Noch im Oktober war klar: Einen weiteren Lockdown können wir uns nicht leisten. Von Milliardenkosten für die Wirtschaft war die Rede, Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt (60) warnte davor, «die Wirtschaft abzuwürgen». Nun scheint der Widerstand in der Wirtschaft etwas zu bröckeln, auch wenn Vogt nach wie vor sagt, es gelte, einen zweiten Lockdown zu vermeiden.
Mit einer Ausnahme: «Einzig wenn die Fallzahlen explodieren würden, wäre diese Massnahme in Betracht zu ziehen.» Vogt setzt auf das Prinzip Hoffnung, das Christkind soll sinkende Fallzahlen bringen. «Über Weihnachten wird es zu einem natürlichen Slowdown kommen. Viele Firmen haben zwischen Weihnachten und Neujahr Betriebsferien.»
Aus Kreisen der Corona-Taskforce ist zu vernehmen, ein Lockdown sei ein heiss und viel diskutiertes Thema. Die Experten dürften diese Option dem Bundesrat wohl schon mehrmals unterbreitet haben.
Selbst Gewerkschaften wollen erst mal abwarten
Selbst Economiesuisse, der Dachverband der Wirtschaft, scheint diese Option in Betracht zu ziehen und formuliert schon mal Wünsche, in welchem Rahmen ein Lockdown daherkommen müsste. Präsident Christoph Mäder (60) sagt zu BLICK: «Die epidemiologische Lage ist schwierig, es ist nachvollziehbar, dass man über weitere Verschärfungen nachdenkt.»
Ein Lockdown sollte dabei das letzte Mittel bleiben. Komme es zu Verschärfungen, sollten diese «verhältnismässig und verständlich sein». Das heisst: Wenn, dann bitte einen Lockdown nach Schweizer Art, also ohne Ausgangssperren, aber dafür mit möglichst weiterlaufender Produktion in der Industrie.
Zurückhaltende Gewerkschaften
Erstaunlich: Auch die Gewerkschaften sind zurückhaltend, wenn es um einen neuen Lockdown geht. Auf Anfrage von BLICK schreibt Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (52): «Erst vor drei Tagen hat der Bundesrat wichtige Massnahmen ergriffen. Wenn sie nicht die gewünschten Wirkungen erzielen, ist es am Bundesrat, neue Massnahmen zu beurteilen.»
Ein Ruf nach einem sofortigen Runterfahren der Wirtschaft klingt anders. Denn es stehen nicht nur Milliarden Franken, sondern auch viele Jobs auf dem Spiel.