CEO Dieter Vranckx (49) ist intern beliebt, aber extern umstritten
Aus dem Swiss-Cockpit kommt keine Durchsage

Der Sommer hätte für die Swiss und CEO Dieter Vranckx (49) zum Befreiungsschlag werden sollen. Doch stattdessen steht die Airline beinahe täglich in den Negativschlagzeilen. Blick erklärt, was alles schiefläuft.
Publiziert: 02.07.2022 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2022 um 14:56 Uhr
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Swiss-CEO Dieter Vranckx (49) hat schwierige Monate hinter sich.
Foto: keystone-sda.ch
Nicola Imfeld

Intern top, extern Flop! Dieter Vranckx (49) ist bei seinen Angestellten ein äusserst beliebter CEO, nach aussen gibt er seit Monaten aber ein schlechtes Bild ab. Der belgisch-schweizerische Doppelbürger hat die Swiss Anfang 2021 mitten in der Pandemie übernommen. Seit seinem Amtsantritt flog seine Airline nur Verluste ein, baute 1700 Vollzeitstellen ab und reduzierte die Flotte um 15 Prozent.

Der Sommer 2022 sollte zum Befreiungsschlag werden. Das Reisen ist nach Corona in weiten Teilen der Welt wieder möglich. Die Nachfrage ist riesig – gerade Schweizerinnen und Schweizer können es sich leisten, ihre Ferien am Mittelmeer oder in Amerika nachzuholen.

Doch die Freude der Passagiere wird getrübt: Vranckx hat zu viel Personal entlassen – die Swiss musste schon dreimal Flüge streichen. Hunderte Ferienflüge im Sommer fallen aus. Hinzu kommen übermüdete Crews, die seit Monaten gegen die Arbeitsbedingungen in der Lufthansa-Gruppe protestieren.

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Vranckx versteckt sich

Dass die Swiss nicht aus den Negativschlagzeilen rausfindet, ist auch Vranckx anzulasten. Statt hinzustehen und den Kunden die Lage zu erklären, versteckt er sich monatelang hinter schriftlichen Statements, die nicht viel aussagen. Erst diese Woche gab er ein Interview zu den Sommer-Problemen.

Dabei hätte er gute Argumente. Nur zwei Prozent des geplanten Flugprogramms mussten gestrichen werden. Andere Airlines stehen schlechter da. Und er hätte erklären können, dass es sich nicht um ein Swiss-, sondern um ein Branchenproblem handelt. An europäischen und amerikanischen Flughäfen wird wegen der Personalnot ein Chaos erwartet.

Vranckx' zögerliche Krisenkommunikation wird nur noch vom miesen Kundenservice seiner Airline übertroffen. Wartezeiten von über einer Stunde sind zur Norm geworden. Oft kann den Betroffenen nicht geholfen werden. Sie werden vertröstet, bleiben hässig zurück. Wer umbuchen will, braucht Glück. Es kommt vor, dass sich die Swiss erst dann meldet, wenn der Flug schon stattgefunden hat. Premium geht anders.

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Sympathisch, witzig und respektvoll

Vranckx hat also noch viel Arbeit vor sich. Immerhin kann er auf die Unterstützung seiner Mitarbeitenden zählen. Die Stimmung in der Kabine ist zwar wegen den Arbeitsbedingungen mies, aber nicht wegen Vranckx.

VranckxIhm wird nachgesagt, ein sehr nahbarer und freundlicher Typ zu sein. Eine Flugbegleiterin erinnert sich an einen Management-Anlass mitten in der Pandemie. «Wir waren da, um das Essen zu servieren und Getränke einzuschenken», sagt sie. «Herr Vranckx liess die wichtigen Personen einige Minuten warten und nahm sich Zeit. Er fragte, wie es uns geht, machte Witze. Er kam sehr sympathisch rüber.»

Nicht nur Vranckx' Angestellte, auch seine Gegenseite hat lobende Worte übrig. Obwohl die Gewerkschaften zuletzt viel zu kritisieren hatten, sei er ein respektvoller Gesprächspartner, der zuhöre und Kompromisslösungen suche.

Und auch in der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt am Main (D) dürfte man mit ihm zufrieden sein. Vranckx hat die Swiss gut durch die Pandemie gebracht, den 1,5-Milliarden-Franken-Kredit an den Bund zurückbezahlt und dürfte in diesem Jahr seinen ersten Gewinn präsentieren.

Wirtschaftlich ist er also auf Kurs. In Sachen Reputation hat seine Airline aber arg gelitten.

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