Sein Fall schlägt hohe Wellen im ganzen Migros-Imperium: Anton Gäumann (61). Das Migros-Aare-Urgestein, Chef der grössten, der zehn regionalen Genossenschaften des Dutti-Konzerns, muss sein Büro räumen. Er tritt vorzeitig in den Ruhestand. Das wurde am Dienstag bekannt.
Zwei Tage später kommt raus: Der Knall bei der Migros-Aare wurde von der Zentrale in Zürich ausgelöst, sie führte in diesem Fall auch entsprechende Untersuchungen aus. Ein Whistleblower, Angestellter der Migros, entthronte den mächtigen Regionalfürsten. Das schreibt nun die «Berner Zeitung». Im Sommer sei eine Meldung einer Person bei der Whistleblower-Meldestelle der Migros Aare eingegangen. Deren Name lautet: M-Concern.
Die Gründe für den vorzeitigen Abtritt
Die Plattform wird nicht von der regionalen Genossenschaft unterhalten, sondern vom Migros-Genossenschaftsbund mit Hauptsitz in Zürich. Hier können sich Angestellte aus dem ganzen Migros-Universum zu Missständen melden. Dazu gehören: Korruption, Verstösse gegen das Kartellrecht, Interessenskonflikte, Vermögensdelikte und Mobbing-Fälle. Damit die Whistleblower auf Wunsch anonym bleiben können, betreibt ein externes Unternehmen die Plattform.
Die Migros nennt als Grund für den Abtritt Gäumanns «Interessenskonflikte». Die internen Abklärungen hätten Hinweise auf «compliance-relevante» Vorgänge ergeben, heisst es. Mit Compliance ist regelkonformes Verhalten gemeint. Gäumann hat demnach Firmenaufträge an seine Ehefrau nicht lückenlos offengelegt.
Seine Frau trägt nicht den gleichen Nachnamen. Die Juristin betreibt in Bern eine Anwaltskanzlei. Die Migros Aare habe in den vergangenen Jahren Gäumanns Ehefrau als Expertin beigezogen, bestätigt die Migros-Pressestelle. Was genau hier genau bei der Abrechnung der Aufträge geschehen ist, legt das Unternehmen nicht offen.
Schärfere Compliance-Regeln der Migros-Zentrale
Interessant: Im vergangenen Jahr hat der Migros-Genossenschaftsbund die Compliance-Regeln verschärft. Wohl auch als Reaktion auf den Skandalfall um Damien Piller (63), den ehemaligen Präsidenten der Genossenschaft Migros Neuenburg-Freiburg.
Gut möglich ist also, dass Gäumann über die Regel-Verschärfung stolperte. Die Härte, mit der Gäumann für sein Verhalten bestraft wurde, wundert denn auch die «Berner Zeitung». Sie zitiert aus einer Antwort der Migros-Aare-Pressestelle, wonach Gäumann bloss gegen die Regel verstossen habe, «dass mögliche Interessenkonflikte in jedem einzelnen Fall gemeldet werden müssen».