Blick machte sich im Sommer 2021 auf die Reise. Und begleitete die Speichelproben, die die Firma Viselio am Flughafen Zürich einsammelte, um sie in Tschechien im Labor analysieren zu lassen. 611 Kilometer entfernt in Karlsbad!
Dafür spart die Firma Viselio immens – und kann Tiefstpreise für die PCR-Speicheltests offerieren. 99 Franken verlangt das Unternehmen für den PCR-Test mit Laboranalyse in Tschechien.
Das Karlsbader Labor erfüllt alle europäischen Standards. Die Arbeit ist sorgfältig, der Maschinenpark neu, das Resultat locker mit der Schweiz vergleichbar – und von allen Airlines und Hotels anerkannt. Das reicht dem Kanton Zürich offenbar nicht. Die Gesundheitsdirektion hat Bedenken angemeldet, wie der Tages-Anzeiger berichtet.
«Das BAG hat die Testauswertung im Ausland durch Viselio in mehreren Kantonen toleriert, nun hat die Gesundheitsdirektion Zürich Ende Jahr jedoch interveniert», sagt Sprecher Jérôme Weber von der Gesundheitsdirektion.
Viselio hat nun ein Schweizer Labor an Bord
Der Kanton verlange, dass private Betriebe, die Corona-Tests im Ausland auswerten lassen, zwingend ein Schweizer Labor einbeziehen müssen – quasi als Kontrollinstanz. «Dieses ist für die Einhaltung der Schweizer Vorgaben verantwortlich und wird von der Aufsichtsbehörde Swissmedic überwacht», sagt Weber. Man wolle damit eine Testauswertung unter den gleich hohen Standards wie in der Schweiz gewährleisten. Ausserdem gehe es um die Meldepflicht hierzulande für Corona-Positive.
Fällt nämlich ein Corona-Test in Karlsbad positiv aus, gelangte die Information bislang nicht bis zum Contact-Tracing in der Schweiz. Niklas Zeller, Chef von Viselio, bestätigt die Auflagen des Kantons. Die im Karlsbader Labor eingesetzten Verfahren seien mit jenen in Schweizer Labors identisch. Da Viselio nun eine Partnerschaft mit einem hiesigen Labor eingegangen ist, kann das Unternehmen weiter mit dem Labor in Karlsbad zusammenarbeiten.
Preisüberwacher kritisiert Labor-Preise in der Schweiz
Der Preisüberwacher hält die Schweizer Preise für Labor-Auswertungen im internationalen Vergleich für zu hoch: Er ortet ein jährliches Sparpotenzial von über 1,5 Milliarden Franken, wie er am Donnerstag bekannt gab. In einigen Fällen bezeichnet der Preisüberwacher die Unterschiede als «unverhältnismässig gross».
Gerade die Schweizer Praxislaboratorien schneiden dabei schlecht ab. So kostet dort gemäss Preisüberwacher etwa eine Blutuntersuchung 31-mal mehr als in Deutschland, eine Kreatinin-Analyse zur Überwachung einer Niereninsuffizienz 18-mal mehr. (uro)