Biontech-Gründerpaar
Covid-Pioniere versprechen mRNA-Krebsimpfung bis 2030

Das Ehepaar hinter der Biontech/Pfizer-Impfung gegen Covid ist zuversichtlich, noch vor 2030 eine Impfung gegen Krebs auf den Markt zu bringen. Die Wissenschaftler wollen nicht zu viel versprechen, hätten mit mRNA-Technologie aber «eine Reihe von Durchbrüchen erzielt».
Publiziert: 17.10.2022 um 03:42 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2022 um 07:24 Uhr
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Ugur Sahin (l) und Ozlem Türeci: Die seit 2002 verheirateten Biontech-Gründer sind Covid-Impfstoff-Pioniere.
Foto: Keystone

Das Ehepaar hinter Biontech, das einer der ersten Covid-Impfstoffe zum Durchbruch verhalf, sieht sich bald am Ziel. Ugur Sahin (57) und Ozlem Türeci (55) hatten Biontech vor allem gegründet, um an der neuen mRNA-Technologie zur Bekämpfung von Krebs zu arbeiten. Jetzt sind sie zuversichtlich, dass ihr erster Impfstoff zur Krebsbekämpfung noch vor 2030 auf breiter Basis verfügbar sein soll.

Als die Coronavirus-Pandemie begann, verschob das Ehepaar die Krebsforschung und richtete seinen Fokus auf einen Covid-Impfstoff. Dazu spannte Biontech mit dem US-Pharmariesen Pfizer zusammen. Die aus der Pandemie gezogenen Lehren, so zeigen sich der Professor und die Professorin jetzt überzeugt, hätten ihre mRNA-Krebsforschung beschleunigt.

In einer BBC-Talkshow sagte Türeci am Sonntag: «Was wir über Jahrzehnte für die Entwicklung von Krebsimpfstoffen entwickelt haben, war der Rückenwind für die Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs.» Jetzt gebe der entwickelte Covid-Impfstoff der Arbeit im Bereich Krebs etwas zurück. Man habe gelernt, wie man Impfstoffe besser und schneller herstellen könne und wie das Immunsystem auf mRNA «bei einer grossen Anzahl von Menschen» reagiere.

«Reihe von Durchbrüchen erzielt»

Auch die Erfahrungen von Gesundheitsbehörden durch Covid mit mRNA-Impfstoffen und dem Umgang mit ihnen werde «definitiv auch unsere Krebsimpfstoffentwicklung beschleunigen», so Türeci. Auf die Frage, wann Krebsimpfstoffe allgemein verfügbar sein könnten, antwortete Sahin, dies werde «vor 2030» der Fall sein.

Türeci: «Wir haben das Gefühl, dass die Heilung von Krebs oder die Veränderung des Lebens von Krebspatienten in greifbarer Nähe liegt.» Als Wissenschaftlerin versuche sie bescheiden zu bleiben und nicht zu viel zu versprechen: «Wir zögern immer zu sagen, dass wir ein Heilmittel für Krebs haben werden.» Im Labor hätten sie «eine Reihe von Durchbrüchen erzielt».

Ein mRNA-Krebsimpfstoff würde ähnlich wie der von Covid funktionieren. Das Biontech/Pfizer-Impfmittel gegen Covid verwendet mRNA, um dem Körper einen Bauplan des Spike-Proteins des Coronavirus zu geben. Dadurch werden die Zellen angewiesen, Kopien des Proteins herzustellen. Ein mRNA-Krebsimpfstoff wiederum soll den Körper einer Person dazu bringen, Antigenmoleküle zu bilden, die auf ihrem Tumor zu finden sind, so dass das Vakzin alle nach einer Operation verbliebenen Zellen erkennen und beseitigen kann.

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Zahlreiche Mittel im Versuchsstadium

Biontech ist nicht das einzige Pharmaunternehmen, das an einer Krebsimpfung forscht. Zahlreiche Pharmakonzerne haben Mittel im Versuchsstadium. Im August erklärte Moderna, das eigene Covid-Impfstoffe herstellt, dass es Biontech und Pfizer wegen Patentverletzung im Zusammenhang mit dem Impfstoff Covid-19 verklagen werde.

Moderna gibt im Wesentlichen an, Biontech habe Schlüsselelemente seiner mRNA-Technologie kopiert. Dazu erklärte Sahin: «Wir haben 20 Jahre Forschung in die Entwicklung dieser Art von Behandlungen investiert. Selbstverständlich werden wir für unser geistiges Eigentum kämpfen.» Man habe alles selber und unabhängig erforscht.

Das Ärztepaar hofft, dass sein mRNA-Krebsvakzin zu neuen Behandlungen für Melanome, Darmkrebs und anderen Tumorarten führt. (kes)

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