Peking in Alarmbereitschaft
Was ein Wirtschaftscrash in China für die Schweiz bedeutet

Chinas Wirtschaft ist wegen Corona am Boden. Peking dürfte sein Wachstumsziel für 2022 krachend verfehlen. Die Angst vor einem Wirtschaftscrash geht um. Was das für die Schweiz bedeuten würde, schätzt «Mister China» Ruedi Nützi für Blick ein.
Publiziert: 04.05.2022 um 00:49 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2022 um 09:11 Uhr
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Die chinesische Industrie steht weitestgehend still.
Foto: VCG via Getty Images
Nicola Imfeld

Was ist nur bei den Chinesen los? Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt befindet sich in der Krise. Wegen der Zero-Covid-Strategie verhängt Staatschef Xi Jinping (68) überall dort harte Lockdowns, wo es Corona-Ausbrüche gibt. Mit Shanghai ist das wirtschaftliche Epizentrum Chinas seit über einem Monat praktisch zu. Auch in der Hauptstadt Peking müssen die Menschen nun zu Hause bleiben – wegen 60 Corona-Fällen pro Tag.

In Peking herrscht deshalb Alarmbereitschaft – die chinesische Regierung fürchtet den wirtschaftlichen Absturz. Tatsächlich leiden längst nicht mehr nur Restaurants in China unter den Lockdowns. Auch die für Chinas Wirtschaft zentrale Industrie steht weitestgehend still – Lieferketten sind unterbrochen.

«Chinas Wirtschaft ist für die Schweiz relevant»

Von einem chinesischen Wirtschaftscrash wäre auch die Schweiz betroffen. Peking ist ein wichtiger Handelspartner für Bern, die Schweiz verfügt seit 2014 als einziges westeuropäisches Land über ein bilaterales Freihandelsabkommen mit China.

Heute sind über 1000 Schweizer Firmen im Reich der Mitte aktiv. «Viele Komponenten für die Produktion in der Schweiz kommen aus China. Die chinesische Wirtschaft ist für die Schweizer Wirtschaft relevant», sagt Wirtschaftsexperte Ruedi Nützi (65).

Der «Mister China» wirkte 15 Jahre als Direktor für Wirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und Leiter des angeschlossenen China-Centers. Nützi will nicht schwarzmalen. Die Schweizer Wirtschaft sei sehr innovativ und wettbewerbsfähig. «In dem Sinn hat die wirtschaftliche Entwicklung in China nur bedingt einen Einfluss auf die in der Schweiz», sagt er.

«Rezession würde Schweizer Wirtschaft treffen»

Schon jetzt, Anfang Mai, ist klar: China wird das Wachstumsziel für das laufende Jahr krachend verfehlen. Anstatt der 5,5 Prozent liegen laut Experten höchstens noch 3 bis 4 Prozent drin. Hält Xi Jinping an seiner Strategie fest, droht hingegen sogar eine Rezession.

Das hätte nach Ansicht des Experten vor allem gravierende Auswirkungen auf die USA und die EU. «Das Handelsvolumen Chinas mit den USA und der EU ist beträchtlich. Also würde eine Rezession auch die exportorientierte Schweizer Wirtschaft treffen», sagt Nützi.

Er sieht Xi Jingpings China in einem Dilemma zwischen Pandemie-Bekämpfung und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. «Aktuell überlagern politische Entwicklungen die wirtschaftlichen Interessen», sagt Nützi. Das ist schlecht – für China, die Weltwirtschaft und somit auch die Schweiz.

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