Chef des Bodenabfertigers Swissport rät zu Direktflügen
Droht Passagieren im Sommer erneut ein Flugchaos?

Der grösste Bodenabfertiger der Welt, Swissport, sucht allein in der Schweiz 100 Arbeitskräfte, wie CEO Warwick Brady sagt. Bei Flügen mit Umstiegen kommen nach wie vor viele Koffer verspätet ans Ziel. Steht der nächste Chaos-Sommer bevor? Brady ordnet ein.
Publiziert: 25.04.2023 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2023 um 09:42 Uhr
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Der Bodenabfertiger Swissport sucht in der Schweiz nach wie vor 100 Arbeitskräfte.
Foto: Zamir Loshi

Der vergangene Sommer ist vielen Fluggästen in schlechter Erinnerung geblieben: Airlines mussten Hunderte Flüge absagen, weil sie zu wenig Maschinen und zu wenig Personal hatten. Personell unterbesetzte Sicherheitskontrollen führten dazu, dass Passagiere ihre Flüge verpassten. Und kamen die Passagiere doch an ihrem Ziel da, war die Chance gross, dass ihr Gepäck unterwegs hängen blieb. Denn Bodenabfertiger wie Swissport kamen mit ihrer Arbeit nicht hinterher. «Es kam zur Kernschmelze», sagt Swissport-Chef Warwick Brady (57) im Interview mit der «Handelszeitung». Auch in dieser Sommersaison dürften viele Flughäfen wieder an ihre Grenzen stossen. Die Osterwarteschlangen an Flughäfen wie Zürich war bereits ein kleiner Vorgeschmack darauf.

Die Lage sollte sich zwar verbessert haben, sagt Brady. Aber: «Klar, es wird sicherlich Hotspots geben, was fehlende Arbeitskräfte angeht: in Mexiko, in den USA, aber auch in Grossbritannien und Australien und Asien. In Zürich sieht es besser aus.» Bradys Optimismus kommt nicht von ungefähr: Die Airlines konnten personell aufrüsten und bieten wieder mehr Flüge an. Und auch Swissport hat im vergangenen Jahr gemäss Brady 37'000 Beschäftigte eingestellt. Doch es fehlt nach wie vor Personal. Allein in der Schweiz sind 100 Stellen offen.

Nach wie vor kommen viele Koffer verspätet an

Die Rekrutierung bleibt eine Herausforderung: Viele ehemalige Angestellte haben in Branchen mit höheren Löhnen gewechselt. «Wir würden gerne noch mehr zahlen und unternehmen diesbezüglich auch grosse Anstrengungen», sagt Brady. Doch die Personalkosten machen beim Konzern 70 Prozent der Gesamtkosten aus – und die Airlines zeigen sich bei den Preisverhandlungen knallhart. Deshalb habe man nicht viel Spielraum, so der CEO. Die dünne Personaldecke macht auch anderen Bodenabfertigern zu schaffen.

Wer Langstrecke fliegt und unterwegs umsteigt, muss deshalb weiterhin befürchten, dass das Gepäck verspätet am Zielort ankommt. «Bei Umsteigeverbindungen über Drehkreuze sind es rund 4 bis 5 Prozent der Koffer, die nicht direkt mit dem Passagier oder der Passagierin unterwegs sind. Andere Hubs verzeichnen sogar bis zu 16 Prozent. Das geht natürlich nicht», so Brady. Er rät zu Direktflügen, wenn möglich.

«Swissport war eine Zombiefirma»

Das Personal, das heute fehlt, hat Swissport während der Covid-Pandemie entlassen. Der grösste Bodenaberfertiger der Welt geriet in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten und musste noch radikaler Arbeitsplätze abbauen als viele Fluggesellschaften. Swissport strich gleich mehrere Zehntausend Jobs. «Mit dem weltweiten Kollaps des Luftverkehrs und einem Umsatzeinbruch von rund 70 Prozent auf dem Tiefpunkt der Covid-Krise war die Swissport eine Zombiefirma, die noch dazu dringend Geld benötigte. Das ging nur über Entlassungen», blickt Brady zurück.

Brady stiess mitten in der Krise im Mai 2021 neu als CEO zu Swissport. Damals fand der Konzern neue Eigner und konnte sich rekapitalisieren. Der Kampf ums Überleben ist geglückt: «Swissport ist stark und wächst schnell», betont der Konzernchef. (smt)

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