Eigentlich lief für das Biotech-Unternehmen alles wie am Schnürchen. Die Firma Molecular Partners aus Schlieren ZH entwickelte innert Monate ein funktionierendes Corona-Medikament. Die Zahlen aus der Phase 2-Studie lassen staunen: 80 Prozent weniger Hospitalisierungen. Kein Patient, der Ensovibep verabreicht bekommen hatte, ist gestorben.
Die Biotech-Firma hat die Rechte am Medikament an Novartis für 150 Millionen Franken verkauft. Und der Basler Pharmamulti hat diesen Winter in Amerika die Notfallzulassung dafür eingereicht. Seither ist es aber ruhig geworden um die Schweizer Corona-Hoffnung. Und das hat seine Gründe, zeigen nun Recherchen.
Der Aktienkurs rasselt in den Keller
Der Hauptgrund heisst Omikron. Laut Aussagen von Molecular Partners ist das Medikament zwar gegen alle bisher bekannten Varianten wirksam. Aber Omikron löst mildere Verläufe aus. Es gibt weniger Schwerkranke. Und damit ist die Dringlichkeit für eine Notfallzulassung vom Tisch. Die US-Behörde FDA will Ensovibep vorerst noch nicht zulassen, fordert mehr Daten. Und dafür braucht es eine aufwendige Phase-3-Studie.
«Wir arbeiten mit der FDA zusammen», schreibt ein Novartis-Sprecher auf Anfrage von Blick. Man werde die gewünschten Daten liefern. Wie das Studiendesign aussehen wird und wann die Studie startet, kann Novartis noch nicht sagen. Novartis-CEO Vas Narasimhan (45) hat laut «Finanz und Wirtschaft» allerdings Bedenken geäussert, ob eine solche Studie «im Lichte weltweit sinkender Covid-Raten» überhaupt noch durchführbar ist.
Auch wenn Ensovibep noch alles andere als gescheitert ist, sind das schlechte Nachrichten für Molecular Partners. Mitte Januar kostete die Aktie der Firma aus Schlieren fast 29 Franken, heute sind es nur noch knapp 7 Franken. Die Firmen-Anteile sind nicht mehr mal ein Viertel so viel wert wie vor vier Monaten.
Es winkt das grosse Geld
Molecular Partners gibt sich auf Anfrage von Blick dennoch zuversichtlich. «Ensovibep funktioniert so, wie wir es uns erhofft haben, und wir glauben weiterhin an das Programm», sagt Sprecher Thomas Schneckenburger. Man arbeite eng mit Novartis zusammen. «Unser grosses Ziel ist natürlich, dass das Medikament auf den Markt kommt.»
Einmal zugelassen, würde wohl das grosse Geld winken. Das Biotech-Unternehmen hat Anspruch auf eine Lizenzgebühr von 22 Prozent auf den Umsatz von Ensovibep.
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«Finanziell komfortabel aufgestellt»
«Wir haben Ensovibep unter Hochdruck entwickelt und alles getan, um in dieser Krise zu helfen», sagt Schneckenburger. Darauf sei man als Team stolz. Aber der stark gefallene Aktienkurs beschäftigt. Schneckenburger versichert: «Wir sind für mindestens drei Jahre komfortabel finanziert.» Man arbeite mit Hochdruck an neuen Molekülen und Projekten.
In der Schweiz ist das Medikament nicht zur Prüfung eingereicht. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat sich im August 2020 das Vorkaufsrecht an Ensovibep gesichert.