Die Schweiz hat das Boostern verschlafen. Erst gerade 16,3 Prozent der Bevölkerung haben die dritte Impfdosis bereits erhalten. Im europäischen Vergleich landet die Schweiz damit auf den hinteren Plätzen. Nur gerade Finnland (9,6 Prozent) und Polen (14,7 Prozent) weisen eine noch tiefere Booster-Quote aus, wie die «NZZ» am Montag berichtet.
Der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden der Schweiz: Wir haben hierzulande zu spät angefangen. Die Drittimpfungen von Pfizer/Biontech sowie Moderna wurden erst Ende Oktober zugelassen –und auch das zuerst nur für Personen über 65. Es verging fast ein weiterer Monat, bis die Eidgenössische Impfkommission ihren Entscheid revidierte und die Booster-Empfehlung auch für Unter-65-Jährige aussprach.
Sinnbildlich für den schleppenden Booster-Start steht auch die landesweite Impfwoche Anfang November: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) konzentrierte sich damals noch auf Erst- und Zweitimpfungen. Andere europäische Länder hatten ihren Fokus zu diesem Zeitpunkt längst auf die Drittimpfungen gelegt.
Anteil Bevölkerung mit dritter Impfung in Prozent | |
Grossbritannien | 37,4 |
Österreich | 35 |
Ungarn | 31,8 |
Deutschland | 27,3 |
Irland | 27 |
Belgien | 26 |
Griechenland | 25 |
Serbien | 23,8 |
Dänemark | 23,7 |
Frankreich | 23 |
Italien | 22,5 |
Portugal | 21,6 |
Spanien | 21,6 |
Norwegen | 20,8 |
Litauen | 18,5 |
Schweden | 17,8 |
Slowenien | 17,8 |
Tschechien | 17,2 |
Schweiz | 16,3 |
Polen | 14,7 |
Finnland | 9,6 |
Quelle: World in Data, BAG
Nachbarländer deutlich vorne
So schneiden zum Beispiel Grossbritannien und Österreich im europäischen Vergleich gut ab. Mit einer Booster-Quote von 37,4 respektive 35 Prozent stehen sie an der Spitze des Rankings. Auch unsere Nachbarländer Deutschland (27,3 Prozent), Frankreich (23 Prozent) und Italien (22,5 Prozent) liegen deutlich vor der Schweiz.
Experten weltweit rechnen der Auffrischungsimpfung eine hohe Bedeutung zu. Einerseits, weil die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Corona-Ansteckungen nach sechs Monaten nachweislich nachlässt. Andererseits, weil die Omikron-Variante nach ersten Erkenntnissen deutlich ansteckender ist.
Wir impfen auch langsamer
Mittlerweile hat die Booster-Kampagne in der Schweiz zwar etwas Fahrt aufgenommen. Doch impft man hierzulande immer noch langsamer als in den Nachbarländern Österreich und Deutschland, wie die erhobenen Zahlen der «NZZ» zeigen.
Die Hoffnung besteht allerdings, dass die Schweiz bald zulegen kann. Der Bundesrat hat das Regime für Auffrisch-Impfungen am vergangenen Freitag überarbeitet. Neu können sich Impfwillige bereits nach vier Monaten boostern lassen. Bisher belief sich die Wartefrist auf sechs Monate. Die Kantone wurden von der verkürzten Frist aber überrumpelt, setzen diese noch nicht um. Vielerorts erhalten Impfwillige derzeit weiterhin nur einen Termin, wenn seit der Zweitimpfung ein halbes Jahr verstrichen ist. (nim)