Seit dem 26. Juni ist die Homeoffice-Pflicht als Massnahme gegen die Corona-Pandemie Geschichte. Arbeitgeber dürfen ihre Angestellten wieder ins Büro beordern. Doch viele Angestellte haben sich inzwischen ans Arbeiten in den eigenen vier Wänden gewöhnt – und würden es zumindest teilweise am liebsten dabei belassen.
Eine Comparis-Umfrage zeigt zudem: Im Homeoffice arbeiten zu dürfen, ist auch Lohnsache. So gab ein Viertel aller Befragten mit einem Lohn von mehr als 8000 Franken pro Monat an, mindestens 90 Prozent der Arbeitszeit von zuhause aus zu bestreiten. Bei Teilnehmenden mit einem Monatslohn von weniger als 4000 Franken waren es hingegen nur rund zehn Prozent, die grösstenteils im eigenen Daheim arbeiteten.
«Schon etwas frech»
Bei vielen Büezern, die selbst während der schlimmsten Monate der Pandemie am Arbeitsplatz die Stellung gehalten haben, stossen Forderungen zur Normalisierung der Homeoffice-Arbeit sauer auf. So wird Logistik-Lehrtochter Nikolina Magdic (18) von «20 Minuten» zitiert: «Es ist schon etwas frech, wenn Büroangestellte nun verlangen, weiter Homeoffice machen zu wollen.» Sie würde auch gern mal später aufstehen und im Bademantel arbeiten.
Bäcker-Konditor Dominik (21) sieht das ähnlich: Manche hätten den Bezug zur Realität verloren, sagt er. Dass sich viele trotz der oft besseren Arbeitsbedingungen im Büro beschweren, versteht er nicht: «Wenn man sich dennoch ständig beklagt und nur die negativen Seiten sieht, geht das für mich schon in Richtung Undankbarkeit.»
Ehemaliger VBZ-Personalchef teilt aus
Rückendeckung erhalten die Büezer vom ehemaligen Personalchef der Verkehrsbetriebe Zürich. Jürg Buckmann sieht die Entwicklung zu mehr Homeoffice für Leute mit höherem Bildungsabschluss kritisch: «Es besteht die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft.» Leute, die ohnehin schon bessere Arbeitsbedingungen hätten, könnten nun auch noch von zuhause aus arbeiten. Eine Möglichkeit, die Arbeitern oft vorenthalten blieben.
Viel wichtiger als die Wünsche jedes einzelnen Arbeitnehmers zu berücksichtigen, sei nun der gesellschaftliche Zusammenhalt, so Buckmann. (ste)