Knall nach Unregelmässigkeiten
Migros-Aare-Chef Anton Gäumann tritt vorzeitig ab

Interne Abklärungen haben ergeben, dass es bei der Migros Aare zu nicht reglementskonformen Abläufen und Interessenskonflikten gekommen ist.
Publiziert: 09.11.2021 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2021 um 17:33 Uhr
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Knall bei Migros Aare: Anton Gäumann tritt per November zurück.
Foto: PETER KLAUNZER

Knall bei der grössten der zehn regionalen Genossenschaften der Migros: Anton Gäumann (61), der langjährige Geschäftsleiter, geht Mitte November vorzeitig in den Ruhestand.

Offenbar nicht ganz freiwillig.

Wie die Migros Aare am Dienstag mitteilte, haben die Verwaltung der in den Kantonen Bern, Aargau und Solothurn tätigen Genossenschaft und Gäumann bereits seit einiger Zeit Gespräche über eine personelle Erneuerung an der Spitze geführt. Dies mit Blick auf eine vorzeitige Pensionierung Gäumanns.

Nun wird diese Erneuerung vorgezogen, Gäumann gibt alle Mandate in der Migros-Genossenschaft ab.

Die internen Akblärungen hätten Hinweise auf «compliance-relevante» Vorgänge ergeben, heisst es weiter. Mit Compliance ist regelkonformes Verhalten gemeint. Im Interesse der Migros-Gemeinschaft habe Gäumann die Verantwortung für diese Vorgänge übernommen.

Welche Rolle spielt Gäumanns Ehefrau?

Auf Anfrage teilte die Medienstelle der Migros Aare mit, laut den internen Regeln der Migros müssten mögliche Interessenskonflikte in jedem einzelnen Fall gemeldet werden. «Diese Meldung erfolgte bei der als Rechtsanwältin tätigen Ehefrau von Anton Gäumann nicht vollständig». Die Migros Aare habe in den vergangenen Jahren Gäumanns Ehefrau als Expertin beigezogen.

Gäumann trage als Geschäftsleiter die Verantwortung dafür, dass bei der Freigabe von Rechnungen reglementskonform vorgegangen werde. Das sei bei einzelnen Rechnungen nicht der Fall gewesen. Die Abklärungen fanden laut der Medienstelle unter Einbezug externer Experten statt und sind abgeschlossen.

Gäumann seit 35 Jahren im Sold der Migros Aare

Die Migros Aare ist laut eigenen Angaben gemessen am Inlandumsatz die umsatzstärkste aller zehn regionalen Migros-Genossenschaften. Sie ging 1998 aus dem Zusammenschluss der Genossenschaften Bern und Aargau/Solothurn hervor und ist in diesen Kantonen tätig. Sie ist nach eigenen Angaben die grösste private Arbeitgeberin der drei Kantone.

Gäumann arbeitet seit 35 Jahren für die Migros Aare, welche ihren Sitz im bernischen Schönbühl hat. Für Thomas Aebersold, den Präsidenten der Verwaltung der Migros Aare, hat Gäumann in den 35 Jahren seiner Tätigkeit für das Unternehmen grosse Verdienste erworben.

Die Migros Aare steigerte 2020 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr. Er nahm um 1,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Franken zu. Der Gewinn hingegen sank wegen der Corona-Pandemie um 79 Prozent auf 5,3 Millionen Franken. Im Jahresdurchschnitt 2020 beschäftigte die Migros Aare 11'586 Angestellte in 7464 Vollzeitstellen.

Nachfolge übernimmt Reto Sopranetti

Gäumanns Nachfolger als operativer Leiter, Reto Sopranetti, ist 57-jährig und übernimmt den Chefposten interimistisch. Er führt dieses Amt ab Mitte November zusätzlich zu seiner aktuellen Verantwortung als Leiter der Direktion Retail (Supermarkt, Fachmarkt, Gastronomie).

Wie es bei der Migros üblich sei, werde vor der definitiven Besetzung der Geschäftsleiterstelle dieser Job ausgeschrieben, heisst es in der Mitteilung. Seit über 25 Jahren arbeitet Sopranetti für die Migros Aare. (SDA)

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