Hätten Sie die CO2-Abstimmung nach dieser Woche gewonnen?
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Sommaruga im grossen Interview:Hätten Sie die CO2-Abstimmung nach dieser Woche gewonnen?

Bundesrätin Sommaruga über den Klimawandel und die Unwetter in der Schweiz
«Auch hier werden die Auswirkungen immer sichtbarer»

Bundesrätin Simonetta Sommaruga weilte diese Woche virtuell in Kalifornien, diskutierte über den Klimawandel. Derweil kommt es in der Schweiz zu Regenfluten, Hagelstürmen und Tornados. Die Umweltministerin ist ob den Unwettern besorgt, wie sie im Interview sagt.
Publiziert: 25.06.2021 um 18:21 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2021 um 13:41 Uhr
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Simonetta Sommaruga war diese Woche auf Arbeitsbesuch in Kalifornien.
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Nicola Imfeld

Simonetta Sommaruga (61) hat in dieser Woche Pionierarbeit geleistet. Die Umweltministerin weilte von Montag bis Donnerstag auf Arbeitsbesuch in Kalifornien. Das Besondere daran: Der Bundesratsjet PC-24 hob nie von Bern-Belp in Richtung San Francisco ab. Sommarugas Stippvisite war die erste grüne Reise einer Bundesrätin überhaupt. Alles fand virtuell statt – die Besichtigung von Firmen, gemeinsame Veranstaltungen und bilaterale Gespräche mit Politikern.

Das Hauptthema der Reise war der Klimawandel. Davon ist Kalifornien stark betroffen. Aber auch die Schweiz hat in dieser Woche starke Unwetter erlebt. Sommaruga zieht im Blick-Interview Bilanz über ihre virtuelle Reise und blickt besorgt auf die Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz.

Frau Sommaruga, wie fällt Ihr Fazit über diese historische Reise aus?
Simonetta Sommaruga: Es hat sich gelohnt! Ich habe enorm viel Zeit und CO₂ gespart. Auch wenn ich nicht physisch vor Ort war, konnte ich bilaterale Gespräche mit Politikern führen und Unternehmen besuchen. Das virtuelle Reisen ist eine Möglichkeit, die wir in Zukunft vermehrt nutzen werden.

Sie werden also nie mehr in den Bundesratsjet Pilatus PC-24 einsteigen?
Nein, das würde ich nie so sagen. Die physische Reisemöglichkeit als Bundesrätin bleibt wichtig. Etwa für vertrauliche Gespräche. Oder wenn es Konflikte zu lösen gibt, muss man einander in die Auge schauen können. Auch die informellen Gespräche beim Kaffeetrinken fallen virtuell weg.

Technisch lief nicht alles rund. Ärgert es Sie, wenn Sie im Zoom-Chat sprechen, aber noch stumm geschaltet sind?
Nein, nein (lacht). Ich finde, die Technik hat erstaunlich gut funktioniert. Natürlich gibt es noch Kinderkrankheiten. Aber am Donnerstag hatte ich Gäste aus Salt Lake City und aus San Francisco nach Bern zugeschaltet. Wir konnten uns austauschen und sehen – da ist vieles möglich. Aber klar: Man wird das technisch noch weiter verbessern.

Das Hauptthema Ihrer Reise war der Klimawandel. Was kann die Schweiz von Kalifornien lernen?
Erstens spürt man die Auswirkungen des Klimawandels in Kalifornien bereits jetzt stark. Diese Waldbrände, Trockenheit, Dürre und die Wasserknappheit gehen ans Lebendige. Die Regierung in Kalifornien geht aber auch voran. Der Bundesstaat ist gerade in der Solarenergie und Elektromobilität weiter als wir in der Schweiz. Wenn man will, dass die Leute auf Elektrofahrzeuge wechseln, muss es auch genügend Ladestationen geben. Da haben wir hierzulande noch Aufgaben vor uns.

Was wollen sich die Kalifornier von uns abschauen?
Unser Zugsystem hat die Leute sehr interessiert. In diesem Bereich können die Kalifornier viel von den Schweizern lernen.

Die Kalifornier kennen Waldbrände und Trockenheit. Diese Woche haben auch wir in der Schweiz die Gewalt der Natur zu spüren gekriegt: Regenfluten, Hagelstürme, Tornados. Glauben Sie, die CO₂-Abstimmung wäre anders ausgegangen, hätte das Schweizer Volk dieses Wochenende abgestimmt?
Ich stelle mir solche hypothetischen Fragen nicht. Die Schweizer Bevölkerung hat so entschieden. Aber das war kein Nein gegen den Klimaschutz, sondern ein Nein gegen das revidierte CO₂-Gesetz. Jetzt geht es darum, vorwärtszukommen. Und wissen Sie: Auch Kalifornien ist ein direkte Demokratie. Im Bundesstaat konnte sich die Bevölkerung schon oft zu Klimavorlagen äussern. Und auch dort hat man nicht alle Vorschläge von der Regierung angenommen. Jetzt wagen wir einen zweiten Anlauf.

In Kalifornien werden die Waldbrände Jahr für Jahr schlimmer. In der Schweiz haben wir nun eine unwettertechnisch verheerende Woche hinter uns. Glauben Sie, solche Ereignisse werden auch hier zunehmen?
Wir kennen die Auswirkungen des Klimawandels. In Kalifornien sind diese sehr offensichtlich. Aber auch in der Schweiz werden sie immer sichtbarer: Die Gletscher schmelzen, Starkregen, der Temperaturanstieg und zunehmend mehr Trockenheit im Sommer. Das macht mir Sorgen. Je mehr der Klimawandel voranschreitet, desto heftiger werden diese Phänomene. Darum ist es so wichtig, dass wir uns in der Heimat und global engagieren.

Die Zustimmung für Klimavorlagen dürfte in Zukunft in der Schweiz zunehmen, wenn wir das Ausmass stärker zu spüren kriegen. So wie diese Woche.
Ja. Wenn die Bevölkerung die Auswirkungen sieht, wird sie sensibilisiert.

Diese Unwetter verursachen Kosten in Millionenhöhe. Wegen des Klimawandels dürfte das in Zukunft immer teurer werden. Wie sollen wir dafür aufkommen?
Momentan müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler die Kosten finanzieren. Darum suchen wir auch nach Möglichkeiten, dass klimafreundliche Massnahmen möglichst schnell zum Einsatz kommen. Davon profitieren letztlich alle.

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