Ein Märchenschloss, umgeben von Skandalen und Star-Glamour, sucht einen neuen König – oder eine Königin. Das berüchtigte Schlossbüel in Goldingen bei Eschenbach SG, einst Heimstatt der Hollywood-Diva Lilli Palmer (1914–1986), steht zum Verkauf, wie die «Linth-Zeitung» am Mittwoch berichtet. Doch Vorsicht: Dieses Juwel kommt mit einer Geschichte, die nicht jeder Immobilienmakler auf dem Silbertablett präsentiert.
Auf den ersten Blick sieht alles gut und luxuriös aus. Die Zuger Firma Residence Immobilien preist die angebliche Traum-Immobilie mit einem Video an – und trägt darin ganz schön dick auf: Während ein Mercedes-Jeep die Privatstrasse hoch zum Schlossbüel fährt, spricht die Stimme im Hintergrund vom Traum, «Prinzessin oder Prinz» zu werden. Der Verkaufspreis? Unbekannt.
Vom Landhaus zur pompösen Villa
Von 1960 bis in die 1990er-Jahren stand auf dem 8000 Quadratmeter grossen Grundstück ein Landhaus, in dem hauptsächlich die deutsche Schauspielerin Lilli Palmer lebte. 1999 wurde das alte Domizil von einem deutschen Unternehmer und seiner Frau durch eine pompöse Villa ersetzt.
Es wurde zum Traumschloss mit Wintergarten, Tierstall, Biotop, Türmchen, Wellnesszone und Park. Der Kanton St. Gallen schätzte die Baukosten auf über zehn Millionen Franken. Pikant: Der Umbau war nicht nach Recht und Gesetz.
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Gemeinde schaute weg
Das St. Galler Verwaltungsgericht fällte 2008 ein vernichtendes Urteil: Viel zu grosszügig sei man bei der Genehmigung gewesen, denn das Grundstück liegt eigentlich in der Landwirtschaftszone.
Blick machte den Skandal im Jahr 2019 landesweit bekannt. So hat der deutsche Unternehmer viel mächtiger bauen lassen als ursprünglich bewilligt. Eigentlich hätte die Villa so wie geplant niemals realisiert werden dürfen.
Ehemals illegale Wellnessanlage gibts noch
Kleinere Bauten mussten wegen des Urteils wieder abgebrochen werden. Der ehemalige Gemeindepräsident Josef Blöchlinger reichte das heisse Eisen an seinen Nachfolger Cornel Aerne weiter. Er versichert, dass mittlerweile alles seine Richtigkeit hat. «Das Verfahren wurde in der ersten Hälfte der laufenden Legislatur mit Nachdruck behandelt und ist seit Frühjahr 2022 abgeschlossen», sagt Aerne gegenüber der Zeitung. Zusätzliche Teile der Liegenschaft hätten zurückgebaut werden müssen. «Das Gebäude befindet sich in rechtmässigem Zustand.»
Die damals illegal erbaute unterirdische Wellnessanlage gibt es aber noch immer. Ein Lift verbindet sie mit dem Ankleidezimmer. Das ist aus einem Video ersichtlich, das die Firma Residence Immobilien auf ihre Webseite gestellt hat.
Umbauten nicht mehr möglich
Wem dieser Luxus nicht passt oder wer noch grössere Vorstellungen hat, wird allerdings enttäuscht sein. Grössere Veränderungen liegen nicht drin. «Erweiterungen sind nicht mehr möglich», schreibt der Kanton auf Anfrage der «Linth-Zeitung».
An wen und für wie viel das Goldinger Schlossbüel verkauft wird, ist ungewiss. Auch fraglich ist, was mit dem eingangs erwähnten Video passiert ist – am Mittwochnachmittag war es auf der Website von der Zuger Residence Immobilien nicht mehr auffindbar. Klar ist indes: Wer hier einzieht, kauft mehr als nur Steine – er kauft ein Stück Lokalgeschichte, Skandale inklusive. (nim)
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