Bündner Talbewohner klagt an
«Wir waren im Dorf eine Woche ohne Mobilfunknetz! Wir fühlen uns im Stich gelassen»

Giulio Scartazzini erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen Mobilfunkanbieter. Der Bündner betreibt in Promontogno GR eine Mühle und war für seine Kundschaft fast eine Woche nicht erreichbar.
Publiziert: 30.06.2024 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2024 um 19:28 Uhr
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Giulio Scartazzini betreibt in Promontogno GR einen Familienbetrieb.
Foto: Zvg
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Giulio Scartazzini (38) lebt in Promontogno GR in einem Postkartenidyll. Dem Unternehmer ist es jedoch jüngst zu idyllisch geworden. «Wir hatten fast eine Woche lang kein Mobilnetz und Internet mehr. Das kann doch im Jahr 2024 in der Schweiz nicht sein», ärgert er sich.

Gemeinsam mit seinem Bruder betreibt Scartazzini im Ort eine Mühle – und das bereits in zehnter Generation. Die Brüder und ihr Team verarbeiten Kastanien und verschiedene Getreidesorten. «Plötzlich war ich für meine Kundschaft nicht mehr erreichbar. Für mein Geschäft ist so etwas katastrophal», erzählt er. Seine Kunden würden ihn immer auf seinem Mobiltelefon anrufen. 

«In der Stadt wäre man nie so lange ohne Netz»

Das war am Samstag vor einer Woche. Anfangs ging er noch davon aus, dass das Problem in kurzer Zeit behoben wird. Wie ihm ging es auch anderen Einwohnerinnen und Einwohnern in Promontogno und den umliegenden Dörfern. «Mehrere Leute in meinem Umfeld sind auch Salt-Kunden und konnten ihr Handy nicht mehr nutzen.» Gerade für ältere Leute, die nicht mehr so mobil sind, sei das ein Problem. «Oder man stelle sich vor, es gäbe einen Notfall und das Netz funktioniert nicht», so der Kleinunternehmer. 

Scartazzini kontaktierte übers Festnetz seinen Anbieter, das Telekommunikationsunternehmen Salt. «Dort sagte man mir, dass das Problem noch am selben Tag behoben wird», sagt er. Doch auch am Folgetag funktionierte nichts. Scartazzini rief jeden Tag mehrfach auf der Salt-Hotline an, jedoch ohne Ergebnis. Sein Verdacht: «So etwas passiert nur in kleinen Tälern, in denen wenig Menschen leben. In der Stadt wäre man nie so lange ohne Netz. Wir fühlen uns im Stich gelassen.»

Aus Angst, Kunden zu verlieren, wollte er gar den Anbieter wechseln. «Doch für die Kündigung des Vertrags hätte ich eine Gebühr von 200 Franken zahlen müssen», sagt Scartazzini. Einige Leute hätten auf dem Festnetz im Dorfladen angerufen, weil sie ihn nicht erreichen konnten. In den Dörfern der Gemeinde Bregalia leben gut 1500 Menschen.

Das sagt Salt

«Wir nehmen die Sorgen unserer Kunden und Kundinnen ernst, unabhängig von ihrer Wohnregion», teilt Salt auf Anfrage mit. Ein Unwetter habe in Promontogno zu einem Ausfall der Anlagen geführt. Dabei sind zentrale Glasfaserkabelverbindungen zerstört worden, was schliesslich auch zum Ausfall in der Region führte. «Wir verstehen die Frustration der betroffenen Kundinnen und Kunden und bedauern die entstandenen Unannehmlichkeiten», heisst es weiter. Vorübergehende Netzausfälle wären jedoch kein Grund für eine kostenfreie Kündigung. 

Nach knapp einer Woche war das Mobilfunknetz am Donnerstagnachmittag schliesslich wieder verfügbar. Die Wiederherstellung könne je nach Situation aufgrund geografischer und technischer Herausforderungen unterschiedlich lange dauern. Damit ist Scartazzini für seine Kunden wieder erreichbar. Er hofft, dass die Mühlen bei Salt künftig schneller drehen, sollte es wieder Probleme geben. 

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