Brittany Kaiser am 3. Digital Gipfel
Von der Whistleblowerin zur Datenschützerin

Brittany Kaiser hat einen grossen Wandel hinter sich. Als Mitarbeiterin von Cambridge Analytica beeinflusste sie Wahlen, verhalf Donald Trump und dem Brexit zum Erfolg. Heute kämpft sie als Aktivistin für Datenschutz.
Publiziert: 23.08.2021 um 09:14 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2021 um 10:43 Uhr
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Kämpft für besseren Datenschutz: Brittany Kaiser.
Foto: Thomas Meier
Christian Kolbe

Brittany Kaiser hat im Alter von 33 Jahren schon eine ganze Reihe von Karrierebrüchen hinter sich: erst Idealistin, dann Manipulatorin, später Whistleblowerin und nun Warnerin. Als Datenschutzaktivistin warnt die Amerikanerin davor, was passiert, wenn wir zu sorglos mit unseren Daten umgehen. Das wird sie auch als Botschaft an den 3. Digital Gipfel Schweiz mitbringen, der am Montag und Dienstag in Zürich stattfindet.

«Own your data» («Besitze deine Daten»), steht auf dem Anhänger der Halskette, die Kaiser bei ihren Auftritten gerne trägt. Mit der gleichnamigen Stiftung will die Aktivistin auf Gefahren hinweisen, was manipulative Datenkraken mit unseren Nutzerdaten alles anstellen können, wie sie Wahlen und Abstimmungen beeinflussen, ja vielleicht sogar gewinnen können.

Weltbekannt wurde Kaiser, als sie 2018 daran beteiligt war, die Machenschaften der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica aufzudecken, für die sie über drei Jahre lang gearbeitet hatte.


Erste Erfahrungen bei Obama

Geboren in Houston und aufgewachsen in einer liberalen Familie in Chicago, interessierte sich Kaiser früh für Politik. Sie startete ihre erste Kampagne im Alter von 13 Jahren, wie sie vor ein paar Monaten dem «Wyoming Chronicle» in einem Videointerview sagte. Damals ging es um Umweltschutz, später liess sie sich an verschiedenen Universitäten in Schottland und England zur Menschenrechtsanwältin ausbilden, arbeitete für Amnesty International.

Die Studien unterbrach die damals Zwanzigjährige, um 2007 als eine der fünf ersten Mitarbeiterinnen beim Social-Media-Team von Barack Obama (60) anzuheuern. Der demokratische Präsidentschaftskandidat erkannte früh die Bedeutung von sozialen Netzwerken und den darin schlummernden Datenschätzen – und wusste dies erfolgreich für seinen Wahlkampf zu nutzen.

Unter anderem ging es darum, Nichtwähler zum Gang an die Urne zu bewegen. «Für mich waren Daten immer etwas Gutes», erzählte die Aktivistin in einem früheren Gespräch mit Blick. «Bei Cambridge Analytica habe ich dann gelernt, dass sie leicht missbraucht werden können. Und dass die Folgen verheerend sind.»

Wechsel zur Propaganda-Firma

2015 braucht die Doktorandin in London einen gut bezahlten Job und neue Instrumente für die Datenanalyse, um ihre Doktorarbeit abzuschliessen. Beides bietet ihr Alexander Nix (46), damals Chef von Cambridge Analytica. Kaiser soll neue Kunden gewinnen, steigt in der Hierarchie der Propaganda-Firma schnell auf. Und wird Augenzeugin des vielleicht grössten Datenmissbrauchs der Geschichte.

Die Folgen des Missbrauchs: die Wahl von Donald Trump (75) und die erfolgreiche Brexit-Kampagne. Davon ist Kaiser felsenfest überzeugt. Sie schämt sich heute dafür und bereut, nicht früher an die Öffentlichkeit gegangen zu sein.

Das Perfide: Cambridge Analytica erschleicht sich die Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern, verschickt unter anderen gezielt Negativbotschaften an potenzielle demokratische Wähler, um diese vom Wählen abzuhalten.

Die Angst der Whistleblowerin

Nach langem Zögern beschliesst Kaiser 2018 auszupacken, wird zur Whistleblowerin. «Das ist wie der Sprung von der Klippe – ohne zu wissen, ob sich der Fallschirm auch wirklich öffnet», offenbart sie sich im «Wyoming Chronicle». Sie hat grosse Angst, als sie in der Netflix-Doku «The Great Hack» die Methoden der Datenmanipulation enthüllt. Cambridge Analytica ist heute Geschichte, Facebook-Chef Mark Zuckerberg (37) musste unter anderem wegen der Aussagen von Brittany Kaiser vor dem US-Kongress antraben.

