Supermärkte ist damit in etwa so tief wie im Vorjahr. Wie sich die Preise bei Produktgruppen im Detail verändern, werden wir wie bisher im Wochenrhythmus bekannt geben.

Coop erzielte 562 Millionen Franken Gewinn. Statt Preise zu erhöhen, könnten Sie doch Produkte verbilligen.
Für uns als Genossenschaft ist es wichtig, den Gewinn nicht auszuschütten, sondern in Form von tieferen Preisen weiterzugeben. Im letzten Jahr hat Coop 250 Millionen Franken an Mehrkosten bei Energie, Transport, Verpackungen und dergleichen selber getragen, statt diese weiterzureichen. Darüber hinaus investieren wir weiter in Nachhaltigkeit und neue Läden.

Wäre angesichts der Herausforderungen nicht eine Reduktion der Standorte sinnvoller?
Wir wollen weiter wachsen und auf 1000 Verkaufsstellen kommen, dafür braucht es nochmals 40 weitere Verkaufsstellen. Wir gehen dafür auch in Randregionen, wie jetzt neu ins Verzascatal.

Der Mittelstand, Ihre Kundschaft, schaut vermehrt aufs Geld. Spüren Sie das nicht im Kerngeschäft mit den Supermärkten?
Wir sind gut ins Jahr gestartet. Auch das Segment Bio wächst erfreulich. Ich bin zuversichtlich für das Jahr 2023.

Sie haben vor vier Jahren auch die Discount-Linie Prix Garantie stärker in den Fokus gerückt und das Sortiment konsequent ausgebaut. Kam das nicht zu spät?
Nein, wir haben dank dieser Offensive – abgesehen von den Discountern – inzwischen das grösste Tiefpreis-Sortiment der Schweiz. Mit gleicher Qualität und gleichen Preisen wie im herkömmlichen Discount.

Das klingt nach einer Kampfansage.
Unsere Günstiglinie Prix Garantie liegt laut einem extern durchgeführten Preisvergleich im Discount-Segment auf Rang 3, knapp hinter Aldi und Lidl. Aber noch vor Denner und Migros.

Ihnen als gelernter Metzger dürfte es wehtun, dass der Schweiz die Fachkräfte ausgehen. Wie prekär ist die Lage im Detailhandel?
Fachkräfte wie Metzger haben schon immer gefehlt. Wir können aber auf eine sehr hohe Loyalität der Mitarbeitenden zählen und werden weiterhin in den eigenen Campussen Schulungen durchführen.

Jelmoli schliesst. Warenhäuser gelten als Auslaufmodell. Wie sehen Sie die Zukunft für Ihre Einkaufszentren?
Nur gute Einkaufszentren können überleben. Deshalb investieren wir in der Schweiz jährlich rund eine Milliarde Franken in unsere Einkaufszentren. Als Nächstes wird der Letzipark in Zürich umgebaut, dazu wird in Biel ein Einkaufszentrum eröffnet. Wir sind überzeugt, dass Einkaufszentren eine gute Zukunft haben.

Manor soll zum Verkauf stehen. Haben Sie Bedarf, weitere Warenhäuser zu kaufen?
Das ist aktuell kein Thema. Wenn etwas auf den Markt kommt, wird es selbstverständlich geprüft.




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