Die Anlegerinnen und Anleger von Kryptowährungen wie Bitcoin machen gerade schwierige Zeiten durch. Seit Anfang des Jahres haben sich die meisten Kryptos halbiert. Mitte Juni fiel Branchenprimus Bitcoin sogar zeitweise unter die 20'000-Dollar-Marke und war nur noch knapp 19'000 Dollar wert – so wenig wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Im November 2021 kostete ein Bitcoin noch mehr als 69'000 Dollar.
In der Szene ist bereits von einem «Krypto-Winter» die Rede. Damit gemeint ist die lange anhaltende Flaute mit sinkenden und seitwärts verlaufenden Kursen. Dieser kommt in der Regel nach einer sogenannten «Hype-Phase», die kürzer dauert und von stark steigenden Kursen geprägt ist. Der letzte Krypto-Winter liegt einige Jahre zurück und dauerte von 2018 bis 2020, nachdem im Jahr 2017 Digitalwährungen wie Bitcoin und Ethereum erstmals der grossen Öffentlichkeit bekannt geworden sind. Nach dem äusserst erfolgreichen Jahr 2021 scheinen die Kryptowährungen nun tatsächlich wieder in den Winterschlaf zu fallen.
Schelte aus China
Wie in der Vergangenheit immer in solch schwierigen Zeiten wird die Glaubensfrage gestellt. Der Bitcoin wird auch in diesen Tagen und Wochen wieder tot geschrieben – die grösste Kritik kommt aus China. Investoren sollten sich des Risikos bewusst sein, dass der Bitcoin-Preis «auf null fällt», schreibt das Staatsmedium «Economic Daily». «Bitcoin ist nichts anderes als eine Reihe digitaler Codes, und seine Renditen stammen hauptsächlich aus dem Kauf zu niedrigen und dem Verkauf zu hohen Preisen.» Und weiter: «Wenn in Zukunft das Vertrauen der Anleger schwindet oder souveräne Länder Bitcoin für illegal erklären, wird er zu seinem ursprünglichen Wert zurückkehren, was schlicht wertlos ist.»
Dass der Bitcoin und Co. ausgerechnet im Reich der Mitte für «tot» erklärt wird, kommt nicht überraschend. Die Regierung in Peking hat in den letzten Jahren nahezu alle Aktivitäten mit dezentralen Kryptowährungen wie dem Bitcoin verboten. Selbst der Handel wurde 2021 eingestellt. Gleichzeitig wurden Pläne für die Einführung einer staatlich kontrollierten Digitalwährung bekanntgegeben – dem digitalen chinesischen Yuan (e-CNY),
Kritiker weisen deshalb die Befangenheit Chinas hin. Man wolle den E-Yuan vorantreiben und die Kryptowährungen als Konkurrenzprodukt schwächen.
Auch Buffett rechnet mit Bitcoin ab
Allerdings steht Peking mit ihrer Kritik an Kryptos nicht alleine da. Auch an der Wall Street in den USA hat der Bitcoin viele Gegner. Der wohl berühmteste ist die Investorenlegende Warren Buffett (91), der im Mai gesagt hat: «Wenn man mir alle Bitcoins der Welt für 25 Dollar anbieten würde, würde ich sie nicht nehmen.»
Trotz aller Kritik: Für die Anlegerinnen und Anleger von Kryptowährungen war diese Woche ein kleiner Lichtblick. Der Bitcoin legte um knapp vier Prozent zu, weitere Digitalwährungen verzeichneten sogar ein Plus von rund 10 Prozent in den letzten sieben Tagen. Die Kurse haben sich fürs Erste eingependelt und zeigen leichte Aufwärtstendenzen. Wenn der «Krypto-Winter» aber tatsächlich erst gerade begonnen hat, dann müssen sich die Anleger auf weitere Turbulenzen einstellen. (nim)