Sie selbst wird vom FBI befragt, sagt vor 15 Untersuchungskommissionen aus – vor allem in den USA und Grossbritannien, schreibt ein Buch über ihre Zeit bei Cambridge Analytica. Ihre Botschaft ist klar: «Schafft endlich Regulierungen, damit Daten und die Privatsphäre besser geschützt sind!»

Gier auf Daten

Daten seien heute der wertvollste Rohstoff der Welt, mehr wert als Gold oder Öl. Und Corona habe ihren Wert noch ansteigen lassen. «Wir haben in der Pandemie ein total digitales Leben entwickelt, sitzen rund um die Uhr vor dem Bildschirm, die Gefahr der Manipulation nimmt weiter zu», warnt Kaiser. Die Gier auf Daten sei in der Pandemie noch stärker geworden.

Datenschutz und die digitale Welt sind der Aktivistin jetzt ein grosses Anliegen, der Umweltschutz war es schon immer. Auch deshalb sitzt Brittany Kaiser seit Dezember 2020 im Vorstand einer Firma, die Bitcoins schürft – und dies künftig günstig und vor allem nachhaltig mit erneuerbaren Energien tun will.

Wie schafft man Vertrauen in der digitalen Welt?

Am 23. und 24. August findet der 3. Digital Gipfel Schweiz im Hotel Dolder Grand in Zürich statt. Das digitale Gipfeltreffen vereint ein hochkarätiges Publikum aus Politik und Wirtschaft, um an zwei Tagen Themen rund um Auf- und Ausbau von Vertrauen in der digitalen Welt zu diskutieren. Gastgeber des Anlasses sind Marc Walder (56), CEO von Ringier und Gründer der Standortinitiative digitalswitzerland, Urs Schaeppi (61), CEO von Swisscom, und Stefan Rösch-Rütsche, Schweiz-Chef des Beratungsunternehmens EY.

Am Montag werden IKRK-Präsident Peter Maurer (65) und UBS-Chef Ralph Hamers (55) über die Herausforderungen bei der Digitalisierung der grössten Hilfsorganisation der Welt bzw. einer Grossbank sprechen.

Am zweiten Tag treten unter anderen auf: Bundeskanzler Walter Thurnherr (58) als Delegierter des Bundesrates für digitale Transformation, Francesco Bonfiglio, CEO des europäischen Dateninfrastruktur-Projekts GAIA-X, und Valentin Stalf (35), Gründer und CEO der Digitalbank N26.

Ebenfalls einen Auftritt haben Brittany Kaiser (33), Cambridge-Analytica-Whistleblowerin, sowie alt Bundesrätin Doris Leuthard (58), Präsidentin der Swiss Digital Initiative (SDI).

Digitalswitzerland ist auch Veranstalterin des Schweizer Digitaltages. Dieser findet dieses Jahr am 10. November an verschiedenen Standorten in der Schweiz statt.

Am 23. und 24. August findet der 3. Digital Gipfel Schweiz im Hotel Dolder Grand in Zürich statt. Das digitale Gipfeltreffen vereint ein hochkarätiges Publikum aus Politik und Wirtschaft, um an zwei Tagen Themen rund um Auf- und Ausbau von Vertrauen in der digitalen Welt zu diskutieren. Gastgeber des Anlasses sind Marc Walder (56), CEO von Ringier und Gründer der Standortinitiative digitalswitzerland, Urs Schaeppi (61), CEO von Swisscom, und Stefan Rösch-Rütsche, Schweiz-Chef des Beratungsunternehmens EY.

Am Montag werden IKRK-Präsident Peter Maurer (65) und UBS-Chef Ralph Hamers (55) über die Herausforderungen bei der Digitalisierung der grössten Hilfsorganisation der Welt bzw. einer Grossbank sprechen.

Am zweiten Tag treten unter anderen auf: Bundeskanzler Walter Thurnherr (58) als Delegierter des Bundesrates für digitale Transformation, Francesco Bonfiglio, CEO des europäischen Dateninfrastruktur-Projekts GAIA-X, und Valentin Stalf (35), Gründer und CEO der Digitalbank N26.

Ebenfalls einen Auftritt haben Brittany Kaiser (33), Cambridge-Analytica-Whistleblowerin, sowie alt Bundesrätin Doris Leuthard (58), Präsidentin der Swiss Digital Initiative (SDI).

Digitalswitzerland ist auch Veranstalterin des Schweizer Digitaltages. Dieser findet dieses Jahr am 10. November an verschiedenen Standorten in der Schweiz statt.

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