China scheint sich mit seiner restriktiven Corona-Strategie verzockt zu haben. Seit mittlerweile fast zwei Monaten befinden sich Millionen von Menschen in der Metropole Shanghai im Lockdown. Ein Ende der harten Massnahmen ist nicht in Sicht.
Die Null-Covid-Strategie sorgt international für Kritik. Die Weltgesundheitsorganisation WHO etwa hält die chinesische Corona-Politik nicht für umsetzbar, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. So sagt die Epidemiologin und WHO-Expertin Maria Van Kerkhove (45), dass es unmöglich sei, die weltweite Übertragung des Virus vollständig einzudämmen. Die WHO betont, dass man bei der Pandemie-Bekämpfung die Rechte des Einzelnen und die Menschenrechte respektieren müsse. Auch müssten die Covid-Massnahmen gegen die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft abgewogen werden.
Wissenschaftler warnen vor Monsterwelle
Chinesische Wissenschaftler halten dagegen: Im Magazin «Nature Medicine» warnen sie davor, dass eine vollständige Aufhebung der Null-Covid-Strategie zu einer Monsterwelle mit mehr als 1,5 Millionen Toten führen könnte. Nach ihren Berechnungen könnten sich in China innerhalb von sechs Monaten über 110 Millionen Menschen infizieren. Damit wären die Spitäler völlig überfordert.
Aktuell sind in China etwa 91 Prozent der Bevölkerung geimpft, 53 Prozent gar geboostert. Doch die Immunität durch Impfung würde nicht ausreichen, um Ausbrüche zu verhindern, so die Forscher. Es brauche deswegen eine Kombination verschiedener Massnahmen.
Der Widerstand in China wächst
Auch innerhalb von China nimmt der Widerstand gegen die rigorose Corona-Politik der Regierung zu. Ihrer Wut über die strengen Massnahmen in Shanghai machten viele Bewohner der Wirtschaftsmetropole im Internet Luft. Vielerorts gab es Berichte über Nahrungsmittelknappheit und Zusammenstösse mit Mitarbeitern der Gesundheitsbehörden. Proteste sind in China normalerweise höchst selten und werden von den Behörden schnell niedergeschlagen.
Zuletzt hat China auch in der Hauptstadt Peking die Massnahmen verschärft. Peking hatte in den vergangenen Wochen Hunderte Corona-Fälle gemeldet. (smt)