Die aktuelle Wohnungsnot macht Christina P.* (59) Bauchschmerzen. Sie sucht seit Monaten eine neue Wohnung für sich, ihren Sohn (22) und ihre zwei Katzen. Händeringend. Ohne Erfolg! Bei ihrem letzten Wohnungswechsel im Jahr 2020 sah es noch ganz anders aus, erinnert sich P. im Gespräch mit Blick.
Damals konnte die Zürcherin aus sechs Wohnungen aussuchen, hätte jede davon bekommen. «Gott sei Dank hatte Corona auch Vorteile. Da wollte niemand zügeln.» Nun sucht sie intensiv nach einer 3-Zimmer-Wohnung mit Sitzplatz, die weniger als 2000 Franken kostet. Im Grünen, gerne auf dem Land.
«Bei der letzten Wohnungsbesichtigung gab es noch 50 weitere Interessenten», sagt Christina P. «Da haben schon Doppelverdiener ohne Haustiere wenig Erfolgschancen. Mit zwei Katzen ist es beinahe aussichtslos», klagt P.
Katzen brauchen frische Luft
Christina P. wohnt gegenwärtig in Adlikon bei Regensdorf ZH und geht jeden Tag mit ihrem Kater Ari an der Leine spazieren. Das müsste sie nicht, wenn sie auf ihrer Dachterrasse ein Netz spannen könnte, das Ari vor einem Absturz schützen würde. Die Liegenschaftsverwaltung verbietet dies jedoch. Gemeinsam mit ihrer Tochter (24) und ihrem Sohn (22) wohnt Christina P. seit drei Jahren in einer grosszügigen 4,5-Zimmer-Wohnung.
Seit letztem Herbst leben auch ein Kater und eine Katze – Ari und Luna – bei ihnen. «Wir haben zwei Hauskatzen gekauft. Bei Ari stellte sich später heraus, dass er viel Auslauf braucht.» Darum sucht Frau P. eine neue Wohnung. Ari soll selbstständig hinaus können. Christina P.: «Ich bin ein tierliebender Mensch und bringe es nicht über das Herz, ein Tier in der Wohnung einzusperren.» Zudem soll die Wohnung günstiger sein als die aktuelle.
Denn im Moment teilen sich Frau P. und ihre zwei erwachsenen Kinder die Monatsmiete. Jetzt will die Tochter mit einer Freundin ausziehen und in Zürich eine WG gründen. Darum wird die Tochter künftig nichts mehr an die Miete beisteuern, das Wohnbudget wird knapper.
Immer weiter weg von der Stadt
P. weiss, was es heisst, umzuziehen. Sie wuchs im Zürcher Stadtteil Schwamendingen auf, lebte danach in fünf verschiedenen Wohnungen in Zürich und Dübendorf ZH, bis sie 2016 ins Zürcher Unterland zügelte. Sie sagt: «Das Preis-Leistungs-Verhältnis in der Stadt stimmt nicht mehr.»
Und ergänzt: «Als Mädchen konnte ich mir nie vorstellen, auf dem Land zu wohnen.» Auch wenn Schwamendingen in ihrer Kindheit noch sehr ländlich geprägt war. Jetzt sei die Situation eine andere. Sie habe das Ländliche schätzen gelernt. Und sie geniesse es, einen Garagenplatz zu haben. «In der Stadt habe ich manchmal stundenlang einen Parkplatz in der blauen Zone gesucht».
Näher an den Arbeitsort
Ihre erste Wohnung in Zürich-Affoltern kostete 850 Franken. Später bezahlte sie für eine 4,5-Zimmer-Wohnung in Zürich-Oerlikon 1650 Franken. Die gelernte Kauffrau, die heute als Nanny arbeitet, stört sich an den hohen Wohnungspreisen in der Stadt Zürich. Sie sagt: «Heute bezahlt man in der Stadt für ein Loch teilweise 4000 bis 5000 Franken. Das würde ich nie bezahlen. Auch nicht, wenn ich das Geld hätte!»
Ihre nächste Wohnung soll nicht mehr im Zürcher Unterland sein. Sie will näher an ihre zwei Arbeitsorte ziehen – einer davon liegt in Oetwil am See ZH. Der Stau auf der A1 geht ihr auf die Nerven, der Arbeitsweg ist lang und kräftezehrend. Und sie freut sich schon jetzt darauf, wenn Ari selber um die Häuser ziehen und die Leine im Schrank bleiben kann. Wenn sie denn eine geeignete Wohnung findet.
*Name geändert