Jan-Egbert Sturm (51) sitzt im Zug, als ihn BLICK am Telefon erreicht. Der Ökonom und Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich berät die Corona-Taskforce des Bundesrates in Wirtschaftsfragen. Er ist auf dem Rückweg von einer Sitzung des Gremiums in Bern und bestätigt: «Ja, seit ein paar Tagen ist der Mini-Lockdown öfters Thema in der Taskforce.»
Doch der Ökonom warnt zugleich: «Es geht darum, Lockdowns wenn immer möglich zu verhindern.» Denn diese seien «wirtschaftlich und gesellschaftlich sehr kostspielig».
Konkret: «Ein dreiwöchiger Lockdown kostet die Wirtschaft sicher einige Milliarden Franken», sagt Sturm. Drei Wochen? Gestern war noch von einem Mini-Lockdown von zwei Wochen die Rede. «Wir haben schon im Frühling gesehen, dass drei Wochen Lockdown nicht gereicht haben», dämpft der Konjunkturforscher die Erwartungen. «Wer einen Mini-Lockdown macht, der muss sicher sein, dass die Fallzahlen auch nachher tief bleiben», ist Sturm überzeugt. Denn sonst drohe ein Jo-Jo-Effekt wie beim Abnehmen.
«Wirtschaft nicht abwürgen»
Für die Wirtschaft wäre es eine Katastrophe. Denn was bei einem Lockdown wirklich ins Geld geht, sind die Kosten für das Abbremsen beziehungsweise wieder Hochfahren der Wirtschaft. «Es geht nun darum, das beste Schutzkonzept zu finden, mit dem die Wirtschaft weiterarbeiten und die Gesellschaft vernünftig leben kann», schliesst Sturm.
Es wird ein Marathon
Dem dürfte Valentin Vogt (60) zustimmen. «Wir müssen uns auf einen Marathon einstellen», sagte der Arbeitgeberpräsident zu Blick TV. «Die Massnahmen, die der Bundesrat nun beschlossen hat, werden uns für Monate begleiten.»
Für Vogt ist klar: Ein zweiter Lockdown wäre der falsche Weg. «Wir müssen schauen, dass wir die Wirtschaft nicht abwürgen», warnt der Arbeitgeberpräsident. Denn es gebe bereits einige Branchen, wie etwa den Tourismus oder die Uhrenindustrie, in denen viele Betriebe ums Überleben kämpften.